Gemeinderatsprotokoll vom 24. März 1919

4 Herr G.=R. Dedic: „Nachdem eine Debatte nicht zu¬ lässig ist, so ersuche ich den Herrn Bürgermeister, zu beauf¬ tragen, daß ein Komitee gewählt werde, welches die Sache ocheinmal zu überprüfen hat.“ err Bürgermeister: „Bitte, diese Forderung schriftlich zu stellen.“ err G.=R. Witzany: „Interpellationen müssen nach der Geschäftsordnung doch beantwortet werden und wenn solche Beantwortungen auch in einer nächsten Sitzung möglich sind, o muß doch auch in einer nächsten Sitzung eine Debatte über dieselbe möglich sein.“ Herr Bürgermeister: „Wollen Sie vielleicht in der nächsten Sitzung einen Antrag stellen; es kann auch ein Dringlichkeitsantrag eingebracht werden. herr G.=R. Witzany: „Ich glaube, es wäre für die Stimmung in der Bevölkerung gut, wenn Sie, Herr Bürger¬ meister, die Debatte zulassen würden. Herr Bürgermeister: „Es geht nicht, die Geschäfts¬ ordnung darf nicht durchbrochen werden, ich bitte, in der nächsten Sitzung im Dringlichkeitswege einen Antrag zu stellen. Es kommt eine weitere Angelegenheit in Form iner Mitteilung zur Sprache In der letzten Sitzung des städt. Wirtschaftsrates ist der Gedanke aufgetaucht, für die Milchversorgung des Krankenhauses ein landwirtschaftliches Gut anzukaufen. Es wurde aus dem Wirtschaftsrate eine Kommission gewählt, welche die Erhebungen über das anzukaufende Gut vornahm Geplant war, in der Angelegenheit einen Dringlich¬ keitsantrag einzubringen, wovon jedoch abgegangen wurde, als die Erhebungen ergaben, daß der Bericht der Kommission im ablehnenden Sinne lauten wird. Ich erteile Herrn G.=R. Pro Brand zur Berichterstattung das Wort. Herr G.=R. Prof. Brand: „In der letzten Wirtschafts¬ ratssitzung ist seitens des Herrn Amtsobertierarztes Schopper der Antrag gestellt worden, es möge zur besseren Milchversorgung insbesondere des Krankenhauses, das zum Verkaufe gelangende Rameisengut in Ternberg und das dazugehörige Faulenbaumgut in Wendbach, Gemeinde Ternberg, seitens der Stadtgemeinde angekauft werden. Es wurde in der genannten Sitzung des Wirtschaftsrates ein Komitee gewählt, bestehend aus den Herren B.=R. Ortler, Arbeiterrat Mayrhofer, Franz Mayr, Besitzer des Stadlmaiergutes, Obertierarzt Schopper und meine Wenig¬ eit, welches die Aufgabe hatte, das Gut zu besichtigen. Diefer Aufgabe hat sich die Kommission auch am Samstag den 22. d. M. unterzogen und die beiden Güter in allen ihren Teilen und Zu¬ gehör besichtigt. Zur Schätzung der Holzbestände wurde Herr gräfl. Lambergscher Förster Reder zugezogen und ist die Kom¬ mission in der am Sonntag den 23. d. M. abgehaltenen Sitzung zu dem Entschlusse gekommen, von dem Ankaufe abzuraten. Dieser Entschluß ging von der Erwägung aus, daß der Preis dieses Gutes von 700.000 K gegenüber dem ermittelten und gut ge¬ griffenen Schätzwerte von 566.265 K ein zu hoher sei. Wenn die Herren wünschen, verlese ich den von der Kommission zu¬ sammengefaßten Bericht, ich kann aber in Kürze darauf ver weisen, daß wohl der Bauzustand der beiden Güter, das In¬ ventar und alles Zubehör sich im tadellosen Zustande befindet und daß es möglich wäre, den dort befindlichen Viehstand, der gegenwärtig 23 Kühe zählt, so zu erhöhen, daß täglich mit einer Milchanlieferung von 200 Liter gerechnet werden könnte Es würde auch vielleicht möglich sein, auf dem Gute eine Anstalt für lungenkranke Kinder unterzubringen, was aber selbstverständlich nit weiteren großen