Ratsprotokoll vom 22. Dezember 1913

rfordernissen für die Realschule 2300 K eingesetzt; hingegen betrage dieselbe Post für sämtliche Volks= und Bürgerschulen nur 4000 K. Dies sei ein Mißverhältnis und mache den Ein druck, als ob man bei den Volksschulen sparen wolle. Er sei der Auffassung, daß man bei den Schulen keineswegs sparen dürfe; was bei den Schulen zum Unterrichte notwendig sei, das solle auch bewilligt werden. Des Weiteren möchte er darauf erinnern, daß im Vor¬ jahre, als die Einführung eines durch die Stadtärzte zu besor¬ genden schulärztlichen Dienstes beschlossen wurde, versprochen worden sei, daß über das Resultat der Untersuchungen fallweise dem Gemeinderate Bericht erstattet werde. Ein solcher Bericht sei aber bis heute noch nie vorgelegt worden. Wenn schon der Gemeinderat Schulärzte bestellt, so wolle er doch auch wissen, b sich diese Einführung bewährt. Ferner möchte er darauf verweisen, daß vor zwei Jahren im Gemeinderate darüber gesprochen worden sei, es werde not wendig sein, in Steyr neue Schulen zu erbauen. Nun habe das Stadtgebiet eine bedeutende Vergrößerung erfahren und die Einwohnerzahl sei bedeutend gestiegen. Es habe sich deshalb auch ie Zahl der Schulkinder vermehrt und so sei es notwendig daß die Stadtgemeinde für die nötigen Schulen Vorsorge treffe Im Präliminare sei jedoch hiefür nichts vorgesehen. Weiter werde mit dem für Einrichtungskosten eingesetzten Betrag kaum das Auslangen gefunden werden, weil bei einigen Schulen ein Zubau notwendig sein wird und es in Steyr noch Schulen gibt wvo noch kein Gaslicht eingeleitet ist. Es werde daher notwendig ein, daß diese Schulen Gaslicht bekommen. Im übrigen betone er, daß die eventuelle Unterbringung einer Schule in einen Privatgebäude nur ein Notbehelf sein solle; er müsse jetzt schon fragen, ob sich denn die Präliminarkommission überhaupt mit dem Neubau einer Schule beschäftigt hat. Der Herr Vorsitzende erwidert, daß der schulärztlich Dienst bereits eingeführt ist und klaglos vonstatten geht. Was die Erstattung eines diesbezüglichen Berichtes anbelangt, so verde er veranlassen, daß ein solcher dem Gemeinderate vorge¬ legt werde. Die Frage des Neubaues einer Schule halte er noch für verfrüht, da ein Bedarf hiefür derzeit noch nicht vorhanden ei und auch der Landesausschuß das Mehrerfordernis an Lehr räften kaum bewilligen dürfte. Sobald der Bedarf zum Neu¬ aue einer Schule vorliegen sollte, so werde gewiß an eine Lösung dieser Frage geschritten werden. Die Unterbringung von Lehrzimmern durch Aufführung eines Anbaues an das nächste Schulgebäude sei nach der Aeußerung des städtischen Bauamtes nicht gut durchführbar. Der Neubau einer Schule werde vor erst in Ennsdorf durchzuführen sein. Bezüglich der Beleuchtung einzelner Lehrzimmer erwidere er, daß, wenn diesfalls Anforde¬ rungen seitens der Leitungen gestellt wurden, diesem Ansuchen stets nachgekommen wurde. Es liege also scheinbar in den er wähnten Fällen noch kein Bedürfnis nach Einführung der Gas beleuchtung vor. Herr G.