Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—116— Objekt A 11, Hammer- Schleife - Drahtzug, Schleifergasse 4 Der Hammer A 11 gehört zu den ältesten Teilen der Ersten Zeugstätte. Er bestand schon sehr früh in massiver Bauweise, da er frühe Ordnungsnummern besitzt. Er ist auf dem Stich von Vater und Sohn Hauser, der um 1600 entstanden ist, klar als langgestrecktes, parallel zur Uferlinie stehendes Bauwerk zu erkennen. Da ein Hammer in der Wehrgrabenordnung von 1529 als der Witwe Gutprot gehörig erwähnt wird und auf dem Hauserstich nur ein größeres Bauwerk, nämlich das parallel zum Ufer stehende erkennbar ist, muss angenommen werden, dass es sich bei diesem Objekt um den einzigen, um diese Zeit im Bereich der Ersten Zeugstätte bestehenden Hammer, um das Objekt A 11 handelt. Für dieses Bauwerk sind seit 1527, dem Todesjahr des Lorentz Gutprot, nahezu alle Besitzer und die jeweilige Funktion des Gebäudes bekannt. Der Bestand geht aber sicher noch einige Jahrzehnte weiter zurück. Durch Dr. Matthias Morgan wurde anstelle des Hammers 1651 ein Drahtzug eingerichtet, der bis 1876 bestehen blieb. In der Zwischenzeit waren der Polierer Vogl von 1797 bis 1816 und der Messerer Klinz von 1833 bis 1837 auf dem Drahtzug. Beim Studium eines Grundrissplanes aus dem Jahre 1877 drängt sich die Vermutung auf, dass das Gebäude in drei verschiedenen Bauetappen entstanden ist. In der ersten Etappe entstand der langgestreckte Hammerraum. Die zweite Etappe ist mit der Funktionsumwandlung in einen Drahtzug 1651 anzusetzen. Die gewölbten Räume im Erdgeschoß führen zu dieser Annahme. Das südostwärtige Hausviertel scheint nach einer Zerstörung durch einen Brand wiedererrichtet worden zu sein. Der Zeitpunkt der Wiedererrichtung mit gleichzeitiger Aufstockung ist dann an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert anzunehmen. Die damals entstandene Erscheinungsform ist im Wesentlichen bis heute erhalten. Zweigeschoßig, im Obergeschoß straßenseitig mit vier, wehrgrabenseitig mit fünf und hofseitig ebenfalls mit fünf und an der zweiten Giebelseite mit drei Fensterachsen unmittelbar am Wasser errichtet, hat das breit gelagerte, ohne Sockel errichtete Haus ein etwa vierzig Grad steiles Krüppelwalmdach. Die Fassadengliederung erfolgt durch eine gebänderte Erdgeschoßzone und Putzbänder im Obergeschoßbereich. Die Fenster der Nord- und der Westfassade weisen einfache Putzrahmen auf. Die Erdgeschoßräume sind im Südwestviertel des Grundrisses eingewölbt. Der ehemalige Schmiederaum uferseitig geht durch zwei Geschoße und hatte ostseitig ein zweiflügeliges Einfahrtstor. Auf der Löw'schen Darstellung 1832 ist der an den Massivbau uferseitig angefügte, hölzerne Schleifenbau deutlich an der schattenwerfenden Kante des Massivbaues zu erkennen. Der Schleifersteg ist fälschlich vor der Schleife vorbeiführend ins Bild gebracht. Eine zweite nicht signierte Ansicht, welche die Löw'sche zum Vorwurf hat, lässt den ausgemerzten Fehler der falschen Stegdarstellung erkennen. Es könnte aber diese Ansicht älter als die Löw'sche sein, da die Giebel wand der ehemaligen Truglmühle noch in Holzbauweise aufscheint. Laut Plan von 1877 ist das hölzerne Wasserrad und die flussseitige Außenwand der Schleife nach dem Fluder ausgerichtet. Zumindest das Wasserrad war früher parallel zur Hauswand gestellt. Das hakenförmige Nebengebäude wurde gleichzeitig mit der Wohnhausaufstockung errichtet. Ein Plan vom 27. März 1873 zum Einbau einer Werkstätte in diesem Gebäude weist den westlichen, längeren Trakt als Remise aus, der in eine Werkstätte umfunktioniert werden soll. Die gewölbten Räume im Gelenk zwischen den Gebäudeflügeln werden, der größere als Stallung und der kleinere als Gewölbe, bezeichnet. Die Gewölbeform lässt auf eine Entstehungszeit um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert schließen. Die Raumwidmungen Remise und Stallung weisen auf einen bürgerlichen Haushalt im Wohngebäude hin. Der hölzerne Schleifenbau, welcher auch als Radhütte diente, reichte im Bereich des Schleifersteges laut Plan von 1877 bis auf Höhe der Schleife A 8 Über das Gerinne vor. Die Ausrinnen der Oberliegerschleifen flossen unter der Radhütte durch. Das Fluder für den ehemaligen Hammer lag unmittelbar an der Schleifengruppe im Gerinne. Das massiv aufgemauerte Haus ist der sichtbare Nachweis, dass hier schon früher Schmiedefeuer brannten. Dies ist aus den Grundrissplänen von 1877 ersichtlich, welche ab Erdgeschoß drei

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