Ratsprotokoll vom 9. September 1916

4 der Größe wie Steyr werden im Verhältnis solche Summen zu wohltätigen Zwecken aufgebracht haben, wie gerade unsere Stadt Mit glänzendem Beispiele ist unser hochverdienter Mit¬ bürger Johann Haratzmüller vorausgegangen, der im Jahre 1903 in seinem Testamente K 200.000·— zugunsten des Spital baufondes eingesetzt hat, wodurch ein Grundkapital geschafsen wurde, welches ermöglichte, sich nunmehr ernstlich mit der Frag des Neubaues eines Spitales zu befassen Besonders Bürgermeister Franz Lang, dem es leider nich mehr gegönnt war, die Eröffnung des neuen Spitales zu erleben, at sich sehr warm um dieses Institut angenommen. Unter seiner Imtstätigkeit von 1907—1911 hat sich das Vermögen des Spitalbaufondes von K 292.674 — auf K 493.800·— in Barem und Wertpapieren erhöht und unter Bürgermeister Lang konnten auch bereits die ersten Vorarbeiten für den Bau des Kranken hauses eingeleitet werden Auch Bürgermeister Gustav Stalzer hat sich in verdienst vollster Weise des Spitalbaues angenommen, denselben nach jeder Richtung gefördert und unter seinem Wirken ist das Kapital au K 720.000•— angewachsen, mit welchem Betrage im April 1912 unser allverehrter Bürgermeister Julius Gschaider den Spital¬ ausond übernommen hat Rastlos wurden nun die vorbereitenden Arbeiten von Bürgermeister Gschaider sortgesetzt und unter seiner Amts¬ ührung mit dem Bau des neuen Krankenhauses begonnen. Mit unermüdlichem Eifer war er an der Spitze des Spitalbaukomitees ätig und hat trotz der Ungunst der Zeit den Bau im heurigen Jahre vollendet, und wäre der Krieg nicht gekommen, wäre das Krankenhaus jedensalls schon im Frühjahre des Jahres 1915 sertiggestellt worden Es dürfte die sehr geehrten Herren vielleicht noch eine Zusammenstellung der wichtigsten Spenden für das neue Kranken haus interessieren: Durch Sammlungen seitens der Gemeinde durch Festlichkeiten und Vorstellungen sind eingegangen 134.911 K ür das dem Spitalbaufonde zugewendete staatliche Notstands¬ darlehen 45.000 K, durch Sammlungen, veranstaltet von Fräul. Hedwig Werndl und Herrn Primarius Dr. Klotz 51.934 K Spende des Landes Oberösterreich 10.000 K, aus dem Ergebnis der Staatswohltätigkeits=Lotterie 30.000 K, Spende der österr. Bassenfabriks=Gesellschaft 100.000 K, Spende der löbl. Spar¬ kasse Steyr 50000 K, Widmung der Stadtgemeinde Steyr an¬ läßlich des 60jähr. Regierungs=Jubiläums unseres Kaisers laut Gemeinderatssitzung vom 20. Dezember 1907 25.000 K, zusammen 446.845 K, hiezu das Legat nach Frau Dellinger (dessen Auszahlung noch gestundet wurde) 10.000 K, zus. 456.845 K Im Jahre 1913 hat nun das Spitalbauvermögen eine Höhe von 804.962 K erreicht, so daß man nunmehr ohne drü ckende Belastung der Steuerträger zur Verwirklichung des Pro¬ ektes schreiten konnte In der Sitzung vom 25. September 1913 wurde die Er bauung des neuen Krankenhauses beschlossen und der Kosten voranschlag von 803.317 K einstimmig bewilligt. Schon damals hat der Reserent des Spitalbaukomitees, Herr Vize ürgermeister Fendt, darauf verwiesen, daß es wahrscheinlich st, daß sich im Laufe des Baues die Notwendigkeit diversen Neuanschaffungen ergeben wird, die im Präliminare nicht vor¬ gesehen werden konnten, und wir alle wissen es ja aus Erfahrung, daß es wohl keinen größeren Bau gibt, wo sich nicht nachträglic verschiedene unbedingt notwendige Anschaffungen herausstellen. Tatsächlich ist das Komitee im Laufe der Bauzeit wieder¬ holt in die Lage gekommen, über solche absolut notwendige Neuschaffungen eingehendst zu beraten und dieselben zu