Gemeinderatsprotokoll vom 28. Jänner 1919

Ich verweise auf den in der Gemeinderatssitzung vom 9. Dezember 1918 angenommenen Dringlichkeits¬ antrag, in welchem der Gemeinderat unseren deutschen Volksgenossen die Versicherung ausgedrückt hat, der er der angetanen Drangsalierung nicht vergessen und jede nögliche Hilfe gewähren wolle. „Ich erlaube mir in diesem Sinne den Antrag zu tellen, dem Deutschen Schulverein in Wien im Wege der hiesigen Ortsgruppenleitung außer der gewöhnlichen Subvention eine besondere einmalige Spende von 500 K zu bewilligen Der Sektionsantrag wird vom Gemeinderate ein¬ stimmig angenömmen. Sektionsobmann Herr II. Sektion: Referent Ing. Huber. GR. Punkt XX. Ansuchen des Turnvereines Steyr um Grundüberlassung für den Turnhallebau. Herr Referent: Der Deutsche Turnverein schreibt: Steyr, am 25. Juni 1918. An die löbliche Stadtgemeindevorstehung Steyr. Die Vorstehung der l=f. Stadt Steyr, welche dem Deutschen Turnverein in Steyr seit seiner Gründung (1861) immer das größte Vertrauen entgegengebracht hat, hat im Jahre 1913 (zufolge Eingabe vom 19. Fe¬ vorläufige Erledigung eingelangt " * bruar 1913 11. April 1913) beschlossen, dem Vereine für die zu erbauende Turnhalle den Baugrund unentgeltlich zu überlassen. Es fand wohl die Besichtigung mehrerer hier in Frage kommender Gründe statt; eine endgültige Entscheidung wurde jedoch nicht getroffen. Da die Bautätigkeit in der Stadt Steyr im Laufe der letzten Jahre eine sehr rege geworden ist und es für den Turnverein Zweck und Aufgabe ist, das deutsche Turnen n seiner Gesamtheit zu pflegen und sämtliche Bevölkerungs¬ kreise hiefür zu gewinnen, eine gedeihliche Entwicklung der deutschen Turnsache nur möglich ist, wenn dem Gesuchsteller ein in der Nähe des Mittelpunktes der elegene Turnplatz für die zu erbauende Turnhalle zu¬ gewiesen wird, erlaubt sich der Deutsche Turnverein Steyr die Bitte zu stellen: Die Stadtgemeindevorstehung wolle dem Deutschen Turnverein Steyr den ihm zugedachten Bauplatz ent¬ gültig zuweisen. Für den Deutschen Turnverein: Vorstand: 2103 3/8 Schriftwart: v. Lürzer m. p. Brunner m. p. A. Ich möchte nur beifügen, daß sich der Deutsche Turnverein Steyr eigentlich seit mehr als zehn Jahren m Besitze der Zusicherung seitens der Gemeinde befindet ind nur die Angelegenheit durch verschiedene Umstände ort und fort hinausgeschoben wurde. Nunmehr hat sich der Turnverein dahin ausgesprochen, daß der von der Bausektion vorgeschlagene Platz für die Turnhalle geeignet sei und den Antrag unterbreitet, den vor¬ esehenen Grund hinter der Industriehalle zuzusichern. Wir wissen, daß sich der deutsche Turnverein auch im öffentichen Wirken außerordentliche Verdienste erworben bat, da die hiesige freiwillige Feuerwehr aus demselben hervorgegangen ist. Später hat sich dann der Verein in einen Turnverein und Feuerwehr geteilt, um einzig und allein als Turnverein den Turnzwecken zu dienen. folgenden Sektionsantrag anzu¬ Ich ersuche daher, nehmen In der Gemeinderatssitzung vom 25. April 1913 (siehe Protokoll Punkt 6 letzter Absatz) wurde seitens der Rechtssektion dem Deutschen Turnverein in Steyr die prinzipielle Zusage wegen Ueberlassung eines städ tischen Grundes für die Erbauung einer Turnhalle und die Anlegung eines Freiturnplatzes ausgesprechen. Auf diese Zusage nimmt der Deutsche Turnverein in einer Zuschrift am 25. Juni 1918 Bezug und 13 bittet, gestützt auf die vorherige Zusage, nunmehr um die endgültige Zuweisung des ihm zugedachten Bau¬ platzes stachdem der löbl. Gemeinderat in seiner Sitzung vom 