Die oberösterreichische Messerindustrie

23 Werkzeug imWerte von 100 fl, wofür er allerdings die Ausbildung vor 2 Gesellen versprechen musste . 1 Insgesamt gab es gegen Ende des 18. Jhdt. 19 Messerschmiedmeister, 19 Schutzverwandte und 82 Feinzeug- und Stahlschmiede in Wien . 2 Warum aber die inländischen Schneidwaren trotz aller Anstrengungen den ausländischen nicht gleichkamen, lag wohl darin, dass der gute englische Stahl um hohen Preis eingeführt werden musste. Auch die Anschaffungskosten für die übrigen notwendigen Rohmaterialien, wie für Elfenbein, Schild- krot, Perlmutter, Ebenholz und dergleichen beeinträchtigten den Verkaufspreis — daher kamen die inländischen Schneidwaren um ein Drittel teurer als die ausländischen — dass unsere Schneidwaren- fabriken dann auf keine Rekordumsätze zurückblicken konnten, erscheint verständlich. Eine Verfertigung gemeiner Schneidwarenwar in allenWiener Plänen, ob sie nun realisiert wurden oder nicht, nicht vorgesehen, da die notwendigen Voraussetzungen hier viel zu teuer gekommen wären. Dafür waren Steyr und sein Hinterland, insbesondere Steinbach an der Steyr, zuständig. In diesen Messerwerkstätten gab es gegen 500 Messerermeister, dazu Schleif- und Poliermeister, die feine Ar- beit kaum herstellen konnten. Sechs Fabrikanten aus der berühmten deutschen Klingenstadt Solingen sandten 1782 ihre Erzeug- nisse an Messern, Gabeln und Scheren nach Wien, um auf Grund eines Gutachtens seitens dortiger Fachleute von der österr. Regierung in die Erblande gerufen zu werden, um dort ihre Kunst weiter zu betreiben . 3 Es handelte sich um Klingen-, Messer- und Scherenschmiede, um Stecher und Vergolder, die aus Man- gel an Verdienst ihrer Heimat den Rücken kehren wollten, um in Österreich vorwärts zu kommen. Aller- dings entsprachen die vorgelegten Muster in keiner Weise. Die Politur wies Mängel auf, die Form war plump und ungeformt, wie es im Gutachten der Wiener Fachleute hieß, die auch darauf verwiesen, dass von sämtlichen erbländischen Schneidwarenfabriken bessere Qualität bergestellt würde. Die österreichi- schen Händler wären nur in der Lage, die auf französische oder englische Art gearbeiteten mittleren oder feinen Gattungen Messer und Scheren, teils von Thiers und Leruse in Frankreich, teils von Sheffield in England, abzusetzen. Allerdings wurde es den deutschen Meistern freigestellt, auf eigene Kosten in Ös- terreich Fabriken zu errichten, staatliche Hilfe wurde allerdings nicht in Aussicht gestellt. Es wäre, nach Ansicht der Regierung, "der Wohlfahrt des Staates viel zuträglicher", wenn "zur Einführung und Verbrei- tung der inländischen feinen Messer- und Scherenfabrikation einige sehr geschickte, emsige und wohl- gesittete Schneidwarenfabrikanten aus England, allwo solche Waren in der besten Qualität und wohlfei- len Preisen und hierlands gangbarsten Facon erzeugt werden, in die k.k. Erblande auf Ärarialunkosten mit Eingestehung angemessener Begünstigungen verschrieben würden". Soweit das Amtsdeutsch Altösterreichs an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert. Abschließend sei festgestellt, dass alle Unternehmungen, die über Initiative des Staates in unserer Branche gegründet wurden, sich keiner langen Lebensdauer erfreuten. Es waren eben die lokalen wirt- schaftlichen Verhältnisse, die stärker waren als das schönste Konzept einer merkantilistischen Hof- kommission. Was nützten alle Importverbote, wenn die begehrten Qualitätserzeugnisse im Inland nicht erzeugt werden konnten und dann doch auf Schleichwegen vom Ausland hereinkamen. Alle Be- schlüsse, die der von Maria Theresia geschaffene Kommerzienrat fasste, kamen in der Messerbranche zu keiner Verwirklichung . 4 Es mag als Ausdruck der Besinnung auf die eigenen Kräfte angesehen werden, als im Jahre 1765 eine Anzahl Messerer von Steyr, in dem Bestreben, Besseres zu schaffen und feinere Arbeit zu liefern, um die Bewilligung zur Haltung eines Feuers in ihren Werkstätten ansuchte. Es waren 11 Handwerker, die dieses Ansuchen stellten—gemäß ihrer Erklärung sei die mangelhafte Beschaffenheit der Betriebs- stätten schuld, wenn "fremde, ausländische, feine pretiöse Arbeit durch kundige Gesellen nicht so exakt ausgeführt werden könnte" . 5 Diese 11 Meister hatten die Absicht, mit Hilfe eines Feuers schönere Messer und Schalen anzufer- tigen, sie benötigten dieses aber auch "zur leichteren Tractierung des hiezu benötigten Silbers, 1 Hofkammerarchiv Wien, 291/5032/Fasz. 140 2 Hofkammerarchiv Wien, 290/5031/Fasz. 140 3 Hofkammerarchiv Wien, 288/5029/F 138 4 Hofkammerarchiv Wien, 462/5202/F 124 5 St. A. Steyr, 11/5

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2