bewilligen. Diese alle nicht im Voranschlag vorgesehenen Posten betragen zusammen K 112401·66. Mag diese Summe wohl anfänglich etwas hoch erscheinen, so möge berücksichtigt werden, daß die meisten dieser Anschaffungen schon in die Kriegszeit fallen, und daß man daher mit außergewöhnlich hohen Preisen rechnen mußte. Ich möchte gerade bei dieser Gelegenheit darauf verweisen, daß wir trotz alledem bei dem Bau insoferne ganz besonderes Glück hatten, als die Hauptarbeiten und die Abschlüsse mit den meisten Lieferanten noch vor dem Kriege gemacht wurden, denn wäre der Beginn des Baues bereits in die Kriegszeit gefallen der müßte das Spital erst nach dem Kriege gebaut werden, si würde dies nach Aussagen von Fachleuten Mehrkosten im Be¬ trage von K 500.000 bis K 800.000 für die Stadt bedeuten. Ich glaube, daß es wohl nicht notwendig sein wird, Ihnen alle jene Posten einzeln zum Vortrage zu bringen, die im In¬ teresse des Krankenhausbaues und der späteren Erweiterung desselben nachträglich bewilligt werden mußten. Doch sei es mir estattet, das Hauptsächlichste darüber zu berichten. Die Klär¬ und Kanalisationsanlagen waren im Kostenvoranschlag nur für das Krankenhaus berechnet. Es hat sich aber später herausgestellt, daß es praktisch wäre, gleichzeitig für die Klär¬ und Kanalisationsanlagen des später zu erbauenden Infektions¬ pavillons zu sorgen. — Im Dachgiebel wurden 4 neue Zimmer eingebaut, die sich für notwendig erwiesen, welche aber im Präliminare nicht vorgesehen waren. Die beschlossene Kupfereindeckung der Türme und des Leichenhause konnte bei den fortwährend steigenden Kupfernotierungen auch nicht mehr zu den alten Preisen hergestellt werden, es mußte eine entsprechende Aufzahlung bewilligt werden. Ebenso wurden nachträglich vom Orden die Einrich¬ ung einer Kapelle, die Anlage eines Gemüsegartens, erner neue Betten für die Schwesternzimmer ange¬ prochen, was ursprünglich nicht in den Kostenvoranschlag des Krankenhausbaues eingestellt war. Notwendig erwiesen sich auch die Erweiterung der Einfriedung, die Anlage von Gartenhäuschen, eine Erweiterung sund Ver¬ esserung der Telephonanlagen, elekto=thera¬ peutische Apparate und verschiedene andere Einrich¬ ungen, die aus praktischen Gründen bei aller Sparsamkeit nicht mgangen werden konnten. Eine Mehrauslage entstand auch adurch, daß die Arbeitslöhne nach dem 15. Mai 1915 um 50 Perzent erhöht werden mußten und daß bei Vergebung der Arbeiten nicht immer die billigsten Offerte berücksichtigt werden onnten, sondern auch das Renommee und die Leistungsfähigkeit der betreffenden Firma in Betracht gezogen werden mußt Die Gesamtkosten des Spitalbaues betragen K 972·746·59. Wenn ich von dieser Summe die im Voran chlage nicht berücksichtigten Neuanschaffungen und Preisdifferenzen per K 112.401·66 in Abzug bringe, so verbleibt ein Betrag on K 860.344·93, welcher im Vergleiche zur Präliminarsumme er K 803.317•— eine Ueberschreitung des Kostenvoranschlages m K 57027·93 aufweist was —in Perzenten ausgedrückt — eine 7verzentige Ueberschreitung des ursprünglichen Kosten¬ oranschlages bedeutet. Da erfahrungsgemäß schon zu normalen Zeiten bei rößeren Bauten die Ueberschreitung 8 bis 10 Perzent beträgt, kann die Mehrausgabe gegenüber dem Kostenvoranschlage eine sehr mäßige genannt werden und erscheint dieselbe umso mehr gerechtfertigt, als die letzten Baujahre in die Kriegszeit fallen ind beim Baue des Kanales und der Kläranlagen sich durch Felsenarbeit Mehrkosten von K 9675•— ergaben. Die leberschreitung der bewilligten Summe beträgt somit K 57.026·93 und die