Gemeinderatsprotokoll vom 7. April 1919

VIII. Sitzung. Rats=Protokoll über die konstituierende Sitzung des Gemeinderates der Stadt Steyr am 7. April 1919 um 3 Uhr nachmittags. Anwesende: Vorsitzender: Vizebürgermeister Josef Wokral, Vorsitzender = Stellvertreter: Vizebürgermeister Paul Nu Fendt und die Gemeinderäte: Bachmayr Heinrich N% Kisely Berta 2 Lebeda Alois S Baumgartner Johann 5 Mayr Karl ### Prof. Brand W. ## „ Mayrhofer Johann 9 Chalupka Anton E S Müller Franz #0 S Dedic Karl Eisterlehner Josef 6.“ Neuhold Michael 9 Peyrer=Angermann Dr.W. Fischer Karl 2 Reinhardt Cilly S Frühwald Anton 9 Furrer Ulrich Dr. 60 “ Reisinger Ludwig S Prof. Goldbacher GregorWo Ruckerbauer Markus s Saltric Klara 5 Hochstöger Luise s Schwandtner Antons Kattner Franz ## Steinbrecher Leopold.s Klement Karl 2 Kletzmayr Hermann ### # Tribrunner Franz s Vogl Adalbert s Kratochwill Franz 2 Witzany Hans S 3 Krottenau Fritz Zeilinger Gängolf. 5 Vom Stadtamte: Stadtamtsrat Dr. Franz Habl. Als Schriftführer: Städt. Protokollführer Karl Ridler. Entschuldigt abwesend Gemeinderat Franz Nothhaft.„ Vorsitzender: „Sehr geehrte Frauen und Herren! Vorerst erlaube ich mir zur Kentnis zu bringen, daß die oberösterr. Landesregierung die Mitteilung des verflossenen Gemeinderates über die Mandatszurück¬ legung desselben zur Kenntnis genommen hat. Mit dem Schreiben vom 1. April 1919 wurde die Ge¬ meindevorstehung verständigt, daß die für die Neubesetzung des Gemeinderates vorgeschlagenen Frauen und Herren als provisorische Gemeinderäte für die Stadtgemeinde Steyr ernannt worden sind und daß ich vorläufig bis zur definitiven Neuwahl des Bürgermeisters die Ge¬ schäfte zu leiten habe. In diesem Sinne erlaube ich mir die geehrten Frauen und Herren herzlichst zu begrüßen, stelle die Beschlußfähigkeit fest und erkläre die Sitzung für eröffnet. Somit gehen wir in die Tagesordnung ein.“ 1. Wahl von zwei Verifikatoren des Sitzungsprotokolles. Vorsitzender: „Bisher war es Gepflogenheit, die Reihenfolge der Beglaubiger des jeweiligen Sitzungs¬ protokolles nach dem Namensalphaber zu bestimmen. Es kämen somit für die Beglaubigung dieses Protokolles die Gemeinderäte Bachmayr und Baumgartner in Be¬ tracht. Wenn sich gegen die genannten Herren keine Einwendung erhebt, nehme ich an, daß die beiden Herren zu Verisikatoren des Protokolles gewählt er¬ scheinen.“ Der Gemeinderat stimmt dem Wahlvorschlage zu. 2. Leistung des Angelöbnisses seitens des Gemeinderates. Vorsitzender: „Die Angelobungsformel lautet: * Dem deutschösterreichischen Staate unbedingt die Treue zu halten, den deutschen Charakter der Stadt Steyr zu wahren, sowie den Bestimmungen des jeweiligen Gemeindestatutes der Stadt Steyr und der Geschäfts¬ ordnung des Gemeinderates stets nachzukommen. Ich bitte die Frauen und Herren, nach dem Aufruf das Gelöbnis durch Ausspruch der Worte: „Ich gelobe“, zu leisten.