Ratsprotokoll vom 25. Juli 1913

Daß in jedem Stockwerke nur eine Teeküche ist, wird sich im Betriebe ausgleichen lassen (im Parterre sind zwei wohl Teeküchen; das im l. Stock und im Keller je ein Krätzenbad eingezeichnet ist, ist wohl ein Versehen Die Behandlungszimmer, für jedes Stockwerk und auf der dermatologischen Abteilung für männliche und weibliche Gruppe gesondert, entspricht den modernen Forderungen Die Einteilung der Operationsräume im Dachgeschosse er cheint ausreichend und zweckmäßig; da die chirurgische Abteilung im II. Stock untergebracht ist, ist die Beförderung der Kranken zu oder von den Operationsräumen in das Krankenzimmer ent¬ weder zu Fuß oder mittels Aufzuges leicht durchführbar; zu wünschen wäre, daß noch ein Raum für ein Laboratorium be¬ immt wird; es könnte dafür eine Tobzelle oder der mit Boden bezeichnete Raum neben dem Wohnzimmer des Sekundararztes in Aussicht genommen werden. Die Zahl der Krankenbetten ist für das Hauptgebäude mit 135 angegeben, wobei nur die Fußbodenfläche mit 8—12 m2 der Berechnung zugrunde gelegt ist, aber nicht die Zahl der Kubikmeter, welche für das Bett 35 bis 40 betragen sollte 3. Abänderungen wären erwünscht: a) Im Parterre, die Umlagerung der Küche des Portiers, velche nach dem vorliegenden Plane kein direktes Licht hätte und die Halle mit Küchendunst bedroht. ) Die zwei Aborte in der Vorhalle liegen ungünstig, haben keinen Vorraum und sind zu wenig für den Bedarf der wartenden Parteien, der Verwaltungsbeamten, der Aerzte und des Portiers; vielleicht könnte das Laboratorium in Aborte ver¬ wandelt werden, und zwar umso leichter, wenn man, wie oben erwähnt, neben dem Operationsraume ein Laboratorium vorsieht. c) Auch die Aborte vor der Klopfterrasse im l. und II. Stock haben keine Vorräume und es besteht die Gefahr, daß die Abortdünste in den Mittelgang herausströmen d) Die zwei großen Liegeterrassen im II. Stocke dürften in unserem Klima einen großen Teil des Jahres unbe¬ wohl nützt sein und es wäre in Erwägung zu ziehen, den nördlichen Teil des Raumes bis dorthin, wo die Gurte eingezeichnet ist, als Zimmer auszugestalten und allenfalls durch Glaswände gegen den freien Teil der Terrasse abzugrenzen, so daß die Räume auch im Winter benützbar werden. Die ausgewiesene Bausumme 704.000 Kronen 4. dürfte bei sparsamer und einfacher Ausgestaltung des Kranken¬ hauses genügen, sie wird aber mindestens um 10% zu erhöhen sein, wenn man die Ausführung des Linzer Krankenhauses zu¬ grunde legt Die Ausarbeitung der Detailpläne wird noch verschiedene Abänderungen notwendig erscheinen lassen, welche nach der vor handenen Skizze nicht so in die Augen fallen, doch kann mar den vorliegenden Plan vom ärztlichen und bautechnischen Standpunkte aus als vollkommen entsprechend zur Ausführung empfehlen Linz, den 23. Juni 1913 J Kempf m. p Regierungsrat Dr. Brenner m. p. Baudirektor. k. k. Obersanitätsrat. Herr Vizebürgermeister Fendt bemerkt weiters, daß sich selbstverständlich das Spitalbaukomitee auch mit anderen Fragen u beschäftigen hatte, insbesondere mit der Kanalanlage. Es wurden diesbezüglich bereits Projekte eingeholt. Außerdem waren n Betracht zu ziehen die Kläranlagen, Wasserbeschaffung, Straßenanlage 2c. Ein sehr wichtiger Verhandlungspunkt war die Unterbringung der Ordensschwestern, nachdem diese im neuen