im Voranschlage nicht berücksichtigten Anschaffungen und Preisdifferenzen K 112.401·66, daher eine gesamte Mehrausgabe on K 169.428·59 oder rund K 170.000 Dieser Abgang muß nun auf irgend eine Weise gedeckt verden und es wird die Finanzsektion noch in der heutigen Sitzung die diesbezüglichen Vorschläge machen und Anträge stellen. Und nun bitte ich Sie, meine sehr geehren Herren meinen Bericht zur Kenntnis nehmen zu wollen Erlauben Sie zum Schlusse meiner Ausführungen noch inige Worte: Die fortwährende Entwicklung und stetig steigende Bevölkerungsziffer unserer Stadt einerseits und die vollkommen inzureichenden Räume und Einrichtungen des alten Spitales andererseits haben es für dringend notwendig gemacht, den Kranken hausbau möglichst zu beschleunigen. Trotz vieler großer Schwierig eiten und Mehrkosten, die ja die Kriegszeit mit sich gebracht at, war es möglich, dieses große Werk in dieser schweren Zeit zur Vollendung zu bringen. Das Spitalbaukomitee glaubt da nit im Interesse der Allgemeinheit und im Interesse der leiden¬ en Menschheit seine Pflicht getan zu haben. Wenn nun auch die Gemeinde mit Rücksicht auf die ungünstigen Verhältnisse ein großes Opfer bringen muß, wenn sie nun auch für die Deckung von rund K 170.000•— Mehrkosten zu sorgen hat, so steht diese Summe in keinem Verhältnisse zur dringenden Notwendigkeil eines modernen, den Verhältnissen unserer Stadt entsprechenden Krankenhauses und sie steht auch dadurch nicht im Verhältnisse u den kolossalen Mehrkosten, welche die Erbauung des Spitales nach der Kriegszeit für die Gemeinde bedeuten würde Das Spitalbaukomitee glaubt daher annehmen zu können, daß die Bevölkerung unserer Stadt in Würdigung der bestehen¬ den Verhältnisse auch fernerhin gerne bereit ist, durch frei¬ villige Spenden wenigstens einen Teil dieser Lasten auf ich zu nehmen, umso mehr, als die Erbauung eines Infektions¬ avillons in absehbarer Zeit unbedingt durchgeführt werden nuß, da ja die heutige Infektionsbaracke nur als Provisorium gelten kann Ich erlaube mir daher schon heute namens des Spital¬ baukomitees an die Bevölkerung und an jene Faktoren, die uns ja sonst immer hilfsbereit zur Seite standen, die herzlichste und rgebendste Bitte zu richten, unseres Spitalbaufondes auch in Zukunft in wohlwollendster Weise zu gedenken Das Denkmal, das sich die Bevölkerung Steyrs und zahl¬ reiche edelherzige Wohltäter mit dem neuen Spital errichtet, wird späteren Generationen Zeugnis geben von dem Edel¬ inn und den stets hilfbereiten Herzen der Bevölke¬ rung unserer alten Eisenstadt, die immer am Platze war und ein wird, wenn es gilt, Gutes zu tun und Edles zu schafsen un erlaube ich mir zum Schlusse meiner Ausführungen im Namen des Spitalbaukomitees den Antrag zu stellen Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen, die feierliche Eröffnung und Einweihung des neuen Kran¬ enhauses für Montag den 18. September festzusetzen. Beschluß einstimmig nach Antrag. — Z. 30.785. Hierauf wird in die Erledigung der Tagesordnung ein¬ gegangen. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R. I. Dr. Karl Harant. Die Punkte 1 bis 4 der Tagesordnung werden in der ver¬ traulichen Sitzung behandelt . Zuschrift der k. k. Gesellschaft vom österreichi¬ chen silbernen Kreuze zur Fürsorge für heimkehrende krieger um Entsendung eines Vertreterns in die Orts¬ ruppe Steyr und Unterstützung derselben. In dieser Zuschrift wird ausgeführt, daß mit der Errich¬ tung einer Ortsgruppe der Gesellschaft vom silbernen Kreuze in

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