“ Sämtliche anwesende Gemeinderäte leisten hierauf das Gelöbnis. Vorsitzender: Der heute entschuldigt ab¬ wesende Gemeinderat Nothhaft wird in der nächsten Sitzung angelobt werden.“ 3. Wahl von zwei Stimmenzählern. Ueber Vorschlag werden die Gemeinderäte Vogl und Kattner zu Stimmenzählern gewählt. 4. Wahl des Bürgermeisters. Vorsitzender: „Zu diesem Punkte ersuche ich den Herrn G.=R. Tribrunner um Vorschläge. G.=R. Tribrunner: „Ich möchte Ihnen vorschlagen, den bisherigen Herrn Vizebürgermeister Wokral zum Bürgermeister zu wählen. Herr Vize¬ bürgermeister Wokral hat besonders in der letzten Zeit tatkräftigst gewirkt und ist tatsächlich der einzige, der die Geschäfte eines Bürgermeisters am besten zu leiten in der Lage ist. Ich bitte daher, Ihre Stimmen auf Herrn Vizebürgermeister Wokral zu vereinigen.“ Die Stimmenzähler G.=R. Vogl und Kattner sammeln die Stimmzettel ein. G.=R. Kattner verkündet hierauf das Wahlergebnis, nach welchem Herr Vize¬ bürgermeister Wokral mit 34 Stimmen zum pro¬ visorischen Bürgermeister gewählt erscheint. Das Wahlergebnis wird vom Gemeinderate mit Beifall aufgenommen. Bürgermeister Wokral: „Sehr geehrte Frauen und Herren! Durch Ihre einmütige Wahl soeben zum provisorischen Bürgermeister der Stadt berufen, möchte

2 ich mir einige Worte erlauben. Ich [danke in erster Linie für Ihr mir entgegengebrachtes Vertrauen und werde gewiß bestrebt sein, dasselbe nach jeder Richtung hin zu rechtfertigen. Die Zusammensetzung des jetzigen Gemeinderates ist dem Ergebnisse der Wahlen in die Nationalversammlung vom Februar heurigen Jahres ntsprechend geschehen und nicht durch selbständige Wahl ondern durch die Ernennung erfolgt. Es kommt ihm auch nur bis zur definitiven Neuwahl des Gemeinde¬ rates ein provisorischer Charakter zu, wo erst dann ntschieden werden wird, wie sich die Stimmung der Bevölkerung auf die einzelnen Parteien verteilen wird In der Zuschrift der Landesregierung, betreffend die Ernennung der jetzigen Gemeinderäte, wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß alle nicht dringlichen, leicht aufschiebbaren und wichtigen Beschlüsse dem neu zu wählenden Gemeinderate vorbehalten bleiben sollen. Es wird also der heutige provisorische Gemeinderat ein ziemlich beschränktes Feld der Tätigkeit haben und ist es deshalb nicht möglich, irgend ein großzügiges Pro¬ gramm zu entwickeln. Trotzdem wird es notwendig ein, einige Dinge zu besprechen, die auch in der kurzen Zeit des Bestandes des prov. Gemeinderates erledig werden müssen. Ich erachte es als eine Notwendigkeit unsere veraltete Geschäftsordung umzuändern, damit man sich von dem schädlichen Prinzip, daß der Bürger meister einen gewissen Absolutismus besitzt, losmacht, dagegen mehr demokratische Einrichtungen trifft und damit aufräumt, daß alles nur der Bürgermeister zu machen und zu tun hat und dafür verantwortlich ist. Es muß in den Sektionen der jeweilige Obmann oder