Gemeinderatsprotokoll vom 24. März 1921

Es ist feuersicher, sehr leicht und äußerst gefällig; dabei z. B. nur im Verhältnis zur Strohdeckung unbegrenzt haltbar und damit relakiv erheblich billiger. Die Kosten würden für 1800 Quadratmeter Dachfläche samt Material, Zufuhr und Dachdeckung, wobei rund 16 000 Steine erforderlich sind K 3.67:0die Herrichtung des Dachstuhles und Aufbringen 61200•— der Latten somit im Ganzen: K 387.9.0.— betragen. Die Abdeckung des Daches würde nicht besonders veran¬ schlagt, da die Kosten hiefür mit dem Wert des rückgewonnenen Materiales sich heute ausgleichen Die Errichtung einer neuen Scheuer wurde im Ausmasse von 240 Quadratmeter Nutzfläche verlangt. Di-ses Objekt mußte zur Verbilligung der Kosten in eigener Regie hergestellt werden, wobei auch das Holz den vorhandenen Beständen zu entnehmen wäre. Die Kosten werden sich auf 318.000 Kronen stellen Die gesamten Herstellungen würden also einen Aufwan von 705.9.0 Kronen erfordern Der Sektionsantrag lautet: Die Sektion beantragt die An¬ nahme des vorliegenden Bauantrages und zwar: 1. Bewilligung der Mittet für die Neueindeckung des Harrer¬ Gutes im Betrage ron 387.920 Kronen und Herstellung einer neuen Scheune im Gesamtbetrage von 3 8.000 Kronen und bittet den Gemeinderat um Genehmigung dieser Mittel Der Herr Referent fügt an, daß schon von allem Anbeginn die Herstellung eines Eternitdaches in Aussicht genommen war und die Durchführung dieser ursprünglichen Absicht heute unab¬ weislich geworden sei Herr GR. Witzany befürwortet den Sektionsantrag und wünscht, daß die Durchführung dr beantragten Herstellungen nicht verzögert werden Herr Referent Vizebürgermeister Mayrhofer bemerkt daß es sehr angenehm wirken würde, wenn nicht wegen jeder speziellen Sache für das Stadtgut an den Gemeinderat heran¬ getreten werden müßte und der Gemeinderat erklären möchte daß alle notwendigen Herstellungen ein für allemal bewillig sind Als Referent stelle er daher noch folgenden Zusatzantrag: Der Gemeinderat genehmige auch den notwendigen Ausbau der Pferde= sowie Schweinestallung und entsprechende Herstellungen der unbedingt notwendigen Vorratsräume und beauftragt das Komitee des Stadtgutes, dem Gemeinderate rechtzeitig Bericht zu erstatten. Herr GR. Steinbrecher verlangt, daß der Bebauungs¬ plan für das Stadtgut endlich einmal vorgelegt werde, damit man auch aus demselben eine Rentabilität des Gutes ersehen könne. Nach kurzer Wechselrede wird sodann der Sektionsantrag in erster und der Zusatzantrag in zweiter Abstimmung einhellig angenommen. 13 Ansuchen der Elektrizitätswerke um Strompreiserhöhung Referent Herr Vizebürgermeister Mayrhofer. Die Angelegenheit wird eine etwas umfangreiche Erklärung erfordern und muß daran erinnert werden, daß der Gemeinderat in der letzten Sitzung eine neuerliche Strompreiserhöhung abge¬ lehnt hat. Das Begehren der Elektrizitätswerke hat damals sehr viel Staub und Kritik aufgewirbelt. Es war am 11. März l. I in Linz eine gemeinsame Besprechung, an der Baurat Stern und sein Stellvertreter Ing Hafferl teilnahmen, ferner die Herren Dr. Jäger, Dr Schlegel u. m a. sowie die Vertreter der Elektrobau=Gesellschaft und der Tramway=Gesellschaft teil¬ nahmen. Vom Magistrate war