Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—52— Besonders interessant ist die Darstellung der Wehr bei der Kruglmühle am Himmlitzerbach. Hier sind linksufrig die Wasserräder der Mahlmühle und der Sägemühle, rechtsufrig das Wasserrad der Papiermühle flussaufwärts, unmittelbar seitlich der Wehrwangen, bis an deren Beginn verlegt. Das Ausrinnen erfolgt neben den Wangen. Der Grund einer solchen Bauweise ist in der Geländeform und dem Gefälle des Himmlitzerbaches zu suchen. Da im Bereich der Ersten Zeugstätte ähnliche Gelände- und Gefälleverhältnisse herrschten, ist anzunehmen, dass die erste Wehranlage jener am Himmlitzerbach ähnlich war. Im Wehrgraben war ein Grundbass erforderlich, da beim Plautzenwehr der Stromstrich geradlinig in den Wehrgraben weiterläuft und so eine große Schotterfracht in das Gerinne eingeschleppt wird, was beim Himmlitzerbach bei der rechtwinkelig zum Stromstrich am Kruglwehr erfolgenden Ausleitung nicht der Fall ist. AmWehrgraben wurden die Fluder wie in Unterhimmel zwischen den Werkgaden am Ufer und den Wehrwangen entlanggeführt. Die Wangen bildeten so einen Schutz der Fluder und Radanlagen. Die Wehrbodenvorderkante lag vermutlich auf der Verbindungslinie der gegenwärtigen Grenzen zwischen den Schleifen A 5/A 6 und A 8/A 9. Der Vorboden des alten Wehres reichte bis gegen die Höhe des heutigen Einlauf schützen zum Grundablass. Durch die Annahme, dass die erste Mühle durch ein Leitwerk mit dem nötigen Triebwasser versorgt wurde, ist zu schließen, dass der Wehrbau ohne Behinderung des Betriebes der Mühle erfolgen konnte. An dieser ersten Anlage standen bis 1620 linksufrig vier und rechtsufrig drei Wasserräder in Betrieb. Sie hatte es ermöglicht, dass Joachim Händl ohne wesentliche Behinderung der Anlieger und der Unterlieger die beiden Schleifengruppen zu Seiten des Grundablasses einbauen konnte. Dass sich beim Bau gewisse Schwierigkeiten ergaben, ist aus den Ratsprotokollen zu entnehmen. Der Wunsch, möglichst viele Werkgaden mit Wasserkraft zu versorgen, führte vorerst zur Anordnung der Werkstätten am Ufer nebeneinander und zu einer Parallelführung der Fluder. Um die Wasserkraft am Triebwasserkanal voll auszunützen, wurde das Gerinne links und rechts des Grundablasses überbaut. Die Fluder und Wasserräder der nördlich des Ablasses errichteten Schleifen wurden in der nordseitigen Gebäudehälfte der neuen Schleifen untergebracht, um bessere Belichtungsverhältnisse in den Schleifen selbst zu erhalten. Die Schleifhütten waren in der Flussrichtung von oben nach unten breiter werdend gestaffelt, weil das Ausrinnen der Oberlieger im Unterliegerbereich überbaut werden konnte. Die eingeschoßigen Gebäudegruppen umfassten am Nordufer fünf Werkgaden, am Grundablass beidseitig je drei und am Südufer wiederum drei Einheiten. Um 1620 waren in der Ersten Zeugstätte dreizehn Wasserräder in Betrieb. Kurz darauf wurde der Hammer A 4 errichtet und 1664 weist eine Spezifikation vierzehn ganze Fluder aus. Der Bereich war voll ausgebaut. Zu Gutprots Zeiten liefen die schweren Wasserräder sicher noch mit ihren unförmigen Grindeln, den starken Holzachsen in hölzernen Lagern, welchen von den Fludern Kühlwasser zugeleitet wurde. Es waren unterschlächtige Räder, die sich für das geringe Gefälle besonders eigneten. Die Darstellung der Räder auf dem Abriss und Direktorium der Unterhimmler Au ist ungenau, lässt aber den Schluss zu, dass der Typ des um 1900 noch gängigen Holzrades schon gebräuchlich war, dass aber Radhütten noch nicht verwendet wurden. Die ersten Raddarstellungen auf Plänen, welche die Erste Zeugstätte betreffen, stammen aus 1869 von einem Neubauplan der Moltererschleife A 5 und 1880 von einem Umbauplan der Heiningermühle A 3. Auch die Bauweise der Fluder ist aus diesen Plänen ersichtlich. Die Konstruktion der Räder bestand aus in das Grindel eingezapften Doppelspeichen, welche den Radkranz hielten. In diesen Radkranz waren wiederum die Hölzer für die Halterung der Schaufelbretter eingezapft. Die Breite der schaufeln entsprach der Fluderbreite. Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts liefen die Grindel mit stählernen Achsbolzen in Stahllagern, die Enden der Grindel waren durch Eisenreifen umfasst, um eine Aufspaltung zu verhindern. Die Achse der Schleifsteine war um 90 Grad gegen die Achse des Wasserrades verschwenkt, die Kraftübertragung erfolgte in früherer Zeit durch Treibstockräder und ab dem Ende des 18. Jahrhunderts durch Gusszahnräder. Die Achse der Schleifsteine befand sich in Fußbodenhöhe. So konnte das vom Fluder zugeleitete Schleifwasser vom Stein weg in das Unterwasser der Schleife abfließen.

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