dessen Stellvertreter den Vorsitz führen, es sollen die Referate in den einzelnen Sektionen besser und so ver¬ teilt werden, daß jeder Gemeinderat je nach seinen Fähigkeiten mehr zum Worte kommt und die Be¬ völkerung sieht, daß jedes einzelne Mitglied des Ge¬ meinderates mitwirkt. Der Bürgermeister hätte nur der Leiter des ganzen Verwaltungsapparates zu sein, der den Sektionen mit Rat und Tat zur Seite steht, nicht aber immer derjenige sein soll, der alles zu wissen hat; er ist auf die Unterstützung seiner Ge¬ neinderatsmitglieder angewiesen. Der Reform der Ge¬ chäftsordnung wird sich auch eine Reform in der Ver¬ wvaltung anzuschließen haben, was in der Form geschehen könnte, daß vielleicht Abteilungen geschaffen werden, an welche sich die Sektionen und Referenten dann zu wenden hätten. Damit wäre eine Grundlage geschaffen, die ein wirkungsvolles Arbeiten ermöglicht. Eine der wichtigsten Aufgaben, die auch dem provisorischen Gemeinderat zufällt, bildet die Ernährungsfrage und möchte ich betonen, daß, wenn auch die Majorität im Gemeinderate gewechselt hat, auch wir nicht mehr geben können als vorhanden ist. Wir werden aber eifrigst bestrebt sein, das menschen¬ möglichste zu tun, um Lebensmittel herbeizuschaffen und mit Hilfe des Wirtschaftsrates eine gleichmäßige Ver¬ teilung des Vorhandenen vorzunehmen. Es wird auch notwendig sein, die Vorarbeiten zur Lösung der be¬ onders brennenden Fragen in Angriff zu nehmen und vielleicht auch teilweise zur Durchführung zu bringen; dies wäre unter anderem das Wohnungswesen, um welches es in Steyr sehr traurig bestellt ist; hier muß unbedingt so rasch als möglich ein Schritt nach vor¬ wvärts getan werden, damit sodann der definitive Ge¬ meinderat sofort mit der Ausführung des Begonnenen einsetzen kann. Weiters ist es die Schaffung von Ar¬ beitsgelegenheit durch Notstandsbauten, die äußerst dringend werden. So kurz auch die Dauer des Pro¬ visoriums des jetzigen Gemeinderates sein wird, so er warten denselben doch viele Aufgaben, für welche ich Sie alle ersuche, eifrigst mitzuhelfen, um sie einer ge¬ deihlichen Entwicklung zuzuführen. In diesem Sinne danke ich nochmals für Ihr geschätztes Vertrauen und möchte bitten, mich in meinem schweren Amte kräftigst zu unterstützen; ich werde in jeder Hinsicht meine chwachen Kräfte dem Wohle des Ganzen widmen Wir schreiten zum nächsten Punkt der Tages¬ ordnung. 5. Wahl von zwei Vizebürgermeistern. G.=R. Witzany: „Auf der Tagesordnung steht ie Wahl von drei Vizebürgermeistern. Es war vorher eplant, eine 3. Vizebürgermeisterstelle zu schaffen, um eder Sektion einen Leiter zu geben. Nachdem die Sta¬ tuten die Wahl eines 3. Vizebürgermeisters nicht ge¬ statten, mußte hievon Abgang genommen werden. Für die heutige Wahl der Vizebürgermeister gestatte ich mir die Herren G.=R. Tribrunner und Mayrhofer vor¬ zuschlagen. G.