Kosten verbunden wäre. Von diesen Ge¬ ichtspunkten aus wäre die Erwerbung des Gutes wohl zu empfehlen; demgegenüber steht jedoch der zu hohe Preis, die weite Entfernung des Gutes von Steyr, wodurch die Bring¬ lichkeit der Produkte erschwert wird, ferners die Schwierigkeit der Bestellung eines geeigneten Bewirtschafters des Gutes. Diese letzteren Bedenken bewogen die Kommission, dem Gemeinderate den Ankauf des Gutes abzuraten. Herr Bürgermeister: „Ich ersuche, diesen Bericht zur Kenntnis zu nehmen. Der Bericht wird vom Gemeinderate zur Kenntnis ge¬ nommen Herr Bürgermeister: „Ferner liegt eine Reihe von Anträgen vor und zwar der Dringlichkeitsantrag des neu zu¬ ammengesetzten Spitalbauausschusses, welcher lautet: Dringlichkeitsantrag Das in der Gemeinderatssitzung vom 10. März 1919 gewählte Komitee zur Durchführung der von der Spitalskom¬ mission gestellten Anträge ist nach eingehenden Beratungen zur Ueberzeugung gekommen, daß die im Krankenhause bestehenden Mängel an der Maschinen= bezw. K sselanlage nur durch eine Nenanlage derselben gründlich behoben werden können. Für die Schaffung derselben ist aber vorher erst festzu¬ tellen, für welche zukünftigen Bedürfnisse die Neuanlage zu er¬ richten ist, damit gleich von Anfang an die Dimensionierung derselben eine richtige wird Der Primarius des Krankenhauses hat nun die schon jetz unbedingt nötigen Erfordernisse wie folgt angegeben, und zwar Bettenanzahl für Männer Frauen Tuberkulosenabteilung 20 20 für den tägl. 15 Geschlechtskrankenabteilung 15 Gebrauch ohne Infektionspavillons 3 Abteilungen à 10 Betten Epidemie Nachdem für diese Abteilungen räumlich getrennte Ge bäude geschaffen werden müssen, ist vorher deren Lageplan zu bestimmen, worauf erst die Situation für das zu errichtende Maschinenhaus festgelegt werden kann und zwar derart, daß es auch einer später neuerlich notwendig werdenden Vergrößerung der gesamten Anlage nicht nur nicht im Wege steht, sondern auch selber Genüge leisten kann. Herr GR. Zwicker hat zu den Besprechungen des Komitees einen gegenwärttg in der Waffenfabrik beschäftigten, in der Erbauung von Krankenhäusern erfahrenen Architekten us Karlsruhe mitgebracht, dem vorher die Erfordernisse vom errn Primarius in selbstverständlich unverbindlicher Weise be¬ kanntgegeben wurden, und hatte derselbe die Liebenswürdigkeit, nach Lokalaugenschein einen Vorentwurf über die Neugestaltung der erforderlichen Anlagen auszufertigen, der nicht nur dieser, sondern künftigen Vergrößerungen bereits Rechnung trägt. Der hiezu erstattete Erläuterungsbericht hat bei den Herren Komiteemitgliedern den Eindruck hervorgerufen, daß vorgenannter Architekt tatsächlich Erfahrungen im Bau von Krankenanstalten besitzt und speziell auf Betriebs= und wirtschaftliche Rücksichten en größten Wert legt. Herr Architekt Weichel würde für seine Arbeiten, die sich auf das Wirtschaftsgebäude, Tuberkulosenpavillon, Geschlechts¬ ranken= und Infektionspavillon, Kapellenbau, Adaptierungen, Einfriedigungen, samt den dazugehörigen Situationen, sowie uf die Herstellung des Vorentwurfes, des Baugesuches für die Behörde, der Ausführungspläne samt Werkzeichnungen, mit Ausnahme der Lichtpausen, aller Details und Kostenanschläge beziehen, den runden Betrag von 25 000 Kronen beanspruchen und selbstverständlich zur Beaussichtigung und Intervention bei Vergebung dem Gemeinderate jederzeit zur Verfügung stehen. Im Rahmen dieser 25.000 K werden