=R. Langoth klärt den scheinbaren Widerspruch wischen den Lehrmittelkosten der Realschule einerseits und denen der Volks= und Bürgerschulen andererseits auf, indem er aus¬ ührt, daß bei dem eingesetzten Betrage für die Realschule auch noch die Lernmittelkosten enthalten sind, für welche Post noch zwei Stipendien zur Verfügung stehen. Abgesehen davon sei noch in Betracht zu ziehen, daß die Realschule mehr an Lehrmitteln, namentlich an chemischen und physikalischen, braucht, als die Volksschulen. Ueberdies sei ja doch im Vorjahre bei den Volks¬ und Bürgerschulen das Lehrmittelpauschale erhöht worden. Seit¬ her seien auch keine Gesuche mehr um Erhöhung dieses Pau¬ schales eingelangt und man habe daher die Empfindung, daß mit den jetzigen Pauschalien das Auskommen gefunden wird. Sollten noch Gesuche folgen, so würden diese gewiß einer Be¬ rücksichtigung unterzogen werden Was den Neubau einer Schule anbelange, so könne er nur sagen, daß ihm der Herr Vorredner ganz aus der Seele gesprochen habe. Er hätte gewiß einen diesbezüglichen Antrag gestellt, wenn die Mittel hiezu vorhanden und auch die Lehr¬ ersonen schon bewilligt wären. Daß sich der Gemeinderat mit dem Neubaue einer Schule in nicht allzu langer Zeit befassen verde müssen und außerdem auch an den Zubau an Volks¬ chulen und an die Bürgerschule denken müsse, ist selbstverständ ich. Nur müsse auch bei derartigen Fragen, die bedeutende Mehrauslagen verursachen, vorerst die Finanzierung besprochen verden Weiter äußert sich Redner, der Herr Vorredner habe da gegen polemisiert, daß bloß 350 K für die Schulküche eingesetzt worden sind. Er erwidere, daß doch 1000 K als Subvention vom Staate gegeben worden seien. Diese 1000 K ins Prälimi nare einzustellen, halte er nicht für notwendig, da sie von anderer Seite zugewendet wurden und da dieser Betrag, wenn er als Einnahmepost eingestellt würde, ebenso wieder als Aus¬ gangspost eingesetzt werden müßte, was dann eigentlich wieder einerlei wäre. Nach den Aeußerungen des Herrn Vorredners habe er eigentlich das Gefühl gehabt, als wolle dieser der Majorität den Vorwurf machen, sie habe etwas „verschleiern“ wollen. Ein solcher Ausdruck sei jedoch nicht am Platze gewesen, da doch diese Post klipp und klar ausgerechnet wurde. Wenn ier kein höherer Betrag eingestellt wurde, so sei dies dem zu¬ uschreiben, daß es jetzt noch unsicher ist, wie viel man braucht es werden sich vielleicht Gönner finden, so daß es dann vielleicht nicht einmal notwendig sein werde, den vom Gemeinderate ein¬ gesetzten Betrag verwenden zu müssen. Dieser Betrag werde ibrigens im nächsten Jahre erhöht auferscheinen, weil heuer nur die Kosten für die Monate September, Oktober, November und Dezember in Betracht zu ziehen sind, indem sich für heuer der Unterricht nur auf diese Monate erstrecken wird. Redner schließt damit seine Ausführungen mit dem Wunsche, daß es bei dem eingesetzten Betrage bleiben solle Es entwickelt sich hierauf bezüglich dieser Angelegenheiten noch eine kleine Debatte, an der sich auch Herr G.=R. Dantl¬ raber beteiligt, welcher dafür eintritt, daß jetzt schon Be¬ räge für den Neubau einer Schule eingesetzt werden mögen amit eintretenden Falles schon einiges Kapital vorhanden sei ezüglich der Schulküche sei er der Ansicht, daß mit dem ange¬ etzten Betrage das Auslangen nicht gefunden werde herr G.