=R. Fendt: „Soeben haben wir den Wahl¬ vorschlag gehört. Ich möchte nur bemerken, daß Herr Mayrhoser Gemeindeangestellter ist und laut der Ge¬ neindestatuten eigentlich für eine solche Wahl nicht in Betracht zu kommen hätte. Ich will jedoch mit meinen Worten der Wahl desselben keine Schwierigkeiten machen, ondern nur auf die tatsächlichen Vorschriften des Ge¬ meindestatutes hier in öffentlicher Sitzung aufmerksam nachen. Eine Aenderung des Gemeindestatutes wurde bisher von der Landesregierung noch nicht genehmigt. Bürgermeister: „Zu diesen Ausführungen möchte ich erwidern, daß nach einer Parteibesprechung die vormittags stattgefunden hat, mit der Landes¬ regierung diesbezüglich telephonisch verhandelt wurde und der Landeshauptmannstellvertreter Langoth mitteilte aß, wenn von keiner Partei ein förmlicher Protest gegen die Wahl des G.=R. Mayrhofer zum Vize¬ bürgermeister eingebracht würde und auch weiter keine Schwierigkeiten gegen dieselben bestehen, von der Landes¬ regierung auch kein Anstand gegen die Wahl erhoben wird. Da also der Herr Vorredner erklärte, daß er mit den Ausführungen keine Schwierigkeiten bereiten will und ein förmlicher Protest nicht vorliegt so er¬ uche ich die Herren Stimmenzähler, ihres Amtes zu walten. G.=R. Vogl verkündet das Ergebnis der Vize¬ bürgermeisterwahl, nach welchem G.=R. Tribrunner und G.=R. Mayrhofer mit je 22 Stimmen zu Vize¬ ürgermeistern gewählt erscheinen. Vizebürgermeister Tribrunner: „Ich danke Ihnen für das mir durch die Wahl entgegengebrachte Vertrauen und erkläre, nachdem es sich nur um ein kurzfristiges Provisorium handelt, diese Wahl anzu¬ iehmen. Sollte ich einmal Gelegenheit haben, Herrn Bürgermeister Wokral in seinem Amte vertreten zu so wird es mein Bestreben sein, tatkräftigst müssen und objektiv die Geschäfte zu führen. Vizebürgermeister Mayrhofer: „Auch ich fühle mich verpflichtet, für das Vertrauen, daß Sie mir entgegenbrachten, den besten Dank auszusprechen. Sie haben ja vorhin gehört, daß die Anregung ge¬ allen ist, es sei nicht tunlich, einen Gemeinde=Ange¬ stellten zu wählen. Ich bin eigentlich kein Gemeinde¬ Angestellter, da ich nur einen Taglohn, und zwar 7 K 50 h bezog, und können Sie sich denken, daß man unter olchen Verhältnissen viel zu leiden hat. Ich glaube aber daß mit dem Standpunkte, daß gewisse Gruppen im öffent¬ lichen Leben auszuschalten seien, gebrochen werden müsse und dieser Standpunkt auch bereits der Vergangenheit an¬ gehört. Was meine Dienste als Vizebürgermeister an¬ belangt, bitte ich, meine Kräfte nicht zu überschätzen; ch bin einfacher Arbeiter und nicht in der Lage, hoch¬ Ich verpflichte mich notpeinliche Sachen vorzulegen ber zum Wohle der Allgemeinheit in der vollsten Ob¬ ektivität, soweit es mir möglich ist, meinen Aufgaben nachzukommen und danke Ihnen nochmals für das ent¬ gegengebrachte Vertrauen. 6. Einteilung der Gemeinderatsmitglieder n die vier Sektionen. Bürgermeister: „Die ihnen vorliegende Auf¬ teilung entspringt einem Parteiübereinkommen und lautet die Besetzung wie folgt Sektion: Bürgermeister Josef Wokral, Fritz Krottenau, Karl Fischer, Franz Müller, Ludwig Rei