sich selbstverständlich ie Beträge entsprechend aufteilen, wenn nicht an die Aus¬ ührung der Pläne für sämtliche Gebäude geschritten wird. Daß ies nicht empfehlenswert wäre, ist klar und würden auch des¬ halb keine Vorteile erwachsen, weil die Kosten für die Aus¬ ührung der Pläne im kleineren Umfang verhältnismäßig größer ind Es ist selbstverständlich, daß zu einer gedeihlichen Lösung der ganzen Krankenanstaltsfrage auch ein Spezialist im Maschinen¬ bezw. Heizfache gehört werden muß, denn nur dann, wenn eide Faktoren vereint zur Lösung dieser ungemein schwierigen Frage und zur Verbesserung bezw. Vergrößerung der bestehenden Anlage mitarbeiten, kann etwas Gediegenes geschaffen werden, a eben mit leider schon bestehenden Verhältnissen gerechnet verden muß. Wenn schon die Errichtung der eingangs erwähnten Ab¬ teilungen wegen der gegenwärtig außerordentlich hohen Kosten zurückgestellt werden sollte, was aber nicht empfehlenswert wäre omuß doch auf die sofortige Bereinigung der Maschinenanlage jedrungen werden, damit bis zur kommenden Winterperiode das Krankenhaus wieder betriebsfähig wird Wir dürfen daher keine Zeit versäumen, da auch die Maschinenfabriken unter den gegenwärtigen Verhältnissen schwer u leiden haben und Bestellungen daher oft längere Zeit zur lusführung brauchen diesen Verhältnissen bezw. Dringlichkeit der Sache Rech¬ nung tragend, ist das Komitee zur Ueberzeugung gelangt, daß es am besten ist, den genannten Herrn Architekt Weichel, welcher n Steyr wohnt, mit der Ausarbeitung der erforderlichen Ent¬ ürfe und Pläne zu betrauen Das Komitee stellt daher den Antrag, der löbliche Ge¬ meinderat wolle beschließen, daß mit dem vorerwähnten Architekten Herrn A. Weichel im Rahmen des runden Betrages von 25.000 K die definitiven Verhandlungen gepflogen werden können. Der Umfang der geplanten Arbeiten ist unter Berück¬ ichtigung der Ausführungen des Herrn Primarius Oser be¬ eits bekannt, und müßte selbstverständlich auch darüber der Beschluß gefaßt werden, ob außer den definitiven Plänen, die für das Wirtschaftsgebäude und das Kesselhaus notwendig sind, auch jene sofort zur definitiven Ausführung gelangen sollen, elche im Anschlusse an das Wirtschaftsgebäude zu erbauen not wendig sind das Komitee ist selbstverständlich dafür, heute schon alle ene Vorkehrungen zu treffen, damit ungesäumt und dem Be¬ arfe entsprechend die Gebäude zur Ausführung gelangen und aus diesem Grunde ist es notwendig, sofort an die Herstellung der definitiven Pläne zu schreiten. Jene Schritte, die für die rascheste Durchführung der Arbeiten, gleichgültig, ob sie sich auf die Situierung oder definitive lusführung beziehen, hat die Stadtgemeinde ehestens einzuleiten Für die Ausführung des Kesselhauses und Maschinenhauses amt Zubehör hat das Komitee sofort das Weitere bei erstklassigen Firmen zu veranlassen. Karl Fischer Kirchberger Franz J. Wokral A. Zwicker Franz Müller W. Brand F. Tribrunner Paul Fend Fritz Krottenau Markus Ruckerbauer Ant. Chalupka Ich erteile zur Begründung der Dringlichkeit des Antrages G.=R. Kirchberger das Wort. Herrn Herr G.=R. Kirchberger: „Die Dringlichkeit des An¬ trages begründe ich damit, daß die Maschinen und Kesselanlagen m neuen Krankenhause sich in einem Zustande befinden, der einen vollständigen Neubau eines Maschinenhauses erfordert und der so rasch als möglich erfolgen muß, um noch vor der Heiz¬

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