Gemeinderatsprotokoll vom 28. Jänner 1919

12 bietet sich wieder eine Gelegenheit, eine Wohnung zu sichern und ich erachte es als Dankespflicht, daß man endlich das gegebene Versprechen einhält und deshalb meine ich, daß man die Wohnung nicht bloß verspricht ondern ihm die Zusage der Wohnung auch schriftlich gibt Herr GR. Kirchberger: „Was die Wohnung des verstorbenen Herrn Primarius Dr. Storch betrifft, so hätte diese nicht erhalten werden können, da der Haus¬ herr sich geäußert hat, daß er die Wohnung nicht wieder an einen Arzt vermietet. Es ist auch nicht jedermanns Sache, einen Arzt im Hause zu haben, da oftmals nächtliche Besuche vorkommen, die störend wirken. Ich möchte auch den Wunsch aussprechen, daß der Herr Bürgermeister mit Herrn Kreisgerichtspräsidenten ein Einvernehmen dahin trifft, daß die Wohnung zum Novembertermin für den Herrn Primarius beziehbar wird Herr Vorsitzender: „Ich werde Herrn Bürgermeister über die vorgebrachten Wünsche eingehend unterrichten“ Herr Vorsitzender leitet sodann über den Antrag der Spitalskommission die Abstimmung ein und wird derselbe vom Gemeinderate einstimmig angenommen II. Antrag der Spitalskommission auf nachträgliche Genehmigung der zufolge Beschlusses der Spitalskom¬ mission bereits mit 16. Jänner l. J. in Wirksamkeit esetzten Erhöhung der Verpflegskosten an die Frau Oberin für die Verpflegung der Klassenpatienten um je K I. und II. Klasse, sowie Hereinbringung dieser Kosten durch Erhöhung der Verpflegsgebühren für die I. und II. Klasse um je 1 K Nach Vortrag durch den Herrn Referenten erteilt der Gemeinderat einstimmig die nachträgliche Genehmi¬ gung zu den beantragten Erhöhungen III. Antrag der Spitalskommission auf nachträgliche Genehmigung des vom Frauenhilfsverein vom Roten Kreuz für das Krankenhaus erfolgten Ankaufes von Wäsche und Verbandstoffen Nach Vortrag durch den Herrn Referenten, welcher über die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit der An¬ chaffung zum Friedenspreise eingehend berichtet, erteilt der Gemeinderat gleichfalls die nachträgliche Genehmigung dieser Einkäufe. 737 Punkt XIX. Subventionsansuchen. Herr Referent GR Kirchberger: „Es liegt uns vor, das Ansuchen des Vereines „Heimatschutz' Steyr, um hinreichende Zuwendung für die Fertigstellung des Soldatenfriedhofes, welche Herstellungen mit einem Kostenaufwande von 16.980 K veranschlagt sind. Zur humanitären, bzw. pietätvollen Tätigkeit des Vereines brauche ich wohl nichts zu erwähnen. Wie bekannt, sind die Holzkreuze vermorscht und beabsichtigt der Verein Eisenkreuze aufzustellen. Hiezu schreibt der Verein fol¬ zendes Vereinigung „Heimatschutz“ Steyr, Ob.=Oest. Steyr, 21. Dezember 1918. An den Gemeinderat der Stadt Steyr! Der Verein „Heimatschutz“ ersucht den löbl. Ge neinderat um eine hinreichende Zuwendung ür die Fertigstellung des Soldatenfried¬ ofes. Seit Kriegsbeginn hat der Verein keine Mühe und Kosten gescheut, um diese Grabstätte zu einer für die Stadt Steyr würdigen zu gestalten. Gegenwärtig liegen mehr als 250 Offiziere und Soldaten, darunter viele Steyrer, auf diesem Friedhofe, welcher in seinem gegenwärtigen Bestande nur ein Provisorum ist, da die hölzernen Kreuze durch eiserne ersetzt werden müssen und schließlich ein schlichtes bleibendes Denkmal als Mittelpunkt der ganzen Anlage entstehen soll Die Gräberreihen müssen stets in Stand gehalten mit Ephen und Rosen bepflanzt und doch auch für die laufenden Ausgaben ein fester Fond geschaffen werden. Die beiden Pfarrämter haben vorläufig