23. Juli 1918 wegen Unstimmigkeiten in der Platzfrage und Unklarheit betreffend des Heimfalles des Vermögens des Vereines bei der Auflösung des¬ elben die Beschlußfassung vertagte, stellt nunmehr die II. Sektion nach Klärung der Verhältnisse folgenden Antrag Der Gemeinderat beschließe, den Deutschen Turn¬ erein in Steyr auf jener, der Industriehalle gegen¬ überliegenden, derzeit mit Waldbepflanzungen versehenen Parzelle Nr. 1403/2 zur Errichtung einer Turnhalle und eines Freiturnplatzes, Grund im benötigten Aus¬ naße zuzusichern, welcher mit Beginn des Baues kostenlos in den Besitz des Vereinesübergegeben wird Die Lage der Turnhalle ist in entsprechender Ent¬ ernung gegenüber der Industriehalle, der Turn= resp. Sportplatz rückwärts und beiderseitlich gedacht Die Waldbestände an den Grenzen sind behufs Erzielung eines wirksamen Abschlusses zu erhalten vor¬ gesehen. Die eventuelle notwendige Regulierung des rückwärtigen Weges oberhalb des Teufelsbaches und die damit verbundene Grenzänderung bleibt noch vor¬ behalten Der Holzbestand bleibt auch nach Uebergabe des Grundes Eigentum der Gemeinde Die grundbücherliche Durchführung und die Kosten derselben hat der Turnverein zu bestreiten. Herr GR. Witzany: „Die Errichtung einer Turn¬ alle ist sicherlich zu begrüßen und würde ich diese Er¬ richtung aus ganzem Herzen begrüßen, wenn diese Turnhalle eine öffentliche wäre, eine auf Kosten der Gemeinde hergestellte, die allen Bevölkerungskreisen zu¬ gänglich ist. So aber wird die neue Turnhalle wieder nur den Vereinsmitgliedern zugänglich sein. Ich glaube gewiß, daß das dem Turnverein gegebene Versprechen eingelöst werden soll, würde aber eine Ueberprüfung des Projektes in dem Sinne anraten, ob es nicht praktischer wäre, die Turnhalle für alle, die am Turnen Interesse haben, zu errichten, damit nicht Nichtmitglieder des Turnvereines herumbetteln müssen, um die not¬ wendige Körperflege nicht entbehren zu müssen. Es wäre besser, die Sache zu vertagen und die vorgedachte Anregung zu überprüfen, ob es nicht besser wäre, eine Turnhalle für die Allgemeinheit zu bauen, als für einen einzelnen Verein; auch über den Waldbestand ist sicherlich noch zu sprechen“ Herr GR. Prof. Erb: „Die Turnhallegeschichte zieht sich schon durch Jahre hin und ist ein gewisses Verschulden des Gemeinderates vorhanden, daß die Sache nicht früher erledigt wurde. Der Deutsche Turn¬ verein ist überhaupt der älteste Verein der Stadt; ich glaube, er bestand schon in den Vierzigerjahren, also zu einer Zeit, wo anderswo noch keine Turnvereine ge¬ gründet waren. Weiters hat der Verein sehr wohltätig gewirkt, als er der Begründer der freiwilligen Feuerwehr n Steyr ist. Er verfügt auch über einen bedeutenden Fond zum Baue und glaube ich, bis die Gemeinde die Mittel besitzt, eine allgemeine Turnhalle zu bauen, wird wohl noch viel Wasser hinunterfließen müssen. Der Deutsche Turnverein hat das volle Recht, endlich die Erfüllung des vor Jahren gegebenen Versprechens zu begehren. Da nun der Turnverein die Turnhalle aus eigenen Mitteln baut, ist es wohl gar keine Frage, daß dieser die Turnhalle auch für sich selbst beansprucht. Eine neuerliche Verschiebung der Angelegenheit durch Vertagung wäre unrecht, da damit das gegebene längst ällige Versprechen wieder nicht erfüllt würde“ Herr GR. Mayr: „Zur Aufklärung möchte ich mitteilen, daß dem Deutschen Turnverein eine derartige Zusicherung seitens der Gemeinde schon gegeben war, ils in Neulust die Häuser erbaut wurden; damals ist

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2