Ratsprotokoll vom 25. August 1911

3 Die Gehilfen haben sich hierüber zustimmend geäußert. Vor Vorlage des Ansuchens an die k. k. oberösterr. Statt¬ halterei hätte auch die Stadtgemeinde Steyr ihren Standpunkt zum Ausdrucke zu bringen. Steyr, am 9. August 1911. Der Stadtrat: Gall m. p. Der Sektionsbericht lautet: Mit Rücksicht auf die geltend gemachten Gründe und die zustimmende Aeußerung der Gehilfenschaft stellt die Sektion den Antrag: Der Gemeinderat wolle das vorliegende Ansuchen der Ge¬ nossenschaft der Friseure befürworten. Einstimmig angenommen. — Z. 18.872 und 20.562/11. 6. Gesuch der Therese Duschl um Aufnahme in das hiesige Armenverpflegshaus gegen Erlag ihres Ver¬ mögens von 1000 K. Die Sektion beantragt hierüber: Der Gemeinderat wolle der Gesuchstellerin Therese Duschl die Aufnahme in das Armenverpflegshaus gegen Zahlung des Betrages per 1000 K in Gemäßheit des entworfenen Versor¬ gungsantrages bewilligen. Wird angenommen. — Z. 18.447/11. 7. Rekurs in Armenangelegenheit. Liegt vor ein Rekurs des Rudolf Baumann, Fabrikarbeiters in Steyr, da demselben mit Armenratsbeschluß der Fortbezug des Erziehungsbeitrages für das Kind Siegfried Baumann ver¬ weigert worden ist. Diesem Rekurse wird ausnahmsweise infolge der großen Bedürftigkeit des Rekurrenten in der Weise stattgegeben, daß demselben ein Unterstützungsbeitrag von monatlich 4 K auf die Z. 18.231/11. Dauer eines halben Jahres bewilligt wird. 8. Erhöhung der täglichen Verpflegsgebühren im hiesigen Krankenhause und Ansuchen der barmherzigen Schwestern um Erhöhung der mit ihnen vereinbarten Entschädigung für die Krankenverpflegung. Mit Eingabe vom 24. Oktober 1910 haben die ehrw. Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in St. Anna in Steyr um Erhöhung ihrer Gebühren von 1 K 20 h auf 1 K 32 h angesucht. Hierauf wurde in der Sitzung des Gemeinderates der Stadt Steyr am 16. Dezember 1910 beschlossen, die Gebühren der Schwestern nur dann von 1 K 20 h auf 1 K 32 h zu er¬ höhen, wenn der oberösterr. Landesausschuß das Ansuchen der Stadtgemeinde Steyr, die Verpflegsgebühren für das Kranken¬ haus von 2 K auf 2 K 20%h festsetzen zu wollen, bewillige. Laut Erledigung dieses Ansuchens vom 7. Juni 1911 hat der oberösterr. Landesausschuß der Stadtgemeinde=Vorstehung Steyr die Erhöhung der täglichen Verpflegsgebühr der III. Klasse im allgemeinen öffentlichen Krankenhause in Steyr blos auf täglich 2 K 10 h von bisher 2 K bewilligt. Es liegen somit die Voraussetzungen für die Erhöhung der Verpflegsgebühr der den Pflegedienst versehenden Kranken¬ schwestern im Sinne des Gemeinderatsbeschlusses vom 16. De¬ zember 1910 nicht vor. Es wäre sonach umso untunlicher, dem Ansuchen der Schwestern stattzugeben, weil in diesem Falle die der Gemeinde zugestandene Erhöhung vollständig aufgezehrt werden würde. Um jedoch dem Ansuchen der Pflegeschwestern Rechnung zu tragen, stellt die I. Sektion den Antrag: Der Gemeinderat wolle den barmherzigen Schwestern eine Erhöhung der täglichen Verpflegsgebühr von bisher 1 K 20 n auf 1 K 25 k täglich bewilligen. Einstimmig angenommen. — Z. 27.038/10 u. Z. 16.027/11. I. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R. August Mitter. 9. Kafsajournalsabschluß pro Juli 1911. Die Stadtbuchhaltung berichtet hierüber: 1911 1910 Differenz K 1 K 7 K 7 Einnahmen im Mo¬ nate Juli. 63.195 38 126.518 38 63.323 Hiezu Kassarest vom Vormonate 70.364 11 57.950 29 +12.413 82 Gesamt =Einnahmen im Monate Juli 33.559 49 184.468 67 50.909 18 Ausgaben im Mo¬ nate Juli 109•261 38 176.492 96 67.231 58 Kassarest für den Monat August 24.298 11 7.975 71 +16.322 40 Seit Jahresbeginn bis Ende Juli be¬ trugen: die Gesamteinnahmen 497.664 69 532.145 04 —34.480 35 die Gesamtausgaben. 473.366 58 524.169 33 —50.802 75 Dieser Kassajournalsabschluß wurde von den Herren Ge¬ meinderäten Kirchberger und Mitter geprüft und als richtig be¬ funden. Wird über Antrag der Sektion zur Kenntnis genommen. Z. 20.307/11. 10. Subventionsansuchen. Ueber Antrag der Sektion wird der Gesellschaft der Musik¬ freunde in Steyr eine Subvention von 200 K für das Jahr 1911/12 bewilligt. — Z. 21.294/11. Die Ansuchen der Zentralleitung des Katholischen Schul¬ vereines für Oesterreich in Wien und des Lese= und Redevereines deutscher Hochschüler in Wien werden mangels an verfügbaren Mitteln abgelehnt. — Z. 20.314/11 und 18.859/11. III. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R. Josef Huber jun. 11. Besetzung der ausgeschriebenen Baupolierstelle. Dieser Punkt wird in der vertraulichen Sitzung behandelt. 