Ratsprotokoll vom 6. Oktober 1899

1 an Capitalsraten, welche 75.000 fl. beträgt, in Anspruch genommen, so dass nur die ursprüngliche Schuld an die Sparcasse per 300.000 fl. wieder hergestellt werde. Er glaube, dass dieser Ausweg der beste ist, und auch die Bevölkerung werde diese Procedur als selbstverständlich finden, da es auf andere Art nicht nöglich ist, die Schäden gut zu machen. Sollte, wie zu hoffen ist, eine ausgiebige Landes= und Staatshilfe erfolgen, so sei es ja möglich, dass die von der Sparcasse entlehnte Summe nicht ganz aufgebraucht werde, was heute zu sagen nicht gut möglich sei, da man noch nicht weiß, ob für die Wiederherstellung des Dammes und anderer Bauten die Gemeinde allein aufzukommen hat oder nicht. Er glaube mit diesen Auseinandersetzungen dem löblichen Gemeinderath die Ueberzeugung beigebracht zu haben, dass der Vorschlag der Finanzsection der beste ist. Er stimme auch dem Antrage auf Gewährung einer Remuneration von 150 fl. an die Polizeimannschaft bei und stelle nur noch den Zusatzantrag, dass auch dem Stadtpolier Bergmayr, welcher weit über seine Obliegenheiten hinaus beschäftigt war, eine olche von 15 fl. zuerkannt werde. Der Herr Vorsitzende bringt sohin die Anträge 1 und 2 des Sectionsantrages je einzeln zur Abstimmung und werden dieselben einstimmig angenommen. Weiters bringt der Herr Vorsitzende den Sectionsantrag auf Gewährung einer Remuneration von 150 fl. an die Polizei¬ mannschaft, sowie den Zusatzantrag des Herrn Vicebürgermeisters Stigler auf Zuerkennung einer Remuneration von 15 fl. an der Stadtpolier zur Abstimmung und werden diese Anträge ebenfalls einstimmig angenommen 9. Der Herr Referent verliest die Amtsberichte über die Stadteasse=Journalabschlüsse pro Juni und Juli, und beantragt namens der Section die Kenntnisnahme derselben Herr Vicebürgermeister Stigler bemerkt, er vermisse den Passus, dass die Journalabschlüsse seitens der Finanzsection geprüft und richtig befunden worden sind. Diese Gepflogenheit cheine ihm unerlässlich und sei dieselbe auch im § 60 des Gemeindestatutes vorgeschrieben. Durch die Gründung der Rechnungskanzlei sei die Revision der Cassejournale sowie die Scontrierung nicht überflüssig geworden, sondern soll dieselbe durch die Mitwirkung eines Rechnungsbeamten der Finanz¬ ection erleichtert werden. Er glaube im Sinne des ganzen Gemeinderathes zu sprechen, wenn er den Antrag stelle, dass diese jahrelange Gepflogenheit nicht außeracht gelassen werde Er könnte sich nicht entschließen, unter diesen Umständen den Rechnungsabschlüssen das Absolutorium zu ertheilen. Herr Gemeinderath Tureck sagt, nachdem die Rechnungen von der Rechnungskanzlei und auch von der Bausection geprüft verden so halte er eine weitere Ueberprüfung für zwecklos. herr Gemeinderath Heindl bemerkt, es sei nicht zwecklos und in der letzten Finanzsectionssitzung sei auch der Beschluse gefasst worden, die Scontrierung von Zeit zu Zeit vorzunehmen. err Vicebürgermeister Stigler sagt, er meine nicht, die Scontrierung der gesammten Cassegebarung solle monatlich vorgenommen werden, sondern die von der Rechnungskanzlei vorgelegten Abschlüsse. Er stehe auf dem Standpunkte, dass die Finanzsection sich von der Richtigkeit der Journalabschlüsse persönlich überzeuge und persönlich den Antrag stelle, dass der Gemeinderath die Richtigkeit derselben anerkennt, doch müsse er im vorhinein