Gemeinderatsprotokoll vom 31. Mai 1919

4 12. Armenrekurse. ) Rekurs der Ludmilla Sahan auf Zuweisung von Lederschuhen statt Holzschuhen. Der Rekurs wird auf Antrag des Armenrates abgewiesen Rekurs des Kanzleioffizianten Julius Mann i. R. um Aufnahme in das Armenverpflegshaus. Der Rekurs wird auf Antrag des Armenrates abgewiesen. )Rekurs des Josef Grabner um Erhöhung seiner Unter¬ tützung. Der Rekurs wird auf Antrag des Armenrates abgewiesen. II. Sektion. err Vizebürgermeister Franz Nothhaft führt aus: „In Durchführung des Beschlusses der konstituierenden Gemeinderatssitzung vom 25. Mai, in den Funktionen des Bürgermeisteramtes insoferne eine Arbeitsteilung einzuführen daß jeder der neugewählten vier Bürgermeister je eine der vier Sektionen als spezielles Arbeitsfeld zugewiesen werde, ist mir ie Leitung der II., also der Finanzsektion, übertragen worden. Ich beehre mich demnach dem löblichen Gemeinderate heute als Obmann derselben vorzustellen und richte an die geschätzten Herren Kollegen die Bitte, mich hiebei sowohl in den Sektions¬ sitzungen als im Plenum mit Rat und Tat kräftigst unterstützen zu wollen. Die Aufgabe der Finanzsektion ist ja in doppelter Hinsicht eine schwere und verantwortungsvolle. In erster Linie gibt die uns obliegende Kontrolle über die weitverzweigten Agenden der Stadtbuchhaltung und des Kasseamtes allein schon ein über¬ reiches Arbeitsfeld. In zweiter Linie kommt sodann in Betrach unsere ebenso heikle Stellung in Bezug auf die stete Erhaltung des Gleichgewichtes zwischen den Einnahmen und Ausgaben. lllerdings hat diesbezüglich die Majorität des Gemeinde¬ rates selbst die noch größere Verantwortung, da wir ja die Beschlüsse derselben ausführen, resp. die hiezu nötigen finanziellen Mittel dann herausgeben müssen. Es können aber da Zeiten kommen, wo wir selbst bei eigener Anerkennung der Not¬ wendigkeit so mancher modernen Anschaffungen, die ja unserer Stadt gewiß noch vielfach mangeln, dennoch gezwungen sein dürften, hie und da die Bremse anlegen zu müssen. Für solche Fälle bitte ich schon im vorhinein unseren Erwägungen stets das richtige Verständnis entgegenbringen zu wollen. In diesem Sinne fasse ich auch meine Aufgabe als Leiter der für das Wohl unserer Stadt so wichtigen II. Sektion auf, offe aber zuversichtlich, mit Ihrer allseitigen Unterstützung olche auftauchende Klippen glücklich umschiffen zu können. Diese kurzen Worte erlaube ich mir bei meinem heutigen Amtsantritte vorauszuschicken. Ich gehe nun zur Tagesordnung über und bringe zunächst zu Punkte 13 und 14, Stadtkassetagebuchabschluß pro März und April 1919, die zwei Monatsberichte ir der bisherigen alten Gepflogenheit zum Vortrage, werde mir ber erlauben, Ihnen am Schlusse eine von mir geplante Neu¬ einführung und die Form derselben bekannt zu geben, die hoffentlich Ihre allseitige Zustimmung finden dürfte. Die ziffernmäßigen Ausweise für die letzten zwei Monate lauten also wie folgt: Z. 99/Bh. Ausweis über die Einnahmen und Ausgaben der Stadtkasse in Steyr im Monate März 1919. 1919 1918 Differenz K K K Ih k 0 Einnahmen im Mo¬ nate März 52.528 81 37.627 41 14.90140 + Hiezu Kasserest vom Vormonate 299.134 65 49.956 0 249.178 64 Gesamteinnahmenim Monate März 4 + 351.663 46 37.58342 264.080 04 usgaben im Mo¬ nate März 85.734 83 130.977 2 45.242 44 Kasserest für den Mo¬ nat April „ 220.686 19 1.848 59 218.837 60 Seit Jahresbeginn bis Ende März be¬ trugen: die Gesamt=Ein¬ nahmen 131.3790 440.298 53 + 691.080 54 die Gesamt =Aus¬ gaben 910.692 88 138.449 94 + 472.242 94 Stadtbuchhaltung Steyr am 21. April 1919 Markut m. p. Z. 100/Bh. Ausweis und ber die Einnahmen Ausgaben der Stadtkasse in Steyr Monate April 1919. im 1919 1918 Differenz K K h K