Gemeinderatsprotokoll vom 30. Dezember 1932

.-■- -- V; .- r - - . . V _ - 130 wo hast Du Deinen schwächeren Bruder Gemeinde gelassen?" Und die Antwort darauf; "Der liegt als von der Bundeateuergesetzgebung erschlagener Abel zu Tode getroffen am Boden." Die Wegnahme gewaltiger Mittel durch die BundesSteuerge setzgebung wirkt sich in den Gemeinden wohl am katastrophalsten in der Fürsorgeverwaltung aus. loh habe Ihnen in groben Umrissen ein Bild der Fürsorge tätigkeit der Gemeinde entrollt. Leider kann durch diese Tätig keit den Opfern der kapitalistischen Gesellschaft nur geringe Hilfe gebracht werden. Was aber im Bereiche des Möglichen liegt, geschieht, um das Schicksal dieser Amen ertragbar zu gestalten. Wenn einer von Ihnen an der Richtigkeit des Vorgebrachten zweifelt oder es für übertrieben hält, er gehe an einem belie bigen Tag ins Fürsorgeamt, dort erhält er die Bestätigung und jeder raüsste statt des Herzens einen Stein im Leibe haben, würde er dann nicht zum Ankläger gegen eine Gesellschaftsordnung, die so furchtbares Leid, so namenloses Unglück auf unschuldige Menschen wälzt. Ich bitte Sie um Annahme der Kapitel Fürsorge. Nach den Ausführungen des Fürsorgereferenten befasst sich Stadtrat Ferdinand Knabl ebenfalls mit der herrschenden Not in Steyr und betont, dass es richtig sei, dass tausende von Menschen der Gemeinde zur Last fallen, diesen aber geholfen werden muss, obwohl es auch der Gemeinde sehr schlecht geht. Er bezeichnet den Bericht des Bürgermeisters als Katastrophenbericht und er klärt, dass derzeit jede kommunale Tätigkeit so gut wie ausge schlossen erscheint. Wenn auch das Budget-Provisorium nur auf die allernotwendigsten Auslagen beschränkt ist, so wird seine Fraktion in Erkenntnis der Sachlage für den Referentenantrag stimmen, zumal es die verworrenen Verhältnisse nicht gestatten, ein Budget für das ganze Jahr zu erstellen. Er hofft aber, dass die Verhältnisse bis März 1933 ein klares Bild geben und die Erstellung eines normalen Voranschlages ermöglichen werden.

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