Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1896

Leben so viel tolle Streiche begangen, daß es Zeit wurde, auch 'mal was Gescheit's zu machen.“ „Ja ja,“ entgegnete Stein, „schon recht, aber ein lieber, dummer, braver Kerl bist Du doch!“ Damit zog er ihn an sich chlang seine Arme um Wenzel's Hals, und ein paar wirkliche, echte Thränen rannen ihm zu seiner späteren Verwunderung über das Gesicht. — Nun saß Wenzel auf dem Bettrand und der Förster fuhr fort: „Das ich Dir so gar nichts Liebes thun kann, das wurmt mich am meisten. Siehst Du, ich hätte Dein Leben nicht geschont, wenn Dich ich 'mal erwischt hätte. Und nun ist wirklich Dein Blut geflossen nicht durch mich selbst, aber durch meinen Hund und für mich.“ Nun werd' gar noch wehleidig!“ lachte Wenzel, 's ist überhaupt gar nicht der Rede werth um die paar Schrammen. Und um sein Fischgericht hab' ich den Otter auch gebracht,“ scherzte Stein. „Im Gegentheil,“ rief Wenzel, „ich hab' in meinem ganzen Leben keinen größeren Hecht ins Haus gebracht.“ „So lass' diesen denn auch den letzten sein,“ sagte der Förster mit einer gewissen Feierlichkeit. „Sieh' Wenzel, es ist nicht recht und bringt keinen Segen. In der Öster¬ nacht ist das Wasser heilig. Wir haben Beide in diesem heiligen Wasser gebadet, das soll nicht umsonst gewesen sein. Es hat uns gereinigt und Alles, was unsere Seelen befleckte, zurückbehalten. Nicht wahr, alter Wenzel? Von nun ab soll es anders werden zwischen uns.“ Das soll es,“ sagte Wenzel einfach aber fest, und eine weihevolle Stille zog ein in das Gemach und in die Herzen der Männer, deren Hände sich vereinigten zu einem späten Bunde, nach einem langen Leben voll Haß und Verfolgung. Es war pätes, aber desto schöneres Österfest. ein Die Österglocken begannen zu läuten, so röhlich und doch so feierlich. Der Förster faltete die Hände, seit langen Jahren zum ersten Mal. 47 „Lass’ uns auch ein Vaterunser beten ür den Mann, den ihr vom See heim¬ gebracht habt,“ sprach er weich. „Möge ihm Gott vergeben, wie ich ihm vergebe, und möge auch ihm einst seine Österglocke läuten.“ Als Leoni merkte, daß es zwischen den beiden Männern zu einer Aussprache kom¬ men wollte, die keiner Zeugen bedurfte, war sie hinausgeschlichen. Jetzt kam sie athemlos hereingestürzt. „Sie bringen den schwarzen Barczek, rief sie. „Er soll Wunden am Hals haben, wie von einem scharfen Gebiß. „Pluto!“ Erst jetzt kam dem Förster der ganze Vorgang klar zum Bewußtsein. Also noch ein Gläubiger,“ sagte er. „Wann soll ich alle die Schulden abtra¬ gen? Ich bin alt und morsch und mir wird nicht mehr allzuviel Zeit verbleiben. So wollen wir eilen, die kurzen Monde zu benutzen. Leoni, wandte er sich an Wen¬ zel's Tochter, „was meinst Du, wenn ich den Grafen bäte, dem Hans meine Stelle zu geben? Ich bin zu alt dazu. Es wird mir aber allein gar einsam sein, sobald der Junge im Walde ist. Wenn Du nun zum Hans ins Forsthaus zögest. Hm? Leoni war roth geworden bis in die Stirn und blickte fragend zu ihrem Vater Der Förster verstand den Blick. „Das Mädel hat Recht,“ sagte er, — Also, mein „Alles, wie es sich gehört. lieber Wenzel, so freie ich als Vater hiermit für meinen Sohn um Deine Tochter. Der alte Wenzel sah sein Kind schalk¬ haft an. „Na Mädel,“ sprach er, „wie denkst darüber?“ Du In diesem Augenblick kam der junge Jäger am Fenster vorüber. „Ich will den Hans fragen,“ rief Leoni undflog hinaus. Und die Ostersonne lächelte glückver¬ heißend zwei alten und zwei jungen Menschen¬ kindern.

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