Ih — — Einnahmen im Mo nate April 114.158 51 104.827 10+ 9.331 41 Hiezu Kasserest vom Vormonate 220.686/1 1.848 59 + 218.837 60 Gesamt = Einnahmen im Monate April 334.844 70 + 06.675 69 228.169 01 Ausgaben im Mo¬ nate April 277.422s25 9.271 87 178.150 38 * Kasserest für den Monat Mai 45 7.403 82+ 57.422 50.018 6 Seit Jahresbeginn bis Ende April be¬ rugen: Die Gesamt =Ein nahmen 245.53758 545.125 63 + 700.411 95 Die Gesamt=Aus¬ gaben # 188.115 13 537.721 81+ 650.393 32 „% " Stadtbuchhaltung Stey am 22. Mai 1919. Markut m. p. Anmerkung: Die Mehrausgaben April 1919 gegen 1918 ind hauptsächlich auf den Umstand zurückzuführen, daß die am 1. Mai 1919 fälligen Zahlungen an die oberösterr. Landes¬ Hypothekenanstalt in Linz mit Rücksicht auf den Nationalfeiertag bereits am 30. April 1919 abgesendet werden mußten. Nunmehr komme ich auf die schon eingangs meines Be¬ richtes erwähnte Reformidee zu sprechen Ich glaube annehmen zu können, daß außer mir die meisten Herren Gemeinderäte bei Verlesung dieser Daten stets das innere Gefühl hatten, daß mit diesen nakten Ziffern ohne edweden weiteren Kommentar faktisch blutwenig geholfen war. Wir erfuhren da wohl, wieviel Tausende wir in jedem Monat ingenommen und wieviel Tausende wir ausgegeben hatten, und nahmen dies dann zur Kenntnis; für eine praktische Ver wertung unsererseits waren diese durchlaufenden Posten doch viel als belanglos. Gänzlich überflüssig erwies sich auch die edesmalige Vergleichung mit den Einnahmen und Ausgaben er gleichartigen Monatsperiode des Vorjahres; denn ob die sich rgebende Notwendigkeit der Eintragung großer oder kleiner Posten den jeweiligen Monat Februar, Mai oder Oktober fällt, st für das laufende Jahr, noch mehr aber im Vergleichswege des Vorjahres für Studienzwecke ganz gleichgültig Durch den Vorgang aber, den ich eben jetzt einzuführen eabsichtige, werden diese gewissermaßen scheintoten Zahlen so¬ zusagen zum Leben erweckt und gewinnen erst jetzt unser ganzes Interesse, weil wir nun wissen werden, was wir damit anzu¬ angen haben und wie lehrreich sie nunmehr zur Beurteilung es gesamten städtischen Haushaltes mit jeden fortschreitenden Monat wirken Das betreffende neue Formulare hat demnach folgende Ausgestaltung: Es werden die 12 Hauptkollektivposten der tädt. Buchhaltung nacheinander eingestellt. Es sind dies die XII Rubriken Gemeindevermögen la. Kreditoperationen. II. Gebäude und Grundbesitz III. Marktwesen, Gefälle und nutzbare Rechte. V. Gemeindeverwaltung V. Sicherheitswesen. VI. Oeffentliche Arbeiten VII. Gesundheitswesen und städt. Lebensmittelversorgung. III. Kultus und Unterricht, Kunst und Wissenschaft X. Militärangelegenheiten. X Armenwesen. XI. Verschiedenes XII. Gemeindebesteuerung. Diese XII Hauptposten erscheinen sowohl rechts= wie links¬ eitig also in den Einnahmen= und Ausgabeseiten untereinander auf. Neben jeder dieser 12 Einzelnposten wird in allen durch¬ laufenden 12 Monatsausweisen regelmäßig der zu jeder dieser Posten dazugehörige Präliminarbetrag des ganzen Jahres ein¬ jesetzt. Als weitere zwei naturgemäß wechselnde wagrechte Rub¬ riken erscheinen sodann auf: a) Die jeweilige Gesamtsumme der bereits in den vor¬ angezogenen Monaten verwendeten Beträge und b) die für jeden folgenden Monat sich immer anschließende Detailsumme des Erfolges des betreffenden Monates, über den eben berichtet wird In den senkrechten Schlußrubriken sind dann geradeso wie bisher auch die Gesamtbeträge alle bis zum Vortragsmonate vorgekommenen Bewegungen ersichtlich, aber sie erscheinen jetz in einem ganz anderen Lichte, das jedem einzelnen Gemeinde rate und durch Veröffentlichung des jeweiligen Ratsprotokolles

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