Gemeinderatsprotokoll vom 7. April 1919

Brand hat sich, wie erinnerlich, im Vorjahre um die Aktion „Kinder aufs Land“ große Verdienste erworben.“ Bürgermeister Wokral: „Die Waffenfabrik beschäftigt sich bekanntlich durchaus nicht mit der Jugend¬ fürsorge und käme somit G.=R. Mayr für eine Ver¬ tretung im Jugendamte auch nicht in Betracht.“ G.=R. Prof. Brand: „Ich spreche gewiß nicht für mich, wenn ich meine Person in der Kommission wissen möchte, sondern vielmehr vom Standpunkte der Vereinbarung.“ Bürgermeister Wokral: „Die Vereinbarung ist tatsächlich erfolgt.“ G.=R. Witzany: „Ich ziehe meinen Antrag mit Rücksicht auf die Parteienvereinbarung zurück.“ Der Wahlvorschlag wird sohin vom Gemeinderate angenommen. 19. Wahl der Gemeindevertreter in den Stadtschulrat. Wahlvorschlag: Alois Lebeda, Fritz Krottenau, Anton Steinbrecher und Karl Dedic. G.=R. Dr. Peyrer=Angermann erklärt namens der Minorität mit dem Wahlvorschlage nicht einverstanden zu sein und sich eine weitere Stellung¬ nahme vorzubehalten. Der Wahlvorschlag wird sodann vom Gemeinde¬ rate mit Mehrheit angenommen. Bürgermeister: „Ich möchte noch bemerken, daß in der nächsten Sitzung noch einige kleinere Wahlen in Vertretungskörpern notwendig sein werden, so die Wahl eines Vertreters in den gewerblichen Schul¬ ausschuß, in das Kuratorium des Meisterateliers, in die Elektrizitätsgesellschaft, nachdem Herr Altbürger¬ meister Gschaider seine Stelle daselbst niedergelegt hat. Es muß jedoch erst erhoben werden, auf welche Dauer die bisherigen Vertreter in diese Körperschaften ge¬ wählt wurden.“ G.=R. Fendt: „Sehr verehrter Gemeinderat! Ich kann nicht umhin, die heutige Sitzung dazu zu be¬ nützen, um noch einiges zu sprechen. Ich möchte mit¬ teilen, daß ich durch fast 8 Jahre im Gemeinderate und auch als Vizebürgermeister mit Unterbrechung während meiner Einrückung zur Kriegsdienstleistung gearbeitet habe. In der schweren Zeit hat sich für die Stadt besonders seit dem Umsturz am 1. November 1918 sehr viel verändert und haben sich in den letzten Mo¬ naten die Arbeiten für die Vizebürgermeister ganz be¬ sonders schwierig und aufreibend gestaltet. In diese Zeit fällt auch das Wirken des jetzigen Bürgermeisters Wokral als Vizebürgermeister hinein und kann ich nicht umhin, ihn für seine große Unterstützung, welche ich bei der Amtsführung an seiner Seite gefunden habe, zu danken. Ich danke auch Herrn Stadtamtsrat und allen Be¬ amten für ihre Unterstützung und möchte bitten, daß Herr Stadtamtsrat der Beamtenschaft meinen Dank vermittelt.“ G.=R. Witzany: „Ich möchte die Herren der Disziplinarkommission ersuchen, daß sie sich so rasch als möglich konstituiere.“ Die Disziplinarkommission beschließt nach Schluß der Sitzung die Konstituierung vorzunehmen. Bürgermeister Wokral: „Ich möchte, bevor ich die heutige konstituierende Sitzung schließe, einige Worte beifügen. Es sind mehr als 7 Jahre verflossen, während welcher Herr Altbürgermeister Gschaider gewirkt hat. Ich glaube, trotz der politischen Gegnerschaft ist es doch eine Sache des Anstandes, daß man dem Abtretenden Dank sagt und ihm diesen Dank angedeihen läßt. Ich glaube hier auch offen sagen zu können, daß sich Herr Altbürgermeister Gschaider während seiner ganzen Wirk¬ samkeit besonders aber in der schweren Kriegszeit vollauf bemüht hat. Wenn es ihm auch nicht immer gelang, einen Erfolg zu erzielen, so hat er sich sicher bemüht, das Möglichste zu erreichen und für die Stadt best¬ möglichst zu sorgen. Ich wollte dies hier zum Aus¬ drucke bringen und die Gelegenheit wahrnehmen, um nicht ohne ein Wort des Abschiedes von ihm zu gehen. Mithin schließe ich mit Dank an die Versammelten die Sitzung. Schluß der Sitzung 4 Uhr nachmittags.

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