Gemeinderatsprotokoll vom 13. September 1919

Herr Vorsitzender läßt in der Sitzung mit Rücksicht auf die Vorführung der Auto=Benzinmotorspritze durch die Feuerwehr am Kai eine Pause von fünf Minuten eintreten und verläßt die Sitzung. Den Vorsitz übernimmt Herr Vizebürgermeister Nothhaft. Herr Vizebürgermeister Dedic: „Bezüglich der Er richtung dieses Eislaufplatzes habe auch ich wegen der hohen Kosten anfänglich Bedenken gehabt. Später bin ich jedoch zur Ueberzeugung gelangt, daß wir mit Rücksicht auf unsere große zahl der Arbeitslosen, wovon fast 800 Personen Erdarbeiter nd, Arbeit schaffen müssen. Wir sind auch an das Staatsam ür soziale Verwaltung wegen Unterstützung unseres Bestrebens herangetreten und können wir mit Rücksicht auf die Verzinsung des Anlagekapitales eigentlich von einer Belastung der Gemeinde durch die Bewilligung der 260.000 K nicht gut sprechen. Ich würde daher ersuchen, dem Sektionsantrage, der hauptsächlick wegen Beseitigung der Arbeitslosigkeit gestellt wurde, zuzustimmen. Herr G.=R Klement spricht sich ebenfalls im Sinne des Vorredners aus und stimmt den Ausführungen des Herrn Baurates, die Industriehalle nach der geäußerten Absicht zu einem künftigen Mittelpunkte zu gestalten. Es wäre sehr wünschenswert, wenn nicht wieder Verschiebungen und Ver zögerungen herbeigeführt würden, da für die Arbeitslosen un bedingt rasch Arbeit beschafft werden muß; die Arbeitslosigkei würde für den kommenden Winter eine Kalamität bedeuten. Redner befürwortet den Antrag, die Errichtung eines Eislauf¬ platzes und ersucht den Gemeinderat, in diesem Sinne auch die Arbeitslosigkeit zum Wesentlichsten wegzuschaffen. Herr G.=R. Dr. Furrer erinnert daran, daß die Sektion sich im allgemeinen für die Errichtung eines Sportplatzes und Auch verweist nicht speziell für einen Eislaufplatz aussprach. velcher Unter Redner auf einen Erlaß des Staatsamtes, Namens seiner stützungen für solche Unternehmungen zusichert. Partei erklärt Redner grundsätzlich für die Errichtung von Sportplätzen zu sein. err G.=R. Lebeda verweist darauf, daß es für die Steyrer Jugend eine unabweisliche Notwendigkeit sei, Sport¬ plätze benützen zu können. Es sei allgemein bekannt, in wie mangelhaften Wohnungen der größte Teil unserer Jugend in¬ folge der Wohnungsnot heute untergebracht ist, so daß der Jugend die Zufuhr frischer Luft und eine sportliche Betätigung in derselben eine sanitäre Notwendigkeit ist Der Antrag der Sektion sei daher nur wärmstens zu befürworten. Prof. Brand, Vize Es sprechen noch die Herren G=R. worauf Herr Vor bürgermeister Dedic, G.=R. Lebeda, itzender Vizebürgermeister Nothhaft bemerkt, daß von dem eigentlichen Punkte der Tagesordnung abgewichen wurde, da der Punkt der Tagesordnung „Antrag auf Ausbauung der Industriehalle“ laute, und die Schaffung eines Eislaufplatzes igentlich nur als Wunsch ausgesprochen werden könne Herr G.=R. Lebeda beantragt, an dem Antrage der Sektion eine stilistische Aenderung vorzunehmen, die dahin gehe: Die Sektion beantragt, der Gemeinderat beschließe einen all¬ emein zugänglichen Spiel= und Sportplatz bei der Industrie¬ halle zu errichten, der im Winter ein einwandfreier Eislaufplatz ein soll, womit auf die allgemeine Benützung der Industrie halle und deren Ausgestaltung eingewirkt werden solle Herr Vorsitzender Vizebürgermeister Nothhaft rklärt, sich dieser Formulierung des Antrages anschließen zu können. Herr G.