12. Ansuchen um Ueberlassung eines städtischen Grundes zu einem Lager= und Werkplatze. Hans Sperl, Steinmetzmeister in Steyr, ersucht um Ueber¬ lassung eines Teiles des städtischen Langholzlagerplatzes in der Gaswerkgasse zur Aufstellung einer Werkstätte. Die Sektion berichtet hierüber, daß eine weitere Ver¬ kleinerung des städt. Langholzlagerplatzes nicht zu empfehlen sei, es könnte jedoch eventuell ein geeigneter anderer Platz dem Ge¬ uchsteller vermietet werden. Auf Grund dessen stellt die Sektion den Antrag: Der Gemeinderat wolle das vorliegende Ansuchen ablehnen. Wird angenommen. — Z 19.677/11. V. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R. Josef Langoth. 13. Vergebung eines Interessenanteiles aus der Josef und Ludwig Werndl=Stiftung. Die Sektion beantragt hierüber: Ueber Vorschlag des städtischen Armenrates wäre die aus der Josef und Ludwig Werndl=Stiftung erledigte Pfründe per jährlich 100 K dem Kompetenten Franz Panhuber zu verleihen. Einstimmig angenommen. — Z. 17.239/11. Nach Abwicklung der Tagesordnung ergreift Herr G.=R. Landsiedl das Wort und bemerkt, er habe einige Anre¬ gungen vorzubringen, die er auf Grund eines Reiseergebnisses geschöpft habe. Er sei kürzlich in Nürnberg gewesen und habe sich dort das germanische Nationalmuseum besichtigt. Bei dieser Samm¬ lung deutschen Gewerbefleißes und Kunst war ihm der Gedanke aufgetaucht, daß es wünschenswert wäre, wenn unseren hiesigen Gewerbetreibenden und Meistern in irgend einer Form Gelegen¬ heit geboten werden könnte, dort Anregungen sammeln zu können in kunstgewerblicher Richtung, sowie auf geschmackliche und künst¬ liche Ausgestaltungen ihrer Leistungen. Als Redner das Gewerbemuseum besuchte, fand er, daß jene Form der Künste auch auf Steyr übertragbar wäre, resp. um die Stadt Steyr und deren Gewerbetreibende auch nach aus¬ wärts hin konkurrenzfähig zu machen. In diesem Gewerbe¬ museum, was für Bayern bestimmt ist, seien Kunstwerke der Jetztzeit ausgestellt und habe Redner gestaunt, was Gewerbefleiß zuwege bringen kann. Im Anschlusse an das Nationalmuseum habe er sich, um sich für die Stadt Steyr und deren Gewerbetreibende nützlich zu zeigen, erkundigt, wieso es käme, daß die Gewerbetreibenden und Meister in Bayern es zustande bringen, derartige Leistungen zu¬ tage zu fördern. Da sei ihm die Auskunft zuteil geworden, daß in Nürnberg Meisterkurse abgehalten werden, welche zirka sechs Wochen dauern, und die von Professoren verschiedener Geschmacks¬ richtung geleitet werden, und welche aus verschiedenen Teilen Deutschlands herbeiberufen werden. Jene Meister, welche dann besonderes Interesse für das Kunstgewerbe zeigen, werden in verschiedenen Geschmacksrichtungen, im Stilkenntnis und Kunst¬ sinn ausgebildet. Redner tritt dafür ein, daß man auch in Steyr eine ähn¬ liche Institution ins Leben rufen solle. Wenn man auch nicht in der Lage wäre, über mehrere Professoren verfügen zu können, so glaube er, daß sich auch ein solcher Kurs mit nur einer Lehr¬ kraft, welche in gewerblichen Angelegenheiten vertraut ist, ganz leicht durchführen ließe. Die Meister könnten sich, ohne hiezu gezwungen zu werden, zur Teilnahme an einem solchen Kurse elbst melden. Wenn in Steyr derartige Kurse eingeführt werden würden, könnte dies ein großer Vorteil hiezu sein, um dieselben nach außen hin konkurrenzfähig zu machen. Wenn dann im Anschlusse an diese Kurse Studienfahrten, und zwar speziell in jene Gegenden, wo derartige Gewerbe=Aus¬ stellungen sind, unternommen werden würden und die Meister, was sie theoretisch gehört haben, im Praktischen sehen könnten, wäre das wohl ein großer Vorteil für diese. Derartige Fahrten würden, weil dieselben der Förderung des Gewerbes dienen, be¬ deutend ermäßigt sein. Die Gewerbetreibenden könnten das, was sie auswärts gesehen haben, leicht für sich selbst verwenden, um odann in den verschiedenen Wettbewerben konkurrenzfähig zu werden. Außerdem wäre man in Steyr in der günstigen Lage einen Mann zu haben, welcher sich in solcher Richtung bereits öster schon betätigt hat und daher diese Sache in die Hand nehmen könnte. Redner habe bereits mit demselben Rücksprache zenommen und gefunden, daß derselbe ein Interesse hiefür zeige. Das Weitere hänge jetzt vom Gemeinderate ab, ob derselbe es für wert findet, daß diese Angelegenheit weiter verfolgt werde.

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