Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1896

an Hochzeit und Eheglück so wenig denken, als ein Tiroler Dörfler an Baron Roth¬ schild. Aber anschauen darf auch ein armer Finanzer so ein prächtig Menschenkind. wie das Zischkerl eines ist, und selbst wenn er sein Herz an so ein putzig Dirndl ver¬ liert, kann dies die kaiserlich königliche Finanzlandesdirection nicht wehren. Ja, richtig: Fuchs liegt ja heroben im Dienst auf Posten und soll Seppele's Beginnen ausspeculiren! Wenn Zisch¬ kerl ihn da heroben er¬ blickt, wird ihre Meinung 2 — 7 über ihn auch nicht ge¬ rade die beste sein, und S 1 sozusagen gleichgiltig ist es Fuchsen auch nicht, — was das herzige Geschöpf von ihm denkt. Aber der Dienst ruft und fordert die Spionage im Interesse des Staates. Fuchs gäb wahrlich was d'rum, wenn ust nicht er auf Lauer liegen müßte. Aber mu er sich denn in dieser La vom Zischkerl erwisch lassen? Dergleichen at im der Respicient nicht Einzelnen befohlen das Ausspeculiren kann Fuchs nach Gutdünken bewerkstelligen, wie er sein Ziel erreicht, ist ja völlig ihm und seinem Ermessen anheim gegeben. Heraus¬ zubringen, wann Seppele 1 wieder einmal einen Pa¬ cherzug über das Joch führt, das ist seine Aufgabe. Also auf! Fuchs thut, als hätte er Blumen ge¬ den sucht und pürscht sich seitwärts auf Pfad zu, den Zischkerl heraufkommt. Un¬ befangen dankt das Kernmädel für den militärischen Gruß, den Fuchs fast zu ehr¬ erbietig geboten hat. „Fräulein Zischkerl gehen wohl spa¬ ziren?“ fragt Fuchs stotternd; ihm pocht das Herz beim Beschauen des schönen * 5 Mädchens, und heiß steigt ihm das Blut zu Kopf. Zischkerl lacht hell auf: „A Galtürer Bauerntochter ischt decht koa' herrische Fräul'n, hahaha!“ „Mit Verlaub, ich wollt' nur meinen Respect vor der schönen Zischkerl aus¬ drücken „Allweil wird's noch scheaner, a Fi¬ 4 7 40 Pk S E 0 — 4 eneigen Seasse 3. „ nanzer und a Respect vor einem Bauern¬ mädel, wer as fall globt!“ Und wieder lachen ihn die Gluthaugen an, daß es dem armen Fuchs heiß um's Herz wird. Sagen möcht' er etwas, er möcht sich bei dem reizenden Mädchen in Gunst setzen; aber er bringt nichts über die vor Aufregung bebenden Lippen. „Dem Herrn Finanzer hat's wohl d' Red verschlagen, sall ischt a wahres

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