=R. Prof. Brand bringt mit Rücksicht auf die am Dienstag den 16. September fortzusetzende Sitzung des Gemeinderates den Vertagungsantrag ein, bis zu welcher Zeit sich auch die II. Sektion damit beschäftigen könne. Der Herr Vorsitzende läßt über den Vertagungs¬ intrag abstimmen und wird derselbe vom Gemeinderate mit Mehrheit angenommen. Herr Vizebürgermeister Dedic übernimmt den Vorsitz. 27. Wahl eines Vertreters in den Wohnungsfürsorge¬ ausschuß der Staatsbahnen. 0 9 Referent Herr G.=R. Frühwald. 2 Die Sektion schlägt als Vertreter des Gemeinderates in den Wohnungsfürsorgeausschuß der Staatsbahnen Herrn G.=R. Baumgartner vor. Der Sektionsvorschlag wird einhellig augenommen 28. Ansuchen um Parzellierung. 9 202 50 Referent Herr G.=R. Schickl. Es handelt sich um die Parzellierung der Gründe des Sommerhuber. Der Sektionsantrag lautet: Der Ge Herrn neinderat beschließe, dem Antrage des Bauparzellenbewerbers Herrn Sommerhuber auf Teilung seiner Gründe in der Posthof¬ straße nach dem Vorschlage des Bauamtes die Verbauung der nalen nur bis zur Vermarkung des Baublocks XV und XIII zu gestatten, um der Trassenführung der elektrischen Bahn St. Florian—Steyr an dieser Stelle keine Schwierigkeiten zu ereiten, zuzustimmen. Der Sektionsantrag wird einhellig angenommen. 7 29. Nachträgliche Genehmigung eines Baukredites für Adaptierung des ehemaligen Plochbergerhauses in der Prevenhubergasse 8. 16 55 5/10 Referent Herr G.=R. Aigner. Wie erinnerlich, wurde von der Stadtgemeinde das ehe nalige Plochbergerhaus in der Prevenhubergasse angekauft und soll dort nunmehr das Bauamt untergebracht werden, was aschestens zu geschehen hat Die Sektion hat die Bewilligung des erforderlichen Baukredites bereits gewährt und ersucht den emeinderat um die nachträgliche Genehmigung desselben. Der Sektionsantrag lautet: Der Gemeinderat genehmige nachträglich die von der Bausektion verfügte Inangriffnahme der Bau¬ arbeiten und Bewilligung des Baukredites per 94.000 K für die Adaptierungen im Hause Prevenhubergasse 8 Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate einhellig an¬ genommen. 30. Beschlußfassung betreffend Vergebung der Bau¬ arbeiten für den Neubau eines Wirtschaftsgebäudes zum neuen Krankenhause. Referent Herr G.=R. Dr. Furrer. In der Krankenhauskommission wurde auf die Dring¬ lichkeit des Baues eines Wirtschaftsgebäudes wiederholt hin¬ ewiesen und auch die Ausschreibungen des Baues veranlaßt. der Herr Referent bringt das Ergebnis dieser Ausschreibung zur Kenntnis. Die Sektion mußte leider sagen, daß mit Rück¬ icht auf die finanzielle Lage der Stadt, welche nur ein Ka¬ ital von 1,500000 K Barvermögen besitzt und wovon eine Nillion an spezifische Fonds gebunden sind, keine Mittel besitzt, iese Bauausführung dermalen in Angriff zu nehmen und zu olgendem Sektionsantrage gekommen ist: Der Gemeinderat be¬ hließe, die Angriffnahme der Arbeiten zur Schaffung eines Wirtschaftsgebäudes zum neuen Krankenhause mit Rücksicht auf ie außerordentlich hohen Kosten derselben, bis zum Wieder¬ eintritte günstigerer Verhältnisse zurückzustellen; hingegen muß getrachtet werden, daß