Ratsprotokoll vom 11. Oktober 1901

4. Dass eine gewisse Josefa Weingartner im Stiftsspitale in Kremsmünster bis zu ihrem Ableben eine vierteljährige Rente von 20 K erhalten solle, und Zur Vertretung der Stadtgemeinde in dieser Verlass ist von Seite des Herrn Bürgermeisters ein Rechtskundiger sache zu bestellen Der Herr Vorsitzende bringt die Anträge 1 bis 5 einzelr zur Abstimmung und werden dieselben einstimmig angenommen Der Herr Vorsitzende ersucht, der löbliche Gemeinderath durch Erheben von den Sitzen den Dank für dieses Ver¬ möge mächtnis zum Ausdrucke bringen Sämmtliche Herren Gemeinderäthe erheben sich von den Sitzen 7. Liegt folgende Eingabe vor: An die Gemeinde=Vorstehung der landesfürstl. Stadt Steyr! Vom 5. bis 25. August l. J. wurde in Wolfsberg, Steier mark, von Privat=Docenten der Wiener Hochschule ein Lehrer Hochschul=Curs abgehalten. Derselbe war von 250 Lehrern aus allen Kronländern der österr.=ungar. Monarchie besucht. Die Vorträge fanden eine sole beifällige Aufnahme, dass beschlossen wurde, diese Curse in der nächsten Jahren fortzusetzen. Zu diesem Zwecke hat ein 70gliederiges Comité die Vor arbeiten für einen gleichen Curs, welcher für das nächste Jahr wieder in der Zeit zwischen dem 5. und 25. August abgehalten verden soll, übernommer Da bei diesen Cursen Ortswechsel in Aussicht genommen ist, wurde für das kommende Jahr außer Leoben und Bruck an der Mur auch Stadt Steyr als Cursort in Vorschlag gebracht. Von den Cursorten wird verlangt: Dass daselbst und in den umliegenden Ortschaften mindestens 300 Theilnehmer Unterkunft finden können. 2. Dass zur Abhaltung des Curses von der Gemeindeven tretung drei große Säle zur Verfügung gestellt werden, in welchen die Vorträge gehalten werden können Dass zu den Experimenten bei den Vorträgen aus 3 Chemie und Physik Lehrmittel aus den Ortsschulen zur Be überlassen werden können. nützung Dass durch Beistellung von Massen=Quartieren etwa 4 50 bis 60 minderbemittelte Curs=Theilnehmer untergebrach werden könnten Ueber Wunsch des oben bezeichneten Comités beehrt sic der ergebenst Unterzeichnete anzufragen, ob die löbl. Gemeinde vorstehung unter Berücksichtigung der oben angeführten Punkte die Lehrer=Hochschulbesucher hieher einladen und gastlich auf¬ nehmen wollte. Der Bescheid wolle direct an den „Verein für Lehrer=Hoch¬ schul=Curse“ in Wien zu Handen des Vorstandes Dr. Curt Kaser, VIII. Wickenburggasse 10, gerichtet werden. Johann Rotter m. p., Oberlehrer. Der Sectionsantrag hierüber lautet: Der löbliche Gemeinderath wolle beschließen: Der Ge¬ meinderath der l. f. Stadt Steyr erklärt sich sehr gerne bereit, an das Comité zur Veranstaltung der Lehrer Hochschul=Curse eine Einladung behufs Abhaltung dieses Curses im nächsten Jahre in Steyr zu richten und spricht auch die Ueberzeugung aus, dass die Besucher dieses Curses in Steyr gastlich auf lenommen werden. Ebenso kann derselbe auch die Ver¬ icherung geben, dass die zur Abhaltung dieser Curse von den Cursorten beanspruchten Bedingungen in Steyr vollkommen entsprechen werden wird, weil die Stadt Steyr für die ange gebene Zahl der Besucher die Unterkunft in Steyr leicht be chaffen kann, 3 große Säle in den hiesigen Schulen zur Ver fügung stehen, die zu den Experimenten erforderlichen Lehr mittel aus den hiesigen Ortsschulen überlassen werden und auc die Beistellung von Massenquartieren für minderbemittelte Be besorgt wird sucher Wird einstimmig angenommen. Z. 21.572 I. Section. Referent: Sectionsobmann Herr G.