Gemeinderatsprotokoll vom 9. November 1929

Punkt 12.) Forderungen der Kriegsopfer (Resolution). Zl. 13090/29 Bürgermeister-Stellv.Russmann beantragt nach Verlesung der eingelangten Resolution: Der Gemeinderat der Stadt Steyr unterstütze die Aktion der Organisationen der Kriegsinvaliden und Kriegshinterbliebenen um Verbesserung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Stellung. Der Gemeinderat der Stadt Steyr fühlt sich zu diesem Akte der Solidarität umsomehr berufen, als die Lage der Kriegsopfer gerade in einer Stadt wie Steyr umso unerträglichen ist, da ja die Gemeinde mangels entsprechender finanzieller Mittel nicht in dem notwendigen Ausmasse helfend eintreten kann. Der Herr Bürgermeister wird ersucht, die Aktion der Organisationen beim Bundesministerium für soziale Verwaltung auf das wärmste zu befürworten. Er ersucht um Annahme. Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Messenböck verweist darauf, dass in Steyr zwei Invalidenorganisationen bestehen, die sich beide als unpolitisch bezeichnen, es aber nicht sind. Er hält den Antrag für gefährlich, denn wir müssen alle Kriegsopfer unterstützen, nicht nur einen Verein allein. Er wünscht, dass heute der Antrag zurückgestellt werden möge, um auch der anderen Organisation Gelegenheit zu geben, eine Eingabe zu machen. Gemeinderat Witzany glaubt, dass der Gemeinderat ruhig dem Antrag des Referenten zustimmen könne, da die Organisation vollkommen unpolitisch ist, die Interessen der gesamten Invaliden, nicht bloss jene ihrer Organisation vertritt. Er polemisiert gegen die Ausführungen Dr. Messenböcks und ersucht am Schlusse um Annahme des Antrages des Referenten. Dr. Peyrer-Angermann ist bekannt, dass der in Frage stehend Organisation ausser Sozialdemokraten auch Invaliden anderer Gesinnung angehören, er hält diese eben für die taktisch geschicktere Organisation und er könne es sich nicht denken, dass man den Antrag aus reinem Parteiehrgeiz zurückstellen solle. Man darf eine so ernste Sache nicht parteipolitisch behandeln, es sei Pflicht

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