Krankenhause Wohngelegenheit erhalten müssen, da der Weg von der bisherigen Unterkunft zum neuen Krankenhaus zu weit er¬ scheint. Dies hat zu Verhandlungen mit der Vorstehung des Ordens geführt und ist es den Bemühungen des Herrn Bürger¬ meisters gelungen, auch diese Frage zu einem günstigen Ab schlusse zu bringen. Es wird verlangt, daß, wenn schon kein Kapelle vorhanden ist, ein Betzimmer eingebaut, sowie daß für einen Schlafraum und Speiseraum Vorsorge getroffen wird, was igentlich schon im Plane vorgesehen ist Redner verliest hierauf folgendes Schreiben Linz, 16. Juli 1913. An die verehrliche Gemeinde=Vorstehung der Stadt Steyr. Das Institut der barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul in Wien, Gumpendorf, erklärt sich für den Fall, als es in die Lage käme, den Krankendienst im projek¬ tierten Krankenhause der Stadt Steyr zu übernehmen, mit der Schaffung folgender Räume für die Schwestern einverstanden 1 Für den Gottesdienst ein Raum im Mindestausmaße von 8·65 m2 X 6 m2 2. in Schlafraum für 20 Schwestern in dem Ausmaße von 8 m2 per Bett 3. als Speisezimmer ein trockenes Souterrain=Lokale im Aus¬ maße von 6·00 m2 X 4·65 m2, Diese Erklärung erfolgt in der Voraussetzung, daß auch die anderen der löblichen Stadtgemeinde Steyr bereits bekannt¬ gegebenen Forderungen, insbesondere die der Befreiung der 5 Schwestern vom Wartedienste bei Syphilitischkranken, Berück¬ sichtigung finden. Dr. Josef Seywald m. p. Superior Schw. Genovefa Salzner m. p. Generaloberin. Der Herr Referent erklärt, daß somit auch diese so vichtige Frage durch das Eingreifen des Herrn Bürgermeisters und des Spitalbaukomitees in erfreulicher Weise gelöst worden st, indem die Schwestern erklären, daß sie bereit sind, unter diesen Umständen wieder so, wie es bis jetzt der Fall war, die Krankenpflege im neuen Spital zu übernehmen. Daß den Ordens hwestern der zu diesem Zweck benötigte Raum verschafft wird ist wohl klar. Was den letzten Absatz obigen Schreibens anbe¬ langt, sei dies selbstverständlich, weil es auch im alten Spital so er Fall war Eine sehr wichtige und lange Debatle war die Honorar¬ rage des Architekten. Es ist nämlich bei den Architekten Usus, daß sie ihre Rechnung laut ihrem Tarif dem betreffenden Auf¬ traggeber vorlegen und auch nur auf Grund dessen den Bau aufführen wollen. Herr Architekt Schimitzek hat deshalb, nachdem die Stadtgemeinde schon einmal mit ihm in Fühlung war, be¬ reits 11.000 K für gelieferte Detailpläne und Kostenvoranschläge abgezahlt bekommen. Nachdem nun ein neues Projekt in Be¬ racht kam, mußte in dieser Beziehung mit dem Architekten ver¬ handelt werden. Es sei fast nicht möglich, ein derartiges Ge¬ bäude, welches modern eingerichtet wird, von einem Baumeister aufführen zu lassen, dies müsse der Architekt selbst in die Hand lehmen und dieser tut es nur wieder dann, wenn er eine Bau¬ leitung hat. Es mußte sich daher das Spitalbaukomitee in dieser Frage klar werden; was verlangt der Architekt für ein Honorar und was kann die Stadtgemeinde von ihm verlangen, dami nicht nachträglich Verhältnisse eintreten, die nicht entsprechen. Die Stadtgemeinde müßte vielleicht dem Herrn Architekten das Honorar bezahlen und er hätte das, was von ihm verlang werden kann, nicht geleistet. Es war dies ein sehr heikler Punkt und könne man aus dem