=R Josef Tureck 8. Die städt. Rechnungs=Kanzlei berichtet über die Ein¬ nahmen und Ausgaben bei der Stadteasse im Monate Mai 901 wie folgt: 56.707 K 46 Einnahmen im Mai 190 12.912 „ 50 Tassarest vom Vormonat 69.619 K 96 K 4 Gesammt=Einnahmen 53.122 „ 96 Ausgaben im Mai 190 16.497 K — Cassarest pro Juni 1901 Der Herr Referent bemerkt hiezu, dass das Cassa=Journa durch die Herren Gemeinderäthe Karl Heindl und Ferdinand Gründler geprüft und richtig befunden wurde. — Z. 20.852 Zur Kenntnis 9. Liegt vor ein Offert des Johann Flenkenthaller wegen Pachtung der ausgeschriebenen Wiesengründe in der Catastral= gemeinde Jägerberg im Ausmaße von 3 Joch 1300 Quadrat klaftern. Derselbe bietet einen Pachtschilling von 50 K 40 per Joch Der Sectionsantrag lautet: Der löbliche Gemeinderatl wolle die ausgeschriebenen Wiesengründe um den offerierten Pachtschilling von 50 K 407 per Joch dem einzigen Offerenten Herrn Johann Flenkenthaller auf die Dauer von fünf Jahrer achtweise überlassen Einstimmig nach Antrag. — Z. 22.499. 3 III. Section. Referent: Sectionsobmann Herr Vice¬ bürgermeister Franz Lang 10. Liegt vor ein Ansuchen der Frau Marie Hofer, Eisen¬ händlerin, Stadtplatz 4, um pachtweise Ueberlassung eines städt Grundes in der Viaductgasse im Ausmaße von 85 m2 zum Zwecke der Ablagerung von Traversen und Eisenbahnschienen. Die Section beantragt: Der löbliche Gemeinderath wolle die Benützung des Grundstreifens in der Viaductgasse im Aus¬ maße von 85 m2 zur Lagerung von Bauträgern gegen der jährlichen Pachtzins von 20 K und gegen halbjährige Kündi gung gestatten. Z. 22.502. — Einstimmig nach Antrag 11. Die Eheleute Anton und Anna Molterer in Stey ersuchen um käufliche Ueberlassung eines Grundes an der Tabor eithen im Ausmaße von 37 Quadratklaftern zum Zwecke der Schaffung einiger Locale für das von ihnen auf dem Hause Gleinkergasse 40 betriebene Bäckergewerbe. Sectionsantrag: Der löbliche Gemeinderath wolle be¬ chließen: Es werde den Eheleuten Anton und Anna Molterer in Grundstreifen im Ausmaße von 37 Quadratklaftern aus der der Gemeinde gehörigen Parcelle 971/2 Taborleithe käuflich über lassen und der Preis in Anbetracht der völligen Ertragslosigkei des Grundes per Quadratklafter mit 1 4 50 k bestimmt. Die sämmtlichen Kosten und Gebüren der Uebertragung sind von den Käufern zu tragen Z. 22.135 Einstimmig nach Antrag. Section. Referent: Sectionsobmann Herr G.