Gemeinderatsprotokoll vom 30. Dezember 1932

- 129Nach Möglichkeit wird auch im laufenden Winter im Eahmen der Winterhilfe eine Kleideraktion durchgeführt. Als Fürsorgereferent bin ich verpflichtet und ich erfülle diese Pflicht gerne, den Beamten der Fürsorgeabteilung Dank und Anerkennung auszusprechen. Es ist nervenzermürbende und uner— mesfiliche Arbeit, die im Fürsorgeamte geleistet wird. Ich muss auch feststellen, dass es im Fürsorgeamte noch nie zu irgend welchen Auseinandersetzungen mit den Parteien gekommen ist. Trotz der furchtbaren Not bewahren die Besucher des Fürsorgeamtes bewundernswerte Disziplin, sie erleichtern damit den Angestell ten die schwere Arbeit. Nochmals möchtte ich allen Freunden,allen Helfern unserer Befürsorgten herzlichen und aufrichtigen Dank aussprechen. Ich fühle mich verpflichtet, ganz besonders der Landesre gierung für die weitgehende Unterstützung Dank zu sagen. Leider hat die Bundesregierung der Stadt nicht das gleiche Entgegenkommen geschenkt. Ganz allgemein sei festgestellt, dass durch die Aussteuerungspraxis des Ministers für soz.Verwaltung immer mehr und mehr Arbeitslose auf die Fürsorge der Gemeinde verwiesen werden und so das Budget der Gemeinde bis aufs Aeusserste belastet wird. Anscheinend denkt man im Ministerium nicht an die furchtbare Gefahr, die droht, wenn Industriegemein den, wie Steyr, ihre Fürsorgetätigkeit mangels verfügbarer Mittel einzustellen gezwungen werden. Kann die Stadt für die Taueende und Tausende von Ausgesteuerten,Arnssn,Kranken,Waisen, für die Alten nicht mehr sorgen, reiasen einmal die Nerven dieser Men^ sehen, dann könnte die Verzweiflung dieser Armen nicht allein unsere Stadt in eine soziale Katastrophe stürzen. Es wurde in diesem Saale einmal das Wort vom "grossen Bruder" Bund geprägt; damit wollte man wohl gewisse brüderliche Pflichten des Bundes der Gemeinde gegenüber interpretieren. Wenn wir beim Gleichnis bleiben, drängt sich unwillkürlich das Brudergleichnis aus der Bibel auf und die Frage: "Bruder Bund y

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