Gemeinderatsprotokoll vom 14. November 1919

4 jederzeit aufzulösen, wenn der Grund von der Gemeinde für sich selbst zu öffentlichen Zwecken benötigt wird. Herr G.=R. Krottenau erwidert, daß es im Antrage ohnehin so fixiert und der Widerruf ausgesprochen erscheint Herr Bürgermeister Wokral wünscht jedoch die aus rückliche Anführung „wenn der Grund für sich oder öffentliche Zwecke benötigt wird. Herr Vizebürgermeister Dedic empfiehlt nochmals, seinen Antrag anzunehmen und glaubt, daß durch Zusammenziehung von Plätzen diese dann öffentlichen Zwecken zugeführt werden könnten, so z. B. für Schulgärten. Der Widerruf drücke noch kein Recht aus, dem Pächter den Grund gerade etwa vor seiner Kartoffelernte wegzunehmen, sodaß diese Bedingung hinfällig vürde Herr G.=R. Frühwald sagt, daß die Ausschreibung der Vergebung dieses Platzes zur Schrebergartenanlage vie günstiger wäre, weil dadurch bedürftigen Leuten etwas geboten würde, worauf Herr G=R. Eisterlehner erwidert, daß das geringe Ausmaß des Grundes von 200 m2 und dessen lehnen artige minderwertige Lage es nicht lohne, mit einer Aus¬ chreibung vorzugehen; außerdem habe zum Grunde selbst sonst niemand einen Zugang, als der jeweilige Besitzer und derzeitige achtwerber Pfingstmann der Sektionsantrag wird sodann vom Gemeinderate, nachdem die Abstimmung über den Gegenantrag des Herrn Vizebürgermeisters Dedic dessen Ablehnung brachte, mit dem Zusatze, daß der Grund der Stadtgemeinde sofort, wenn er von derselben für sich oder zu öffentlichen Zwecken benötigt wird, rückzugeben ist, angenommen II. Ansuchen des Herrn Hans Sperl, Rupert Bartl¬ huber und Karl Obermayr um Bewilligung eines Afterpachtes für letztgenannten auf die Grundparzelle Nr. 976/2. Referent Herr G.=R. Dr. Furrer. 12 6U Der Sektionsantrag lautet: Der Gemeinderat beschließe, dem vorliegenden Gesuche Folge zu geben und den Gesuch¬ stellern den beanspruchten Grund im Ausmaße von 200 m um den jährlichen Pachtschilling von K 5·— gegen jederzeitiger Widerruf zu verpachten; weiters das genannte Grundstück aus dem Pachtverhältnis des Karl Obermayr auszuscheiden und für den sonach aus der Grundparzelle Nr 976/2 noch verbleibenden Teil im Ausmaße von 94 m2 den Pachtschilling ab 1. Jänner 1920 mit K 23·50 jährlich festzusetzen; schließlich das Stadtbauamt mit der Durchführung dieser Angelegenheit zu betrauen. Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate angenommen. 16. Besetzung der Försterstelle. Referent Herr G.=R. Schickl der Sektionsantrag lautet: Der Gemeinderat beschließe die durch den Rücktritt des Försters Leithner mit 1. Oktober l. I rledigte Aufsicht über die städt. Waldungen dem Förster Alois Mießbauer in Neustift Nr. 6 zu denselben Bedingungen zu übertragen und das Stadtbauamt mit der Verfassung einer be¬ züglichen Dienstesinstruktion zu betrauen. Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate angenommen. 17. Errichtung eines Sportplatzes (Eislaufplatz). Referent Herr G.