Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—77— Objekt A 2 ab 1880 Hammerschmiedberg 15, dann Hammerschmiedberg 5 und seit 1939 Fabrikstraße 39. 1545 als Neumühle von Melchior Hirsch anstelle einer abgebrochenen Schleife, deren Alter unbekannt ist, erbaut. Hirsch hat zu diesem Zeitpunkt auch die Objekte A 1, die alte Truglmühle, und A 3 in Besitz gehabt. Der Besitz blieb bis 1616 zusammen. In der Truglmühle war ein Gang, im dazugehörigen Objekt A 3 waren zwei Gänge und in der Neumühle ein weiterer Gang vorhanden. Nach der Aufspaltung des Besitzes bestand die Neumühle noch bis 1671 als Mahlmühle und wurde dann von Elias Gießer in eine Papiermühle umgewandelt. Von 1821 bis 1888 im Besitz der Familie Hofmann, welche die „Papierfabrik“ an Leopold und Adelheid Kössler verkaufte. 1850 wurde laut Plan des bürgerlichen Maurermeisters Karl Huber das Papiermühlgebäude vergrößert, indem man es nach Westen hin um etwa einen Klafter verlängerte und im Zuge dieser Baumaßnahme eine neue Giebelmauer aufmauerte. Aus dem Plan ist ersichtlich, dass bis zu diesem Zeitpunkt die äußeren Unfassungswände mit Ausnahme der wasserseitigen Wand einen massiv aufgemauerten Sockel besaßen, der eine Höhe von etwa einen Klafter erreichte. Die wasserseitige Wand bestand noch aus einer Holzkonstruktion. Am 17. September 1868 wurde ein Ansuchen wegen Steigerung der Feuersicherheit eingebracht. Im Zuge dieser Maßnahme wurde die wasserseitige Außenmauer teilweise in massiver Bauweise erneuert. Eine Aussage über die Art der Fundamentausbildung ist in den Plänen und Aktenstücken nicht vorhanden. Die Höhe des Erdgeschoßes und des ersten Obergeschoßes wurde vergrößert und ein weiteres Geschoß aufgesetzt, welches aber nur eine lichte Höhe von einem Klafter aufwies (2,06 m). Die wasserseitige, bis dahin bretterverschalte Riegelwand, die im Bereich des ersten Obergeschoßes um zwei Schuh vorsprang, wurde durch eine sechszöllige Riegelwand mit Ziegelausfachung ersetzt. Unter der zweiten Obergeschoßdecke gab eine Rundeisenschließe der Riegelwand zusätzlichen Halt. Gegen das Nachbarobjekt A 3 im Osten wurde eine zusätzliche Wand errichtet. Die Baugenehmigung erfolgte am 26. September 1868. Abgesehen von späteren Durchbrüchen zum Objekt A 3 blieb das Gebäude bis heute nahezu unverändert erhalten. Lediglich die Giebelfassade von 1868 wurde 1907 geringfügig umgebaut. Anstelle des Doppelfensters in der Mittelachse wurde nur ein Fenster eingebaut. Darüber, im zweiten Obergeschoß, wurde eine Türöffnung für die Anordnung einer Aufzugsvorrichtung ausgebrochen. Die Fensteröffnungen wurden mit im Wohnbau üblichen Holzfenstern verschlossen. Die Fenster im ersten Obergeschoß waren straßen- und giebelseitig mit scheitrecht ausgebildeten Steinkonstruktionsimitationen in Putz, die konsolenartig erweitert waren, versehen. Eine in Putz angedeutete Fensterbank ist jeweils seitlich durch eine Konsolenandeutung gestützt. Sonst ist die Architektur schmucklos einfach gehalten. Die Ehegatten Kössler erwarben 1888 die Papierfabrik und 1891 die für sie günstig gelegene Schleife A 7, die sie vermutlich in Zins vergaben. Leopold Kössler verkaufte 1906 seine Papierfabrik A 2 samt der 1891 von Juliane Sailer erworbenen Schleife A 7 an Moritz Wurmfeld, der die Fabrik zur Messererzeugung umfunktionierte. Es wurden wasserseitig drei Kamine auf Konsolen außenseitig in die Obergeschoße, wo sie der auskragenden Geschoße wegen innen geführt wurden, hochgezogen. Die Schleife A 7 wurde in Holzriegelkonstruktion neu gebaut, ein eisernes Wasserrad mit 4,5 Meter Durchmesser installiert. In der Schleife wurde ein Betonfundament für eine Betonsäule zur Befestigung der Transmissionswellen hergestellt, welche die Kraft vom Wasserrad der Schleife in das Fabriksgebäude übertragen sollten. Auch das hölzerne Wasserrad der Fabrik A 2 wurde gegen ein stählernes ausgetauscht. Wurmfeld baute zur Erhöhung und zur Erhaltung der Gleichmäßigkeit des Energiedarbotes bei niedrigen Wasserständen einen 10 PS Benzinmotor in A 2 ein. Am 26. April 1915 wurden die Objekte A 2 und A 7, die Wurmfeld'sche Messerfabrik, von der Firma Joachim Winternitz' Neffen erworben und mit den Objekten A 1 und A 3 vereinigt. Die Entwicklung dieser Firma wird an anderer Stelle gesondert behandelt. Der Besitz Winternitz im Bereich der eigentlichen Zeugstätte, die Firma war seit Ende der Zwanzigerjahre in Schwierigkeiten, wurde 1938 von Anton und Anna Pelz übernommen. Die Ehegatten Pelz betrieben eine Gitterstrickerei und nutzten die Wasserkraft nur mehr in ganz geringem Maß.

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