die vorhandene Heizungsanlage bis 1. Ok¬ tober l. J. in betriebsfähigem Zustand gesetzt werde. Hiezu bemerkt der Herr Referent, daß die Heizungsanlage unbedingt fertiggestellt werden müsse und auch bereits die nötigen Schritte hiezu unternommen sind. Es wird aber die ertiggestellte Heizanlage nichts nützen, wenn die Kohlen hiefür icht gesichert werden. Bezüglich der Wasserenthärtungsanlage ist in den Adaptierungen nichts vorgesehen. Herr Baurat Mlinarszik erklärt hiezu, daß diese von Herrn Vizebürgermeister Mayrhofer abgelehnt worden sei und die Firma Körting sich bereit erklärt habe, die Heizanlage so in Stand zu setzen, daß durch Auswechslung der Rohre und Kesse ein betriebsfähiger Zustand der Heizanlage hergestellt werde. Der Antrag der Sektion wird sodann vom Gemeinderate ngenommen 31. Beschlußfassung betreffend Vergebung der Bau¬ arbeiten zur Fortsetzung der Bauten auf der hohen Ennsleite. Referent Herr G.=R Dr. Furrer. der Herr Referent berichtet über das Ergebnis der Aus¬ chreibungen. Das Gesamterfordernis würde sich auf 4,745.699 K stellen, worin aber noch die Kosten der Gebäudeerhaltung in egriffen seien. Die Baukosten zu den Ausführungen der 22 Häuser würde gar 8,650 000 K erfordern, wodurch 286 Bohnungen, welche je auf 30.000 K zu stehen kommen würde ewonnen würden, so daß die Amortisierung pro Wohnung 00 K erfordern würde. Zu diesem Aufwande wollen die Ar¬ beiter nur einen Zins von 432 K entrichten; die Waffenfabrik hat sich zu einem jährlichen Zuschuß von 144 K bereit erklärt so daß die Gemeinde den Rest von 324 K pro Wohnung ährlich für Amortisierung des aufgewendeten Kapitales zu eisten hätte. Die finanziellen Verhältnisse der Gemeinde ge tatten es nicht, sich in eine so langjährige Belastung einzu¬ lassen und bemerkt die III. Sektion dazu, daß die Gemeinde je nicht Schuld sei, daß die Gebände nicht ausgebaut und ihrem Zwec vom Staate aus nicht zugeführt wurden. Die Sektion beantragt daher: Trotzdem die Bausektion sich vollkommen bewußt ist, daß die weitere Preisgabe der Millionenwerte repräsentierenden Objekte auf der hohen Ennsleite den Witterungs= und sonstigen zerstörenden Einflüssen aus wirtschaftlichen Gründen mit allen Mitteln ver hindert werden sollte und die notorische Wohnungsnot einerseite ind die zahlreichen höchst minderwertigen Wohnungen vieler ewohner andererseits gebieterische Abhilfe verlangen, konnte ie sich in Anbekracht der hohen Kosten und der gegenwärtigen peziell für Bauarbeiten allerungünstigsten Zeit, sowie der Un¬ klarheit der Frage hinsichtlich der Erwerbung bezw. Reservierung der Häuser nicht zu einem bestimmten Antrage entschließen, ondern sieht sich veranlaßt, diese Angelegenheit der Entscheidung es Gemeinderates in seiner Gänze vorzubehalten. Herr G.=R. Frühwald erklärt, daß es allerdings ichtig sei, daß die zweihundert Arbeiterwohnungen, die haupt¬ ächlich für die heutigen Barackenbewohner in Frage kämen, ie Wohnungsnot in der Stadt beheben“ werden; es müsse aber darauf hingewiesen werden, daß durch die Fertigstellung er Häuser in ganz besonderer Weise der Arbeitslosigkeit ge¬ steuert werden würde. Ein Verlust dürfte für die Gemeinde durch Uebernahme der Bauten kaum entstehen, als sich nach

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2