für die Belassung des Soldatenfriedhofes eine zwanzigjährige Dauer festgestellt, dem zu errichtenden Grabdenkmal ingegen die unbegrenzte Stetigkeit zugesichert Der Verein wird sich, wie bisher, auch in Zukunft gerne um die weitere Ausgestaltung und Pflege dieser Kriegerstätten annehmen und das bisher Geleistete und illgemein Anerkannte gibt auch die Gewähr, daß nach Fertigstellung die Anlage auch der Stadt zur Ehre gereichen wird. Wir waren stets nur von dem Gedanken durch¬ drungen, daß es eine heilige Pflicht sei, den armen, ür ihr Vaterland Gefallenen, eine würdige Ruhestätte zu chaffen Fügen wir noch den Umstand hinzu, daß durch die Schaffung und Erhaltung dieses Friedhofes die Stadtgemeinde einer zeitraubenden Arbeit enthoben ist, o glauben wir mit Rücksicht auf oben angeführte Punkte einer günstigen Erledigung dieser Angelegenheit ntgegensehen zu können 7 Für den Ausschuß: 7 Der Obmann: 1. Schriftführer: Rud. Sommerhuber m. p. Prof. G. Goldbacher. Der Sektionsantrag lautet: Einen Betrag von 5000 K zu bewilligen, wovon die eine Hälfte zur Anschaffung von eisernen Kreuzen, die andere Hälfte als Fond zur seinerzeitigen Errichtung eines würdigen Denkmales zu verwenden ist Herr GR. Prof. Goldbacher: „Wie viele andere Städte, so hat auch Steyr für die hier begrabenen Helden des Krieges eine pietätvolle Tätigkeit entfaltet. Durch milde Gaben wurden bisher teilweise die Aus¬ gaben bestritten und kann der Heldenfriedhof in Steyr als mustergültig bezeichnet werden. Um eine Ersparung in den Kosten der eisernen Grabkreuze zu machen, wurde eschlossen, auf je ein Kreuz zwei Namen zu setzen, wodurch die Anschaffungskosten um die Hälfte verringert verden und ist mit einer zwanzigjährigen Stetigkeit dieser Kreuze und Grabstellen zu rechnen. Ich möchte itten, daß der Gemeinderat dem Antrage der Finanz¬ ektion zustimmen möge“ Herr GR. Ruckerbauer: „Ich habe schon in der Sektionssitzung meiner Meinung dahin Ausdruck ge¬ jeben, daß es das Bild des Heldenfriedhofes bedeutend erschönern würde, wenn man sobald als möglich an ie Errichtung eines großen Denkmales mit einer Marmortafel schreiten würde, auf welcher alle Namen er hier liegenden Soldaten verzeichnet werden. Die Gräber würden mit Nummern versehen, sodaß es jedem später eintreffenden fremden Grabbesucher leicht er¬ nöglicht würde, die Grabesstelle aufzufinden. Ich in der Ansicht, daß der Gemeinderat eine höhere Summe aussprechen solle, um die Verschönerung des Friedhofes auf die vorgedachte Weise zu bewerkstelligen“ err GR. Prof. Goldbacher: „Ich möchte hiezu be¬ merken, daß die eisernen Grabkreuze mehr oder weniger ein Geschenk des Herrn Schlossermeisters Holderer sind. Die Errichtung eines Denkmales ist längst geplant wozu wir aber einen Grundstock für die Kosten sammeln nüssen. Mit den Ausführungen des Herrn Vorredners in ich sonst ganz einverstanden“ Herr GR. Kirchberger: „Durch die Bewilligung des vorgedachten Betrages legt die Finanzsektion ohne¬ dies schon dem Vereine die Errichtung eines Denkmales nahe. Die Gemeinde wird sich jedenfalls weiter mit dieser Frage beschäftigen und wird gewiß Mittel und Wege finden, das Denkmal als ein würdiges Wahr¬ eichen heimischer Pietät zu schaffen“ Der Sektionsantrag wird hierauf vom Gemeinde¬ angenommen rate Ansuchen des Deutschen Schulvereines um eine Zu¬ b) vendung. Herr Referent GR. Kirchberger: „Der Deutsche Schulverein in Wien hat ein Ansuchen um Subvention ür Deutschböhmen eingebracht“.

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