=R. IV. Leopold Köstler 12. a) Der Fechtelub in Steyr bittet um Wiederüberlassung des Turnsaales in der Bürgerschule zu Fechtübungen in der Zeit vom October 1901 bis April 1902 Die Section beantragt die Gewährung dieses Ansuchens gegen Vergütung der Beleuchtungskosten, was einstimmig ange nommen wird. — Z. 20.800 b) Liegt vor ein Ansuchen mehrerer Familien in Steyr um Ueberlassung eines Lehrzimmers in der Bürgerschule zum Privatunterricht im Violinspie Sectionsantrag: Der löbliche Gemeinderath wolle zur Be¬ nützung des Locales der I. Classe der Mädchenbürgerschule für einen Violinunterricht die Bewilligung ertheilen, jedoch sind die einer eventuellen Beleuchtung und Beheizung der Ge¬ Kosten zu vergüten. meinde 22.014 3. Einstimmig angenommen. 13. a) Herr Primarius Dr. Klotz ersucht um Beistellung von Einsätzen, Matratzen und Wolldecken für den Infectionstract im Armenhause Sectionsantrag: Der löbliche Gemeinderath wolle zur An¬ schaffung von 6 kleinen und 2 großen Halinabettdecken im bei äufigen Kostenbetrage von 100 K seine Zustimmung ertheilen jedoch von der Anschaffung von 8 Stück Matratzen vorläufi Umgang nehmen, da solche noch vorhanden sein dürften, worüber das Bauamt Erhebungen zu pflegen hätte. — Z. 22.028 Einstimmig nach Antrag. b) Herr Primarius Dr. Klotz ersucht um Abschluss des Thorraumes (Vorhaus) im St. Anna=Spitale durch eine Holz¬ wand mit Glasfenster. Sectionsantrag: Der löbliche Gemeinderath wolle zur Auf tellung der vom Herrn Primarius angesuchten und von de Spitalscommission gutgeheißenen Glaswand zum Abschlusse des Vorhauses im öffentlichen Krankenhause seine Einwilligung er theilen und die Kosten hiefür mit 160 K bewilligen. Die Arbeit ist im Offertwege zu vergeben Z. 946 Einstimmig nach Antrag Nach Erledigung der Tagesordnung stellt Herr G.=R Dr. Franz Angermann folgenden Dringlichkeits=Antrag Löblicher Gemeinderath Mit Sitzungsbeschluss vom 4. März 1898 wurden in Principe jene Voraussetzungen fixiert, welche in Hinkunft bei der Verleihung des Bürgerrechtes der Stadt Steyr gefordert werden müssen, damit der löbliche Gemeinderath einem Gesucht um Verleihung des Bürgerrechtes willfahren kann. Diese Voraussetzungen sind folgende: Dass sich der Gesuchsteller für den Staat, das Land 1. oder die Gemeinde Verdienste erworben haben; unter Verdienste sind auch insbesondere Leistungen im Verbande der städtischer Feuerwehr, des Bürgercorps, in Armenangelegenheiten und humantiären Vereinen aller Art inbegriffer Wenn Gesuchswerber in besonders berücksichtigungs 9. würdigen Fällen das Bürgerrecht anstrebt, um hiedurch Anspruck auf eine Pfründe, ein Stipendium oder eine sonstige Stiftung ür sich oder seine Familienangehörigen zu erlangen. 3 Wenn Gesuchswerber einen entsprechenden Besitz ode Erwerb nachweisen kann und dessen Vorfahren bereits das Bürgerrecht der Stadt Steyr besessen haben. Nun hat die Erfahrung gezeigt, dass auch Fälle vor kommen, wo Personen um die Verleihung des Bürgerrechtes all esondere Ehrensache ansuchen, bei denen diese Voraussetzungen zwar nicht vorhanden sind, welchen aber infolge ihrer lang ährigen Ansässigkeit in Steyr, ihrer guten materielle Position und ihrer socialen Stellung das Bürgerrecht unserer Stadt eigentlich nicht vorenthalten werden sollte, was aber de incto seit jenem Gemeinderathsbeschlusse in mehreren Fällen geschehet musste, wodurch manche Missstimmung hervorgerufen wurde

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