dagegen protestieren, wenn vielleicht von irgend einer Seite seine Worte als Misstrauen gegen wen immer aus¬ würden gelegt derr Gemeinderath Perz sagt, die Besichtigung der Rechnung sei bis vor 2 Monaten erfolgt, wo es dann geheißen hat, es ei überflüssig. Herr Vicebürgermeister Stigler stellt nun den definitiven Antrag, dass die Rechnungsabschlüsse jedesmal von 2 Mitgliedern der Finanzsection unter Beiziehung eines Rechnungsbeamten zu iberprü en sind welcher Antrag einstimmig angenommen wird, vomit die Beschlussfassung über Punkt 9 entfällt 10. Der Herr Referent gibt bekannt, dass bei der dies¬ ährigen Hundeversteuerung 722 Stück Hundemarken à 3 fl. an die Parteien verabfolgt wurden und dass der erzielte Erlös sich auf 2166 fl. stellt Wird zur Kenntnis genommen. — Z. 18.171 1. Der Verein der marktbesuchenden Kaufleute in Wien ersucht um Verminderung der hierortigen Jahrmarkt=Platzgebüren ind Aenderung der Hüttenaufstellung Der Sectionsantrag lautet: Nachdem sich die Ein¬ theilung der festgesetzten Markthütten, sowie der Tarif für die Jahrmarktsgebüren bisher bewährt haben, so ist keine Noth¬ wendigkeit vorhanden, eine Aenderung eintreten zu lassen. Die Section beantragt daher die Abweisung des vorliegenden An¬ suchens — Einstimmig nach Antrag — Z. 19.506 12. Ueber das Ansuchen des Hilfsausschusses in Graslitz im eine Spende für die Opfer des dortigen Tumultes vom 28. August 1899 stellt die Section folgenden Antrag: Die Section bedauert lebhaft, der gestellten Bitte nicht willfahren u können, nachdem die Stadt Steyr durch die jüngste Hochwasser¬ katastrophe ohnehin außerordentlich schwer getroffen worden — Einstimmig nach Antrag — st. Z. 18.690 3. Der Herr Referent gibt bekannt, dass laut Ausweis der Rechnungskanzlei an Umlagen für die Jahre 1896, 1897 und 1898 21 Parteien mit zusammen 97 fl. 81 kr. im Rückstande ind, die bisher nicht eingebracht werden konnten. Der Sectionsantrag lautet auf Abschreibung dieser Umlagen=Rückstände, nachdem alle zur Einbringung erforderlichen Schritte eingeleitet wurden, aber erfolglos geblieben sind. Z. 15.629 — Einstimmig nach Antrag. III. Section. Referent Sectionsobmann Herr Vice¬ 1 2. Bürgermeister Victor Stigler. 14. Liegt folgender Sections¬ ericht und Antrag vor Nachdem das Hochwasser des Jahres 1897 einen so hohen Schaden am öffentlichen Gute der Stadtgemeinde, namentlich durch die damalige gänzliche Zerstörung von zwei hölzernen hauptbrücken angerichtet hat, dass nur mit aller Anstrengung und äußerster Sparsamkeit das Gleichgewicht im Haushalte der Gemeinde aufrecht erhalten werden konnte und zudem die Folgen auch dieser Verwüstungen auf Jahre hinaus sich im Stadtsäckel durch das rückzahlbare Staatsdarlehen fühlbar machen werden ist durch das erneuerte Eintreten der Hochwasser=Katastrophe des heurigen Jahres, deren zerstörende Wirkung nur den histo isch gewordenen ähnlichen Ereignissen vergangener Jahrhunderte leichkommt, ein Verlust am Gemeinde=Eigenthum und eine nanzielle Belastung des Haushaltes zu beklagen, welche di des Jahres 1897 weit übersteigt und ohne ausgiebige Hilfe des Landes und namentlich des Staates nicht mehr ertragen werden kann, denn derartige Ereignisse machen alle Sparsamkeit und Voraussicht zuschanden mNachstehenden werden auf Grundlage der Erhebungen des Stadtbauamtes vom 4. October 1899, Z. 20.240, jene Schäden detailliert, deren Höhe schon jetzt