Gemeinderatsprotokoll vom 28. Jänner 1919

Die Bevölkerung ist längst darüber mit Recht em¬ ört, dieser Zustand ist tatsächlich unhaltbar und es ist unglaublich, wie man Steyr so etwas bieten kann. 5. Aus diesen Gründen verlangt der Gefertigte im hleunigste Ab¬ Namen und Auftrage der Bevölkerung ilfe und zwar dadurch, daß Uhr früh aus Zug 11/11, welcher um 7 a) der wie früher bis St. Valentin in Steyr eintrifft, Kleinreifling weitergeführt und abends zwischen 7 und 9 Uhr als Gegenzug nach Steyr verkehrt. Daß der Steyrer Wochenmarktzug, welcher auch auf¬ b) gelassen wurde, an Donnerstagen im 1 Uhr mit¬ tags wieder eingeleitet wird 6. Der Herr Bürgermeister wird dringend ersucht, diese wichtige Angelegenheit persönlich bei den ma߬ jebenden Stellen in Linz mit aller Energie zu ver¬ treten und sich durch keine leeren Ausflüchte beirren zu lassen“ derr GR. Witzany: „Ich möchte für unsere Partei die Mitteilung machen, daß sich innerhalb des Gemeinde rates eine Verschiebung in der Richtung ergeben hat, als Herr GR. Krottenau sich zu unserem Partei¬ orogramm bekannt hat und er heute seinen Sitz in unseren Reihen bereits eingenommen hat. Herr GR Krottenau wollte zwar sein Mandat zurücklegen, da aber Herr GR. Krottenau als Vertreter der Festbesoldeten in den nationalen Gemeinderat bestimmt wurde, so leger wir Wert darauf, daß Herr GR. Krottenau als solcher auch in unserer Partei diese Vertretung ausübt“. Herr GR. Müller: „In der letzten außerordent¬ lichen Gemeinderatssitzung wurde dem Beleuchtungs¬ komitee der Auftrag erteilt, die im Antrage gestellten Aufträge durchzuführen. Da man seither nichts über die Wirksamkeit des Beleuchtungskomitees gehört, er¬ uche ich um Mitteilung, wie weit die Angelegenheit mit dem Elektrizitätswerk gediehen ist' Herr GR. Kirchberger: „Im Auftrage der Haus¬ besitzer in der Valeriestraße ersuche ich dahin zu wirken, daß der Gehsteig daselbst endlich in Ordnung gebracht da er fast unpassierbar ist“ wird „Auch die Bismarck¬ „Herr GR. Prof. Goldbacher bedarf einer Verbesserung traß Herr GR. Prof. Brand: „Wie bekannt, wurden die Waren aus Mauthausen vorerst zu einem Preise von K 3·60 per Kilogramm abgegeben, später wegen Mangelhaftigkeit der Ware mit K 2·50; ich ersuche um Mitteilung, wieviel die Gemeinde hiebei draufge¬ hat“. zahlt Herr GR. Chalupka: „In der letzten Gemeinde¬ ratssitzung wurde auch die Instandsetzung der Stiege bei der Ennsleite besprochen. Diese Stiege ist heute durch Vereisung nur mit Lebensgefahr zu begehen und muß einmal eine gründliche Remedur geschaffen werden“. Herr GR. Nothaft: „In der außerordentlichen Gemeinderalssitzung wurde auch verlangt, daß die Ifarrgasse beleuchtet wird. (Zwischenruf: „Ist bereite geschehen!?) Ich möchte nur darauf verweisen, daß, wenn die Herren Sonnleitner und Genossen nicht auf¬ gebreht hätten, wäre nichts geschehen“ derr GR. Aigner: „Mir kommt es vor, wie wenn, so oft der Gemeinderat einen Antrag annimmt, zum Sohne ertra nichts geschieht!“ Geiterteit. Herr Vorsitzender: „Bevor ich in die Beantwortung der Anfragen eingehe, möchte ich fragen, ob es nicht angezeigt wäre, für die vielen Verhandlungen im ver¬ traulichen Teile für morgen nachmittags 5 Uhr eine neuerliche Gemeinderatssitzung anzuberaumen“ Herr GR. Prof. Goldbacher: „Ich möchte diest Anregung unterstützen und bemerken, daß die Beratung der Gegenstände für den vertraulichen Teil der Sitzung in der Sektion allein drei Stunden in Anspruch nahm“ Herr GR. Dr. Harant: „Ich möchte zur Tages¬ ordnung bemerken, daß es sich noch um ein sehr um angreiches Material handelt, wovon die meisten Sachen durchaus nicht dringlicher Natur sind. Mit Ausnahme 17 der Bestellung der Aerzte für das Krankenhaus