=R. Krottenau Vom Vereine für Jugendspiel und Körperpflege in Steyr liegt eine Zuschrift vor. Diese wird mit Ausnahme der Presse äußerungen verlesen. Nach dem neu vorliegenden Plane würd die Herstellung den Betrag von 36.000 K erfordern, käme also bedeutend billiger zu stehen, als nach dem ersten Plane Da sich nun die Kosten verringern und ein Bedürfnis für einen Sportplatz gewiß besteht, stellt die Sektion den Antrag Der Gemeinderat beschließe, dem vorliegenden Ansuchen statt zugeben und die Ausführung des geplanten Sportplatzes bei der Industriehalle laut vorgelegten Kostenvoranschlages in eigener Regie zu unternehmen, wenn der Verein für Jugend¬ spiel und Körperpflege sich verpflichtet 1. die vom Staatsamte für soziale Verwaltung in Aus¬ sicht stehende Subvention, sowie das Erträgnis der beabsichtigten ffentlichen Sammlung an die Stadtgemeinde abzuführen 2. für eine allfällige Ueberschreitung des vorgelegter Kostenvoranschlages aufzukommen; 3. für den nach Punkt 1 nicht gedeckten Aufwand des Kostenvoranschlages eine 4 ½ prozentige Verzinsung an die Stadtgemeinde zu leisten und schließlich 4. den Betrieb und die Erhaltung des erstellten Sport platzes zn eigener Regie zu führen. Außerdem beschließe der Gemeinderat, zustimmendenfalls das in Betracht gezogene Grundstück zwischen der an der In¬ dustriehalle vorbeiführenden Hauptstraße und der gegen den Teufelsbach zugelegenen Umzäunung des Volksplatzes ohne weitere Entschädigung für die Errichtung des Sportplatzes zur Verfügung zu stellen und das Stadtbauamt mit der Durch¬ führung der Herstellungsarbeiten zu betrauen. Uleber Wunsch des Herrn G.=R. Bachmayr bringt der derr Referent auch den aufliegenden Kostenvoranschlag zur Kenntnis und bemerkt, daß allerdings mit einer Ueberschreitung zu rechnen sein werde und ein Kostenbetrag von 40.000 K wenn nicht überschritten, so doch erreicht werden dürfte. Herr G.=R. Kletzmayr führt aus: Wenn ich mich heute zum Worte melde, so geschieht es nicht, daß ich eventuell m allgemeinen gegen die Errichtung eines Sportplatzes für Kinder stimme, sondern mich dagegen wende, daß bereits mit den Vorarbeiten begonnen wurde. Der Herr Referent hat in seinem Antrage auch das Begehren geteilt, daß der Verein die Staats¬ ubvention an die Gemeinde abzuführen hat. Ich kann nicht innehmen, daß der Verein heute genau wisse, daß er über¬ haupt eine Staatssubvention erhalte; auch ist sehr zu bezweifeln, aß mit dem im Kostenvoranschlage ausgesetzten Betrag ein an¬ jäherndes Durchkommen gefunden werden kann Wenn daher eine Gewähr gegeben ist, daß vom Staate eine Subvention rlangt werden kann, wird hiefür die Gemeinde aufzukommen haben, obgleich andererseits vom Vereine aus eine Verzinsung von 4½% übernommen wird. Es muß aber der Ver wunderung Ausdruck verliehen werden, daß man bereits ohne genehmigenden Beschluß des Gemeinderates, welcher für Be¬ ützung von öffentlichen Grund und Boden erforderlich ist, mit den Vorarbeiten begonnen habe. Man kann heute schon die Lage des Eislaufplatzes ersehen, da die Abholzung des Wäldchens ereits begonnen hat, ohne den Gemeinderat oder wenigstens as Magistrats=Präsidium vorher befragt zu haben. Nachdem edenfalls das Bauamt diese Vorarbeiten getroffen hat, muß esagt werden, daß das Bauamt nicht berechtigt ist, über den Kopf des Gemeinderates hinaus solche Anordnungen zu treffen vir daher das erste Recht des Gemeinderates als umgangen erklären, gegen die getroffenen Maßnahmen energisch protestieren und unsere Zustimmung nicht geben können daß von Herr Bürgermeister Wokral entgegnet, Staatsamte tatsächlich bereits eine Zusicherung für eine Sub vention erfolgt sei, wenn der Platz für die Errichtung gesichert ist, und die Gemeinde einen Beitrag zu den Errichtungskosten eistet, worauf dann erst die Höhe der staatlichen Subvention estimmt werden wird. Bezüglich der Abholzung mußte die Ge¬ zu meinde wohl oder übel darangehen, für