Vertrage, welchen das Spitalbaukomitee usammengestellt hat und welcher vom Architekten erst unter¬ zeichnet werden muß, ersehen, wie heiklich die Sache war und vie viele Punkte da vorhanden sind, um ja keine Kalamitäten nit dem Architekten zu haben, sowie um vor jeden Schaden ge¬ schützt zu sein. Das Honorar ist mit der Bausumme approximativ angenommen, laut Prozente ausgerechnet, 35.000 K. Nun wurde mit dem Architekten dahin verhandelt, daß er die bereits be¬ zahlten 11.000 K von den 35.000 K in Abrechnung bringe, wozu sich derselbe auch bereit erklärt hat, so daß noch ein rest¬ iches Honorar von 24.000 K an denselben zu bezahlen ist. Dafür st derselbe verpflichtet, einen Bauleiter herzustellen, der den Bau eaufsichtigt. Redner erlaube sich jetzt, den mit dem Architekten Schimitzek abzuschließenden Vertrag zu verlesen und lautet derselbe Herrn Hans Schimitzek, Architekt, Wien. Auf Grund der mit Ihnen gepflogenen schriftlichen und nündlichen Verhandlungen überträgt Ihnen die Stadtgemeinde Steyr und Sie übernehmen sämtliche Architektenleistungen zu der von uns geplanten Spitalsanlage unter nachstehenden Be dingungen: 1. Sie liefern uns die endgiltigen Einreichungspläne für den projektierten Spitalbau samt Leichenhalle und Expectanz, wie sie für die Behörden zur Erwirkung der behördlichen Ge¬ lehmigung erforderlich sind, nach jeder Richtung komplett bis 5. September 1913. Ferner liefern Sie uns für die im Situa tionsplaue vorgesehenen Erweiterungen Skizzen im Ausmaße vor 1:200 und die Einreichungspläue für den Infektionspavillon. n diesen Plänen ist auch, soweit für die Behörden er orderlich, die maschinelle und sonstige Spezialeinrichtung zu be¬ ücksichtigen, sodaß zugleich mit der Baukommission die sanitäts¬ ehördliche Genehmigung erfolgen kann Alle von den Behörden nach irgend einer Richtung hin gewünschten Ergänzungen und Aenderungen haben Sie schleunigs auszuarbeiten. Bei allen behördlichen Verhandlungen und Kom¬ missionen bis zur desinitiven Kollaudierung des Baues haben Sie uns über unseren Wunsch in technischer Hinsicht zu vertreten. 2. Auf Grund der unter 1. genannten Einreichungspläne arbeiten Sie die detaillierten Kostenüberschläge für sämtliche Ar¬ eiten bis 17. Oktober 1913 aus. Zu den Kostenüberschlägen sind dort, wo wir es wünschen, auch Detailzeichnungen beizugeben Auf Grund der von Ihnen gelieferten Kostenüberschläge irbeiten Sie im Einvernehmen mit uns schleunigst die Offert ormularien, wie sie den einzelnen Konkurrenten zur Unterlage ei Einbringung ihrer Offerte dienen sollen, aus Die Auswahl der zur Konkurrenz einzuladenden Baumeister und anderer Firmen behalten wir uns vor. Die Einladung zur Offerte geschieht durch uns Die eingelaufenen Offerte der Baumeister und anderen Firmen legen wir Ihnen zur Begutachtung vor und Sie haben ins über die eingelangten Offerte schriftlichen Besund samt Gut¬ ichten schleunigst zu unterbreiten, wobei spezielle Aufstellungs¬ abellen in übersichtlicher Form von Ihnen geliefert werden Die endgiltige Vergebung jeder Arbeit behalten wir uns or und haben Sie über unseren Wunsch die bezüglichen Schluß riefe genauestens zu revidieren Sind Preisverhandlungen mit einzelnen Konkurrenten er¬ forderlich, so stellen Sie sich uns über unseren Wunsch zu solchen

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