=R. Langoth erwidert noch, daß es bezüglich des Baues einer Schule keine Rolle spiele, ob jetzt schon oder im nächsten Jahre Beträge eingestellt werden. Armenwesen: 55380 K Zuschüsse an das Armen=Institut Rosten für das Gesundheitswesen: Bezüge des Personales (1 Stadtphysikus, 1 Stadt¬ 9240 K arzt, 1 Tierarzt und 1 Sanitätsaufseher Bezüge des Wasenmeisters und Ausgabe für die 300 Hundekontrolle 1200 „ Impfungs= und Desinfektionskosten der Verschiedene andere Auslagen (Erhaltung 2000 Pissoirs 2c. 5000 „ Städtischer Seesischverkauf 17740 K Summe Herr G.=R. Wokral erklärt zu Post „Gesundheitswesen“ aß man in Steyr sehr stark den Mangel eines geeigneten Bades empfinde. Er sei deshalb der Ansicht, daß die Stadtgemeinde für die Beschaffung eines solchen Bades zu sorgen habe. Weiter betont Redner, daß die Stadtgemeinde auch für Wasserversor gung das Nötige zu veranlassen hätte, indem überhaupt nur wei Wasserleitungen in Steyr existieren und diese nicht viel vert seien. Der größte Teil der Einwohnerschaft sei noch auf Brunnen angewiesen und durch den Genuß eines solchen Brunn¬ vassers sei schon eine Reihe von Krankheiten entstanden. Ferner erinnert Redner daran, daß von ihm bekanntlich seinerzeit im Gemeinderate ein Antrag auf Errichtung eines tädtischen Uebernahmsamtes für Lebensmittel nach dem Muster der Stadt Graz eingebracht worden sei. Er möchte deshalb bei dieser Gelegenheit beantragen, daß für die Errichtung eines olchen Uebernahmsamtes ein Betrag von 5000 A bei Post „Gesundheitswesen“ eingesetzt werde. Auslagen für das Banwesen: Erhaltungs=Auslagen: 2000 K Für die drei eisernen Hauptbrücken 3500 „ die Holzbrücken, Stege und Schlachten „ 6000 „ epflasterte Straßen und Stiegen 24000 „ beschotterte Straßen und Stützmauern 1000 „ Wasser= und Unratskanäle 2000 Wasserleitungen und öffentliche Brunnen 1200 „ Alleen und Anlagen 21000 Straßenreinigung und Bespritzung 700 „ Anschaffung von Materialien=Vorräten Anschaffung und Reparierung von Werk 1500 zeugen und andere bauämtliche Auslagen 600 Ausgaben für den städtischen Wald 2700 „ Lohnerhöhungen — * — 56200 K Summe „Straßen¬ daß bei Post Der Herr Referent bemerkt, beschotterung“ heuer deshalb ein höherer Betrag eingesetzt wurde, veil bisher mit den präliminierten Beträgen nie das Aus¬ langen gefunden wurde. Auch Post „Straßenreinigung und Be¬ spritzung“ wurde erhöht durch Anstellung von Hilfskräften 2c. Herr G.=R. Dantlgraber äußert sich, daß es nach den gemachten Erfahrungen am besten wäre, wenn z. B. der Stadtplatz teilweise gepflastert würde und hiefür im Prälimi¬ nare vorgesehen würde. Herr Bürgermeister erwidert, daß sich leider die seinerzeit am Stadtplatze vorgenommene Teerung infolge des aselbst herrschenden Verkehres nicht bewährt habe. In aus¬ wärtigen Orten, wo kein so großer Fuhrwerksverkehr herrscht habe sich die Teerung sehr gut gehalten. Im Uebrigen seien für Straßenpflasterung 6000 K im Präliminare eingesetzt worden. Es werde genug Geld vorhanden sein, um ein Stück des Stadt¬ latzes, dessen Zustand tatsächlich kein guter sei, pflastern zu önnen, vorerst von der Enge Gasse ab bis zum Uebergang beim kreisgerichte. Dann, wenn das Geld reicht, solle ein Stück des unteren Grünmarktes sowie ein Teil der Haratzmüllerstraße ge¬ pflastert werden derr G.=R. Wokral spricht den Wunsch aus, es mögen speziell die belebteren Straßen und Plätze der Stadt nicht bei Tag, sondern bei Nacht der Reinigung und Bespritzung unter¬ 3

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