Heizzwecke Holz ewinnen und werde auch der Gemeindewald in nächster Zeit daran glauben müssen, eine Durchholzung über sich ergehen zu assen. Die Gemeinde hätte wohl Holz in großen Mengen ge¬ chert, kann es aber wegen des Mangels an Transportmitteln icht bringen. Es sind zwar gegenwärtig Verhandlungen wegen Beistellung eines Lastautos im Zuge; gegen diese Verwendung pricht jedoch der Benzinpreis, nach welchen eine Fahrt auf 000 K zu stehen käme. Es mußte also vorläufig auf die Ab¬ olzung unserer eigenen Bestände hingearbeitet werden, um die große Holznot zu lindern Herr G.=R. Bachmayr bemerkt hiezu, daß über die Errichtung eines Eislaufplatzes schon in den vorhergehenden Sitzungen eingehend genug gesprochen wurde und die Errichtung ür heuer von der Majorität abgelehnt sei. Die Jahreszeit ist iel zu weit vorgeschritten, um für heuer überhaupt etwas weckdienliches durchführen zu können. Er und seine Partei sei ederzeit bereit, für Maßnahmen zu stimmen, wenn sie der All¬ gemeinheit zu Gute kommen und habe auch seine Partei ruhi ugestimmt, als ein großer Kredit für die Erwerbung und den Ausbau der Häuser auf der hohen Ennsleiten beantragt wurde, weil man wußte, daß man dadurch der Wohnungsnot, also einem allgemeinen Bedürfnisse steuern kann. Die Anlage eines solchen Sportplatzes muß genügend vorberaten, es müssen Pläne vorliegen und die ganze Anlage zweckmäßig vorbereitet werden. Für heuer ist es entschieden hiezu spät. Auf Grund der heutigen Vorlage kann dem Antrage der Sektion von seiner Partei aus nicht zugestimmt werden. err Vizebürgermeister Dedic meint, daß über die zweckmäßigkeit eines Sportplatzes genügend gesprochen wurde Zu den Ausführungen des Herrn G.=R. Kletzmayr müsse er ber bemerken, daß sich auch das Magistrats=Präsidium dagegen aufgehalten hat, daß ohne Gemeinderatsbeschluß mit den Vor irbeiten begonnen und die Einfriedung hergestellt wurde. Trotzdem die Errichtung dieser Einfriedung Geld gekostet hat, nuß dieselbe dennoch wieder entfernt werden; auf das schaue das Präsidium auch selbst, daß nichts gemacht werde, was nicht beschlossene Sache sei. Herr G.=R. Dr. Furrer macht aufmerksam, daß im Sektionsantrage ein Passus ausgeblieben sei Herr G.=R. Tri¬ ge¬ brunner habe nämlich in der Sektion darauf aufmerksan nacht, daß dort ein öffentlicher Weg besteht und gegen die Ab¬ perrung desselben Verwahrung eingelegt werden müsse, daß urch die Errichtung des Eislaufplatzes eine Verkehrsstörung intrete. derr Bürgermeister Wokral erwidert, daß dem Sektions¬ intrage dieser Vorbehalt jedenfalls anzufügen sei. derr G.=R. Prof. Brand erklärt, als Obmannstellvertreter ieses gesuchstellenden Vereines selbstverständlich nicht gegen die Errichtung eines Kindersportplatzes sprechen zu wollen; daß unsere Jugend körperlich gestählt werde, sei selbstverständlich Pflicht und obliegt uns die Fürsorge der Jugend aus Menschlich¬ eits= und nationalen Gründen. Leider muß gesagt werden, daß ich der Verein für Jugendspiel und Körperpflege die ganze Kkriegszeit über nicht gerührt hat und nichts getan hat, was ür die Körperpflege der Jugend so notwendig wäre, nur jetzt auf einmal ist dieser Verein wieder auferstanden und beschäftigt sich intensiv mit der Herstellung eines sogenannten Eislaufplatzes. Ich bin gewiß für die Errichtung eines Eislaufplatzes, frage nich aber, welche Jugend wird auf diesen Platz gehen können

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