Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

ist. Ich bin gerne erbötig, die Ihnen aus meines Sohnes Thorheit erwachsene Unbill gut zu machen und ersuche Sie im Herbste, wenn man Sie zu Hause entbehren kann, Ihre Stelle bei mir wieder anzutreten. Die Mutter seufzte, als Clara so weit gelesen hatte, und sagte in traurigem „So wirst Du wohl wieder fort¬ Tone: wollen? gehen 1 — — ab O Clara lachte munter: „Wenn Du mich nicht los werden willst, bleibe ich hier wo ich jetzt nöthig bin. Weißt, Mutterl lieb,“ fügte sie mit einem innigen Hände¬ druck bei, „ich hab' schon Zeit gehabt einsehen zu lernen, daß der Glanz, welcher Einen in einer solchen Stelle, wie ich sie hatte, umgibt, nicht so beglückend ist, wie ich's mir ausmalte. Eigentlich war es eine rechte Keckheit von einem so un¬ erfahrenen Ding, sich zur „Stütze“ auf¬ 61 zuwerfen, und von der Herrschaft vielleicht solch unvorsichtig, einem Mädchen aus für einfachen Verhältnissen Verständniß Dinge zuzutrauen, von denen sie keinen mit „Schimmer“ hatte. Aber gottlob! der Stützenherrlichkeit ist's vorbei nicht und geschadet hat's mir am Ende sonst daß ich mich „ducken“ lernte könnte ich jetzt nicht hier im Hause den Posten einer Stütze ausfüllen. 3 Se 1 S 1— Während über Clara's Lippen sich Worte des Scherzes und Ernstes in unterbuntem Gemische drängen, glänzen Thränen der Rührung in der Mutter Augen. Drüben aber steht der Johann und summt mitten unter den klappernden Mühlrädern vergnügt ein Schelmenliedchen vor sich hin. Er hat die junge, blonde Nachbarin nicht gar oft gesehen und sie noch weniger gesprochen, seit er sie mit

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