Gemeinderatsprotokoll vom 18. April 1919

in Steyr zur Verfügung steht. Die Fiaker hätten doch die Verpflichtung, die Lohnfuhrwerke beizustellen und müssen in Hinkunft hiezu verhalten werden zweck für Vizebürgermeister Tribrunner hält es näßig, einen Gegenantrag zu stellen und beantragt, das Ansuchen der Genossenschaft mit dem Auftrage zurück¬ zugeben, sich zu äußern, ob sie überhaupt noch das Ansuchen aufrecht erhalten. GR. Fendt frägt an, wie es mit der Uebernahme der Autotaxometer durch die Wiener Fiakergenossenschaft tehe, worauf Herr Bürgermeister erwidert, daß die Frist infolge des gegenwärtigen Benzinmangels auf ein Jahr erstreckt wurde und die Waffenfabrik selbst den Verkehr mit den Lastautos wegen des Benzinmangels einschränken muß Der Vorsitzende leitet sodann über den Vertagungs¬ antrag des Herrn Vizebürgermeisters Tribrunner die Abstimmung ein, welcher einstimmig angenommen wird. Punkt XV. Ansuchen des Wirtschaftsvereines Steyrer Festbesoldeter um Bewilligung einer Vertretung im Städtischen Wirtschaftsrate. Referent Frau GR. Kysely: „Der Wirtschaftsrat tellt sich auf den Standpunkt, weil bereits ein Ver treter der Festbesoldeten im Gemeindewirtschaftsrate Sitz und Stimme hat, ist dieses Ansuchen abzulehnen“ Herr GR. Eistlehner: „Es besteht über das An¬ uchen eine ganz falsche Auffassung. Es handelt sich hier nicht um die Vertretung der Festbesoldeten im allgemeinen, sondern um eine ganz besondere Gruppe Festbesoldeter und zwar der Postler, die eigentlich zu den Schwerarbeitern gerechnet werden sollten. Wir müssen täglich an 200 Stiegen auf= und ablaufen was an die körperliche Kraft ganz besondere Anforde¬ rungen stellt. Diese Festbesoldeten sind als eine ganz eigene Kategorie zu betrachten, infolgedessen fordern wir für unsere Interessen einen eigenen Vertreter im Wirtschaftsrate, damit uns wenigstens das zugebilligt wird, was bei dem schweren Dienst unumgänglich not¬ wendig ist“ GR Vogl erinnert daran, daß seinerzeit das An¬ uchen der „Rohö“ abgewiesen wurde, weil es nicht angehe eder einzelnen Organisation, Gruppe oder Grüppchen eine Vertretung zuzugestehen, da hiedurch der Apparat im Wirtschaftsrate viel zu schwerfällig würde. Die Post¬ bediensteten können von dem Stande der Festbesoldeten, für welche ohnehin ein Vertreter im Wirtschaftsrate Sitz und Stimme hat, nicht unterschieden werden, weshalb der Antrag auf Abweisung des Ansuchens zu tellen ist GR. Eistlehner erwidert, daß die Mitglieder der „Rohd“ nicht zu jenen Festbesoldeten gehören, die Schwer¬ arbeiter sind. Bei den Postlern handle es sich um eine besonders schwer arbeitende Gruppe von 33 Mann, die einen besonders langen Tagesdienst und Nachtdienst zu versehen haben. Mit dem, was sie mit den Karten bekommen, könne diese Gruppe unmöglich leben. Redne¬ erklärt, den Versuch gemacht zu haben, die Karten ration an Mehl und Fett einer Woche zusammen¬ zufassen, das machte etwas mehr als ¼ kg aus, eine Menge, die für einen Tag zu wenig ist, wenn der Mensch täglich 200 Stiegen auf= und abzulaufen habe Wir müssen um ½6 Uhr früh den Dienst beginnen und gibt es den ganzen Tag keine feste Dienststunde, wir müssen einfach fertig werden. Infolge des an¬ haltenden Dienstes, der auch Sonntag vormittags weiter¬ geht, können wir nicht hamstern gehen, sondern sind an Sonntagnachmittagen froh, wenn mir mit der Familie ein Stück Weges hinauswandern können, um uns zu erholen. Ich