singer Berta Kisely, Prof. Gregor Goldbacher, Franz Nothhaft, Dr. Peyrer=Angermann II. Sektion: Hans Witzany, Markus Ruckerbauer, Anton Schwandtner, Leopold Steinbrecher, Gangol Zeilinger, Klara Saltric, Karl Mayr, Heinrich Bach¬ mayr, Prof. W. Brand. III. Sektion: Hans Mayrhofer, Karl Dedic, Adalbert Vogl, Anton Chalupka, Anton Frühwald, lly Reinhardt, Paul Fendt; Dr. Ulrich Furrer, Josef Eisterlehner. IV. Sektion: Franz Tribrunner, Alois Lebeda, Karl Klement, Johann Baumgartner, Michael Neu¬ hold, Luise Hochstöger, Franz Kattner, Hermann Kletz nayr, Franz Kratochwill. Nachdem kein Gegenvorschlag erfolgt, erkläre ich der Geschäftsordnung gemäß die Sektionseinteilung als angenommen. 7. Wahl der Sektionsobmänner und deren Stellvertreter. Auch hier haben sich die Parteiengeeinigt und olgende Vorschläge erstattet: Obm.=Stellv: Obmann: I. Josef Wokral Franz Nothhaft Sektion. II. Heinrich Bachmayr Prof. W. Brand „ III. Hans Mayrhofer Paul Fendt „ IV. Franz Kratochwill Franz Tribrunner Der Wahlvorschlag wird vom Gemeinderate an¬ genommen. 8. Wahl der Kassenkommissäre. Wahlvorschlag: Markus Ruckerbauer und Prof. W. Brand Angenommen. Präliminarkommission. 9. Wahl der Mayr¬ Franz Tribrunner, Hans Wahlvorschlag: Stein¬ hofer, Hans Witzany, Karl Fischer, Anton brecher, Heinrich Gangolf Zeilinger, Klara Saltric, Bachmayr, Franz Nothhaft und Karl Mayr. Angenommen. 10. Wahl der Disziplinarkommission. Josef Wokral, Fritz Krottenau, Wahlvorschlag: Franz Müller, Karl Klement, Anton Schwandtner, Adalbert Vogl, Prof. Gregor Goldbacher, Dr. Peyrer¬ Angermann, Dr. Ulrich Furrer. Angenommen 11. Wahl der Krankenhauskommission. Wahlvorschlag: Hans Mayrhofer, Markus Rucker¬ bauer, Anton Chalupka, Ludwig Reisinger, Michael Neuhold, Berta Kisely, Franz Tribrunner, Prof. W. Brand, Dr. Ulrich Furrer, Franz Kattner. Angenommen. Zu diesem Punkte möchte ich vorschlagen, daß auch gleich das Subkomitee ein „Krankenhausbaukomitee“ gewählt werde, welches sich mit den kommenden Er¬ weiterungsbauten des Krankenhauses zu befassen hätte und wesentlich andere Aufgaben hat, als die Kranken hauskommission. Die Arbeiten dieses Baukomitees hätten sofort zu beginnen, da die Vorarbeiten zu den Krankenhausbauführungen drängen, damit der Kranken ausbetrieb im Herbste nicht vor einer Katastrophe stehe. Vizebürgermeister Mayrhofer bestätigt die Not¬ wendigkeit der Wahl dieses engeren Komitees Ueber Vorschlag des G.=R. Dedic und Prof. Brand werden sodann die G.=R. Prof. Brand, Anton Cha¬ lupka, Franz Katiner, Markus Ruckerbauer, Dr. Ulrich Furrer und Vizebürgermeister Tribrunner in das Krankenhausbaukomitee gewählt. 