könnten die restlichen Beratungsgegenstände ganz gut für eine pätere Sitzung zurückgestellt werden. Ich muß schon uim Entschuldigung bitten, wenn ich hiebei meine Person n den Vordergrund rücke und zu bedenken bitte, daß ich wirklich nicht in der Lage bin, Tag für Tag mich mit Gemeindegeschäften abzugeben. Ich muß schon bitten, daß die Verhandlung über die vertraulichen Gegenstände uf eine längere Zeit als auf morgen verschoben wird. Die Vergebung der Aerztestellen wäre jedoch noch heute als der dringendste Gegenstand zu erledigen Herr GR. Dedic: „Ich schließe mich diesen Aus¬ ührungen an und beantrage, daß heute nur noch die Besetzung der Aerztestellen erfolgt“ Herr Vorsitzender: „Ersuche über den Vertagungs¬ antrag abzustimmen“ Der Gemeinderat stimmt der Vertagung der Be¬ atung der vertraulich zu behandelnden Gegenstände mit Ausnahme der Besetzung der Aerztestellen auf eine spätere Sitzung zu. err Vorsitzender: „Bevor in den vertraulichen Teil übergegangen wird, will ich die gestellten Anfragen eantworten. Herr GR. Vogl hat sich über die Milch¬ nappheit beklagt und zwar mit Recht. Die Herren können sich täglich im Rathaus überzeugen, wieviel in der Milchangelegenheit täglich Beschwerden einlaufen enen nicht abzuhelfen ist, weil eben viel zu wenig Milch hereinkommt. Sie können sich täglich überzeugen, aß fortwährend Maßnahmen zur Besserung dieser Kalamität getroffen werden. Die Klagen sind gewiß vollauf berechtigt und ist es schrecklich, wenn man tag¬ täglich hören muß, daß die kleinen Kinder dieses Haupt¬ nahrungsmittel entbehren müssen. Es wird wohl höchste Zeit sein, daß man viel energischer an die Landwirte herantritt und sie ihrer Pflicht erinnert. Ich kann sie versichern, daß wir alles Mögliche tun, um die unhalt¬ baren Verhältnisse zu bessern“ Herr GR. Kattner: „Morgen ist wieder Karten¬ ausgabe für Milch. Ich bitte, daß sehr strenge dabei vor¬ jegangen wird Herr Vorsitzender: „Ich bitte, morgen mit mir ns Wirtschaftsamt zu kommen, um die Angelegenheit dort zu besprechen“ Herr GR. Kletzmayr hat wegen der Mauthausener¬ waren interpelliert. Diesbezüglich kann ich mitteilen, aß diese Angelegenheit zufolge Beschlusses des Wirtschafts¬ amtes dem Herrn Stadtamtsrate Dr. Habl zur Unter¬ uchung übergeben wurde. Ich bin zur Zeit über den Stand der Sache nicht unterrichtet. Herr Stadtamtsrat, welcher heute hierüber Bericht erstattet hätte, wurde bereits vor zwei Stunden abberufen Auch die Anfrage des Herrn GR. Prof. Brand wieviel die Gemeinde durch den verbilligten Verkau der Mauthausener Waren daraufzahlen mußte, kann ich eute nicht beantworten, da hierüber erst die Schlu߬ echnung gelegt werden muß err GR. Prof. Brand: „Ich wäre dafür, daß eine Kommission zur Untersuchung des Falles gewählt werde“ Es entwickelt sich eine kurze Wechselrede, in welcher ingeregt wird, die Angelegenheit der gerichtlichen Unter¬ uchung zu übergeben. Herr Vorsitzender: „Herr GR. Müller hat angefragt, vie die Angelegenheit mit dem Elektrizitätskomitee stehe. In dieser Hinsicht kann ich die beruhigende Erklärung geben, daß sich das Beleuchtungskomitee an der Hand des vom Gemeinderate beschlossenen bzw. angenommenen Sektionsantrages unter Zuziehung der Experten Herren Sonnleitner, Schickl und Hannesschläger, sowie der Vertreter der Elektrizitätsgesellschaft aus Linz, Herrn Direktor Scheinig und Herr Linimayr sehr eingehend n einer ganztägigen Sitzung beschäftigt hat und die Durchführung des außerordentlichen Gemeinderats¬ beschlusses vom 17. Jänner im Zuge ist. Sie können versichert sein, daß die Angelegenheit genau nach dem Beschlusse durchgeführt werden wird und auch über die

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