ziffermäßig angegeben werden kann, welche theils im Laufe der letzten Wochen schon behoben vurden, an deren Behebung noch gearbeitet wird, oder welche allernächst in Angriff genommen werden muss: An Straßenpflasterungen, Straßengeländern, Straßenmauern, und zwar: Reinigung von Schlamm, Verführen desselben, Zufüllen vor ief ausgekolkten Stellen und Planierung aller Straßen im Eysnfeld und Bei der Steyr, Reinigung der sämmtlichen Quais in der Stadt, Ort und Ennsdorf 1.000 fl. Beschotterung der vorbenannten Straßen, der Quais ind sonstigen Wege 1.500 „ * * An Wiederherstellung des Straßenpflasters an den ausgewaschenen Stellen, ferner der abgeschwemmten Straßenbarrièren 1.000 An Pflasterung der deformierten Quaifahrbahnen, Beschaffung des Steinmateriales zu denselben 2.000 An beschädigten Brücken in Holzconstruction u. zw.: Elbabrücke am Wehrgraben 200 * Innere Reitererbrücke 300 „ Aeußere Reitererbrücke am Ueberwasser des Wehr¬ graben 100 Schlagerbrücke am Wehrgraben 300 Kupferhammerbrücke am Ueberwasser des Wehr¬ grabens 700 Kleine Fallenbrücke am Wehrgraben 150 * Große Fallenbrücke daselbst 100 * Wehrgrabensteg * * 250 „ Kalkofenbrücke im Laufe der verlängerten Blumauer gasse, laut Kostenvoranschlag des Herrn Julius Huber, Zimmermeisters in Steyr, vom 5. Oct. 1899 2.506 „ Abtragung und Wiedererrichtung der gänzlich aus ihrer Lage geschobenen Gsangbrücke im Zuge der Directionsstraße laut Kostenvoranschlag desselben Herrn Zimmermeisters vom 5. October 1899 3.301 „ W iederherstellung des abgeschwemmten Theiles des imprägnierten Holzstöckelpflasters auf der Steyr¬ brücke 500 An städtischen Objecten, Schutzdämmen, Gebäuden anälen 2c. 2c. und zwar: Reparatur der Unterwaschung der stromaufwärts gelegenen Ecke des Hintertractes des Rathhauses, Umlegung des Hauscanales daselbst, Verstärkung der Fundamente durch Betonkörper, Schließen¬ einziehen im Erdgeschoße und im 1. Stocke sammt Gerüstherstellung 300 Wiederherstellung des zerstörten Canalvorkopfes oberhalb der Neubrücke in der Schönau 100 Reinigung und Wiederinbetriebsetzung des städtischen zumpwerkes in Zwischenbrücker 100 „ Reinigung der versandeten Sammelcanäle am Enns¬ uai, am Quai in Ennsdorf sammt Aufgraben zuschüttungen und Ersatz der beschädigten Canal¬ theile 1.500 Ersatz der vom Hochwasser weggeschwemmten und Reparatur der beschädigten Verschalungen für die Stadtbrunnen 200 * Kosten eines Theiles der Nothbeleuchtung 50 Planierung und Ausfüllung des ausgekolkten Grundes hinter dem durchbrochenen und zum Theile demolierten Schutzdamme am Gysnfelde tromabwärts vom Kugelfange, provisorischer Schutzbau daselbst mit Pilotage, Faschinen=Tra¬ versen à conto der noch nicht festzustellenden Kosten 4.000 Summa . 20.957 fl. Hiezu kommen nunmehr alle Schäden und Verwüstungen, welche heute schon sichtbar sind, deren ziffermäßiger Betrag jedoch vorerst noch nicht so genau festgestellt werden kann, so dass für die Behebung derselben erst von Fall zu Fall die Zustimmung des löbl. Gemeinderathes eingeholt werden wird, sobald die hiezu noch nöthigen Erhebungen, Voranschläge und dergleichen orliegen werden. Manche Verheerungen werden wohl noch zu¬ age treten, sobald die Flüsse wieder auf ihren normalen Wasser¬ tand zurückgegangen sein werden, das durchtränkte Erdreich wieder trockener geworden sein wird und ähnliches.

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