auch Herr Oberkommissär Ingenieun Treml zugezogen In dieser Besprechung wurden die ganzer Beschwerden vorgetragen Von allen ist das wichtigste, daß end lich das Forstärar die Zustimmung gegeben hat, daß jene Strecke, welche Wälder passiert, in entsprechender Breite beider¬ seits der Leitung ausgeholzt werde, um eine Beschädigung der Leitung durch fallende Bäume zu vermeiden. Außerdem wird eine neue Ringleitung über St. Valentin gebaut Außerdem wurde geklagt, daß in letzter Zeit die Waffenfabrik gezwungen war, Strom von Stern und Hafferl zu beziehen und daher die Spannung im Netze für die übrigen Stromabnehmer selbstver¬ ständlich verringert wurde. Die Elektrizitätswerke erklären, wenn ihnen der erhöhte Tarif nicht bewilligt würde, sie das Schieds¬ gericht anrufen müßten, welche ihnen unbedingt auf Grund ihrer Nachweise recht geben würde In der letzten Sitzung des Beleuchtungskomitees wurde vereinbart, daß eine gleichmäßige Abstufung der Strompreis¬ erhöhung eintreten solle und wird von der Sektion einvernehm¬ lich mit dem Beleuchtungskomitee beantragt: Der Gemeinderat beschließe, der Erhöhung des Strompreises um 2 Kronen 0 Heller pro Kilowattstunde, gleichgiltig ob pauschaliert oder nicht, ab 1. März 9e zuzustimmen. Gleichzeitig bewillige der Gemeinde¬ rat die Festsetzung folgender Zählermiete mit Wirksamkeit am 1. März 19 1: Ampère 15:0 Kronen Herr GR. Schickl erklärt, daß er wegen Krankheit an der Besprechung in Linz nicht teilnehmen konnte und feststellen wolle, daß hinsichtlich der Sparrzeit ein Irrtum bestehe, weil diese nach dem Wasserstandsverhältnisse, wie sie im August vorigen Jahres beständen, zu bemessen ist. Es gibt viele Ge¬ werbetreibende, die heute Nachtarbeit leisten müssen, nun aber durch die Sperrzeit in ihrem Betrieb eingeschränkt sind. Redner stellt den Zusatzantraa, daß die Bedingung der Sperrzeit abge¬ wiesen werde Auch sind in letzter Zeit neuerdings wesentliche Stromstörungen vorgekommen, so daß die Bevölkerung mit der neuerlichen Strompreiserhöhung nicht einverstanden sein wird, Herr GR Dr Peyrer bemerkt, daß die Sperrzeit mit dem Wasserstande nichts zu tun habe und diese schon viel früher in Tarife enthalten war; diese ist eine alte Einführung bei allen Elektrizitätswerken. Es handelt sich darum, daß in den Zeiten, wo in den Wohnungen ausnahmslos das Licht g braucht wird, nicht auch die motorische Kraft eingeschaltet wird. Nach kurzer Wechselrede wird der Sektionsantrag vom Ge¬ meinderate mit Stimmenmehrheit angenommen und der Zusatz¬ antrag des Herrn GR Schickl auf »blehnung von Sperrzeiten mit Stimmenmehrheit abgelehnt. Herr Vizebürgermeister Mayrhofer übernimmt den Vorsitz. Vierte Sektion. 14. Verleihung der diesjährigen Fachschul=Stipendien. Referent Herr GR. Direktor Lebeda 5 Um die ausgeschriebenen Stipendien à 600 Kronen haben sich im ganzen neun Schüler beworben. Die Direktion schlägt in erster Linie die Schüler Wilhelm Pötscher (dritter Jahrgang) und Josef Schmiedinger (zweiter Jahrgang). Beide Schülec be¬ zogen diese Stipendien schon im Vorjahre, sie sind nach Steyr zuständig, dürftig und ihre Würdigkeit ist auch heuer wie im Vorjahre im vollsten Ausmaße vorhanden. Die Sektion empfiehlt dem Gemeinderate die beiden ausge¬ schriebenen Fachschul=Stipendien im Sinne des Antrages der Fachschuldirektion den Schülern Wilhelm Pötscher und Jose Schmiedinger zu verleihen. Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate angenommen 15 Bewilligung der Kummulierung zweier Stipendien. Josef Moser, Schüler der sechsten Klasse des Privat¬ Gymnasium am Kollegium Petrinum, ist im Genusse eines Wolfgang Pfefferl=Stip ndiums jährlicher 300 Kronen, ersucht um Kummulierung mit der Dr. Leopold Anton und Marie Dierlschen Stipendiums=Stiftung. Die Sektion beantragt, der Gemeinderat wolle beschließen, gegen die Bewilligung des An¬ suchens des Jofef Moser um Kummulierung eines Wolfgang Pfefferl=Stipendiums von jährlich 300 Kronen mit einem Doktor Leopold Anton und Maria Dierlschen Stipendium jährlicher 600 Kronen keine Einwendung zu erheben. Angenommen 16. Bericht des Städtischen Wohnungsamtes. Referent Herr Vizebürgermeister Dedic. Der Bericht liegt zwar schriftlich dem Gemeinderate vor und muß hiezu bemerkt werden, daß im Jahre 1920 mehr als 1000 Wohnungskommissionierungen stattgefunden haben Aller¬ dings war der Erfolg nicht besonders groß, was darauf zurück zuführen ist, daß eben in Steyr die Wohnungsnot eine unge heuere ist. Im Wohnungsamte sind 1169 Parteien vorgemerkt, und das sind solche, die äußerst dringlich sind und sind die¬ jenigen Parteien nicht eingerechnet, die eine Wohnung suchen, weil sie sich zu verehelichen gedenken. Zur Unterbringung aller wohnungsuchenden Parteien würden wir 2.00 Wohnungen brauchen Was das Wohnungsanforderungsgesetz betrifft, so muß ge¬ sagt werden, daß wir kein besonderer Freund von diesem An¬ forderungsgesetz sind und wenn es angewendet wird, so erfolgt dies nur dort, wo es wirklich dringend notwendig ist Die Sektion beantragt: Der Gemeinderat beschließe, den Bericht des Städtischen Wohnungsamtes Steyr zur Kenntnis zu nehmen und allen Herren, die in der Wohnungsbesichtigungskommission tätig sind, insbesondere den Herren Gemeinderäten Reisinger und Frühwald, sowie dem Vertreter der Hausbesitzer Herrn Franz Kirchberger den besten Dank für die von ih en in un¬ eigennütziger Weise geleistete Arbeit auszusprechen Herr GR. Frühwald berichtet, daß insbesondere Herr Vizebürgermeister Dedic außerordentliches und noch mehr alle übrigen Mitglieder der Wohnungskommission geleistet haben und ihnen daher auch besonderer Dank des Gemeinderates gebühre Der Gemeinderat beschließt sohin, dem Sektionsantrage zu zustimmen und Herrn Vizebürgermeister Dedic besonders den Dank auszusprechen und ebenso den Bericht des Wohnungsamtes dankend zur Kenntnis zu nehmen. 17 Beschaffung von Einrichtungsgegenständen für das Kinder=Uebergangsheim Referent Herr GR Lebeda. Für das Kinder-Uebergangsheim ist die Beschaffung der Einrichtungsstücke unabweislich notwendig und stellt sich das Erfordernis ermäßigt auf 71 000 Kronen. Die Sektion beautrat: Der Gemeinderat beschließe die Beschaffung der Einrich ung im ermäßigten Betrage von 71.000 Kronen Herr GR. Dr. Furrer zeigt eine Flasche mit Trink¬ wasser, entnommen dem Brunnen im Hause 5 Leopold Werndl¬ gasse, welches vollständig trüb ist und vom Redner als genu߬ unfähig bezeichnet wird

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