12. Wahl in den Wirtschaftsrat. Wahlvorschlag: Franz Tribrunner, Hans Mayr¬ hofer, Karl Fischer, Anton Schwandiner, Anton Früh¬ 3 wald, Johann Baumgartner, Klara Saltric, Prof W. Brand, Franz Kattner und Karl Mayr. Angenommen. 13. Wahl in das Beleuchtungskomitee. Wahlvorschlag: Franz Tribrunner, Hans Mayr¬ hofer, Karl Dedic, Anton Steinbrecher, Michael Neu¬ hold, Luise Hochstöger, Paul Fendt, Prof. Gregor Holdbacher, Josef Eisterlehner. Angenommen. Vizebürgermeister Mayrhofer schlägt vor, in as Beleuchtungskomitee wirkliche Fachleute als Berater uzuziehen, die entschieden besseres leisten als die bis¬ erigen Experten, die von fachlichen elektrischen Ein¬ richtungen doch zu wenig Verständnis haben G.=R. Fendt erwidert, daß das Beleuchtungs¬ komitee nur aus den gewählten Herren zu bestehen habe und es dem Komitee freistehe, Experten und welche zu laden. Es ist daher Sache des jetzigen Beleuchtungs¬ omitees, ob sie die bisherigen Experten zu den Sitzungen noch zulassen wolle oder nicht 14. Wahl in das Schlachthauskomitee Wahlvorschlag: Hans Witzany, Hans Mayrhofer, Markus Ruckerbauer, Johann Baumgartner, Anton Chalupka, Adalbert Vogl, Paul Fendt, Dr. Ulrich Furrer, Franz Kratochwill Angenommen. 15. Wahl des Wasserleitungs= und Ka¬ nalisierungsausschusses. Wahlvorschlag: Franz Tribrunner, Alois Lebeda, Karl Klement, Johann Baumgartner, Michael Neu¬ hold Luise Hochstöger, Paul Fendt, Franz Kattner und Franz Nothhaft Angenommen. 16. Wahl des Ausschusses für Kasern¬ angelegenheiten. Wahlvorschlag: Franz Tribrunner, Hans Witzany, Prof Gregor Goldbacher, Dr. Peyrer=Angermann, Prof. W. Brand, Franz Kratochwill Augenommen 17. Wahl der Wohnungskommission. Wahlvorschlag: Karl Dedic, Ludwig Reisinger, Anton Frühwald, Cilly Reinhardt, Heinrich Bachmayr Josef Eisterlehner. Angenommen. 18. Wahl der Kommission zur Errichtung eines städt. Jugendamtes. Wahlvorschlag: Prof. Goldbacher, Prof. W. Brand, Franz Kratochwill, Alois Lebeda, Klara Saltric, Franz Tribrunner und Karl Klement. G.=R. Witzany: „Mit Rücksicht auf das große Interesse, welches die Waffenfabrik an der Errichtung dieses Jugendamtes haben wird, würde ich Wert darauf legen, daß ein Vertreter der Waffenfabrik in den Aus¬ chuß gewählt wird und schlage vor, statt Prof. Brand H.=R. Mayr zu wählen.“ Bürgermeister Wokral: „Ueber die Besetzung ieg eben ein Parteiübereinkommen vor.“ G.=R. Fendt: „Es ließe sich ja die Kommission durch G.=R. Mayr erweitern, so daß auch dem Wunsche des Antragstellers Rechnung getragen wäre.“ G.=R. Prof. Brand: „Ich möchte nur auf die statutarischen Bestimmungen des Jugendamtes auf¬ nerksam machen, nach welchem alle jene Faktoren heranzuziehen sind, die sich bereits mit Jugendfürsorge beschäftigen; es könnte immerhin G.=R. Mayr mit zugezogen werden, da nach dem Statute 10 Mitglieder zu wählen seien. G.=R. Prof. Goldbacher: „Ich möchte auch ein zehntes Mitglied empfehlen, als die Aufgaben des Ausschusses sehr große sein werden. Herr G.=R. Prof.