bitte, dies zu berücksichtigen; wir müßten uns gegebenenfalls sonst an das Ministerium wenden. Mit Rücksicht auf unsere Arbeitsleistung im öffentlichen Interesse solle jedoch schon der Gemeinderat die Berechtigung unserer Wünsche anerkennen. GR. Frühwald spricht sich gegen eine separate Vertretung aus. Bürgermeister Wokral erklärt, daß die Auffassung 5 des GR. Eisterlehner auf einem Irrtum beruhe, als er Wirtschaftsrat nicht berechtigt wäre, einer Gruppe besondere Zubußen zu geben, sondern solche nur all¬ gemein verteilt werden dürfen. Die Postler können die Gemeinde nicht dafür verantwortlich machen, daß diese Gruppe in der Verpflegung von der Regierung aus, icht besser bestellt ist. Der Städtische Wirtschaftsrat ist hnedies ziemlich umfangreich und vertrage sicherlich eine Erweiterung mehr. Außerdem müsse bedacht werden, aß bei Bewilligung dieses Ansuchens sofort auch die nderen separaten Wirtschaftsgruppen mit demselben Verlangen kommen würden und schon aus diesem Grunde das Ansuchen abgelehnt werden müsse BR. Bachmayr bemerkt, daß es durchaus nichts erschlagen würde, wenn dem Ansuchen stattgegeben würde, weil man auch seinerzeit nachgegeben habe und den Genossenschaften auch einzelne Vertretungen gewährt habe GR. Prof. Brand verweist darauf, daß für den Bund deutscher Festbesoldeter Herr Rußmann in den Virtschaftsrat kam; die Postler sind jedoch für sich eine eigene Gruppe, welche im Wirtschaftsleben der Oeffent¬ ichkeit eine große Rolle spiele und sie im Kriege für die Bevölkerung große dienstliche Opfer brachten. Man olle die Postler daher mit ihrem Ansuchen nicht ab¬ weisen; es sei doch gleichgültig, ob im Wirtschaftsrate 15 oder 16 Mitglieder sitzen und solle daher den Postlern als einer besonderen wichtigen Gruppe für einen Ver¬ treter Sitz und Stimme gewährt werden. Ich stelle omit den Antrag, dem Wirtschaftsverein der Postler aus¬ nahmsweise eine Vertretung im Städtischen Wirtschafts¬ rate Sitz und Stimme zu gewähren. Der Vorsitzende leitet über den Antrag die Ab¬ stimmung ein Derselbe wird vom Gemeinderate mit Mehrheit abgelehnt, und der Sektionsantrag in zweiter Abstimmung ingenommen Die vom Herrn Stadtamtsrate vorgeschlagene Wahl des Kuratoriums der Städtischen Handelsschule vird für die nächste ordentliche Sitzung zürückgelegt. II. Sektion. Punkt XVI. Stadtkassebuchabschluß pro Fe¬ bruar 1919. Referent GR. Heinrich Bachmayr: „Seitens der Stadtbuchhaltung liegt folgender Bericht vor: Zl. 73/Bh. Ausweis über die Einnahmen und Ausgaben der Stadtkasse Steyr im Monat Februar 1919 1919 918 Differenz K K h K h h binnahmen im Monat Februar 20 40.097 174.271 65 565.825 55 Hiezu Kassereft vom Vormonal 8 1 13.288 20.32 7.038 0 Gesamteinn, im Monat Februar 53.386 0 6 94.598 +558.608 35 Ausgaben in Monat Februa 5 144.64 36 454.25 +309.608 71 Kasserest für den Monat März 5 1 299.13 49.956 64 249.178 beit Jahresbeg bis Ende Febr. betrugen: die Gesamteinn. 078.850 402.671 676.179 12 4 ie Gesamtausg. 6 779.715 50 352.715 11 427.000 Markut. Der Bericht wird zur Kenntnis genommen. Z. 10.340. Punkt XVII. Unlerstützungsansuchen. a Ansuchen des Vereines der Oberösterreicher in Wien um eine Subvention. Sektionsantrag: Wie im Vorjahre 20 Kronen zu bewilligen. Angenommen Z. 11.561. 5) Lehrerbund Deutschösterreichischer Nordheim“ in Wien um eine Unterstützung für das Karls¬ bader Kurhaus.

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