Gemeinderatsprotokoll vom 29. Dezember 1931

gar nicht zu reden. Denkt man an diese Kinder und erkennt man dann die furchtbare Gefahr, wenn man ob der Not der Gegenwart die Zukunft vergisst ! Dass die Stadtverwaltung alljährlich 10.000 Schilling an verschiedene Heilstätten bezahlen muss, hat seine tiefste Ursache neben dem früher gesagten auch in der ganz unzulänglichen körperlichen Betreuung der Jugend; für diesen Zweig der Fürsorge kann diese Elendstadt fast gar keine Mittel beistellen und die rund 4000 Besucher, die die beiden Amtsfürsorgerinnen jährlich an den Stätten der Not machen, bringen wohl dem Amte grauenhafte Berichte, den Leidenden aber infolge der trostlosen finanziellen Lage der, Gemeinde nur problematische Hilfe, Der Stadtarzt hat als Armenarzt bei ca. 2000 Personen und rund 4000 Ordinationen und ca. 800 Visiten absolviert, Das städtische Jugendamt ist Berufsvormund über ca. 1180 Kinder; dazu kommt noch die Aufsicht über rund 100 Ziehkinder. Weiters ist das Amt Kurator über 5 entmündigte Personen. Die Mutterberatung wird im Jahre von ca. 2500 Müttern besucht. An die ca. 900 Ausgesteuerten - 106 Familienerhalter und 2028 Notstandsunterstützungsbezieher - davon 855 Familien mit 989 Kindern werden fallweise Beihilfen gewährt. Das Fürsorgeamt will im kommenden Jahre die momentanen Aushilfe für gewisse Bezieher etwas einschränken und diesen Menschen im Rahmen der produktiven Arbeitslosenfürsorge Beschäftigung und finanzielle Beihilfe bringen; es sind zu diesem Zwecke in den Voranschlag 19.700 S eingesetzt. Ich denke da hauptsächlich an Jugendliche, bei denen neben die wirtschaftliche Not auch die moralische Bedrängnis tritt, wenn sie nie Gelegenheit haben, schaffende Arbeit zu leisten. Die seelische Not der jungen Menschen in unserer Stadt ist eine furchtbare Gefahr; es bedeutet nur sehr, sehr geringe Hilfe, wenn das städt. Jugendamt versucht, einen Teil der im Lehralter stehenden Burschen und Mädeln, auch wenn sie keinen Lehrplatz haben, in den verschiedenen Fortbildungsschulen unterzubringen. In den Kreis der fallweise zu befürsorgenden Menschen gehören auch die Alters- und Kleinrentner, von denen es in Steyr ca. 1400 gibt.

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