Brand hat sich, wie erinnerlich, im Vorjahre um die Aktion „Kinder aufs Land“ große Verdienste erworben.“ Bürgermeister Wokral: „Die Waffenfabrik beschäftigt sich bekanntlich durchaus nicht mit der Jugend¬ fürsorge und käme somit G.=R. Mayr für eine Ver¬ tretung im Jugendamte auch nicht in Betracht.“ G.=R. Prof. Brand: „Ich spreche gewiß nicht für mich, wenn ich meine Person in der Kommission wissen möchte, sondern vielmehr vom Standpunkte der Vereinbarung.“ Bürgermeister Wokral: „Die Vereinbarung ist tatsächlich erfolgt.“ G.=R. Witzany: „Ich ziehe meinen Antrag mit Rücksicht auf die Parteienvereinbarung zurück.“ Der Wahlvorschlag wird sohin vom Gemeinderate angenommen. 19. Wahl der Gemeindevertreter in den Stadtschulrat. Wahlvorschlag: Alois Lebeda, Fritz Krottenau, Anton Steinbrecher und Karl Dedic. G.=R. Dr. Peyrer=Angermann erklärt namens der Minorität mit dem Wahlvorschlage nicht einverstanden zu sein und sich eine weitere Stellung¬ nahme vorzubehalten. Der Wahlvorschlag wird sodann vom Gemeinde¬ rate mit Mehrheit angenommen. Bürgermeister: „Ich möchte noch bemerken, daß in der nächsten Sitzung noch einige kleinere Wahlen in Vertretungskörpern notwendig sein werden, so die Wahl eines Vertreters in den gewerblichen Schul¬ ausschuß, in das Kuratorium des Meisterateliers, in die Elektrizitätsgesellschaft, nachdem Herr Altbürger¬ meister Gschaider seine Stelle daselbst niedergelegt hat. Es muß jedoch erst erhoben werden, auf welche Dauer die bisherigen Vertreter in diese Körperschaften ge¬ wählt wurden.“ G.=R. Fendt: „Sehr verehrter Gemeinderat! Ich kann nicht umhin, die heutige Sitzung dazu zu be¬ nützen, um noch einiges zu sprechen. Ich möchte mit¬ teilen, daß ich durch fast 8 Jahre im Gemeinderate und auch als Vizebürgermeister mit Unterbrechung während meiner Einrückung zur Kriegsdienstleistung gearbeitet habe. In der schweren Zeit hat sich für die Stadt besonders seit dem Umsturz am 1. November 1918 sehr viel verändert und haben sich in den letzten Mo¬ naten die Arbeiten für die Vizebürgermeister ganz be¬ sonders schwierig und aufreibend gestaltet. In diese Zeit fällt auch das Wirken des jetzigen Bürgermeisters Wokral als Vizebürgermeister hinein und kann ich nicht umhin, ihn für seine große Unterstützung, welche ich bei der Amtsführung an seiner Seite gefunden habe, zu danken. Ich danke auch Herrn Stadtamtsrat und allen Be¬ amten für ihre Unterstützung und möchte bitten, daß Herr Stadtamtsrat der Beamtenschaft meinen Dank vermittelt.“ G.=R. Witzany: „Ich möchte die Herren der Disziplinarkommission ersuchen, daß sie sich so rasch als möglich konstituiere.“ Die Disziplinarkommission beschließt nach Schluß der Sitzung die Konstituierung vorzunehmen. Bürgermeister Wokral: „Ich möchte, bevor ich die heutige konstituierende Sitzung schließe, einige Worte beifügen. Es sind mehr als 7 Jahre verflossen, während welcher Herr Altbürgermeister Gschaider gewirkt hat. Ich glaube, trotz der politischen Gegnerschaft ist es doch eine Sache des Anstandes, daß man dem Abtretenden Dank sagt und ihm diesen Dank angedeihen läßt. Ich glaube hier auch offen sagen zu können, daß sich Herr Altbürgermeister Gschaider während seiner ganzen Wirk¬ samkeit besonders aber in der schweren Kriegszeit vollauf bemüht hat. Wenn es ihm auch nicht immer gelang, einen Erfolg zu erzielen, so hat er sich sicher bemüht, das Möglichste zu erreichen und für die Stadt best¬ möglichst zu sorgen. Ich wollte dies hier zum Aus¬ drucke bringen und die Gelegenheit wahrnehmen, um nicht ohne ein Wort des Abschiedes von ihm zu gehen. Mithin schließe ich mit Dank an die Versammelten die Sitzung. Schluß der Sitzung 4 Uhr nachmittags.

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