Die oberösterreichische Messerindustrie

24 Messings, Tombaks, sowie zur Ausschmiedung feiner Baader - Instrumente". Dass eine positive Erledigung dieses Ansuchens nur in Übereinkunft mit den Klingenschmieden von Kleinraming und dem Klingenschmiedehandwerk als solchem erfolgen konnte, erscheint verständlich, wenn man die innigen und mannigfaltigen Bande betrachtet, die diese beiden Handwerke seit alters her verbinden. Andererseits wollten die Klingenschmiede ihre Erzeugnisse frei verkaufen, bzw. die Be- schalung der Klingen selbst durchführen. f.) Die Vereinigung von Messerern und Klingenschmieden in ein Handwerk. Wie sich aus den vorhergehenden Ausführungen ergibt, begannen im 18. Jahrhundert allmählich die starren Grenzen, die strenger Zunftgeist zwischen den einzelnen Handwerken gezogen hatte, zu verblassen, eine Vereinigung der beiden Handwerke kündigte sich an. 1765 erfolgte der erste Schritt hiezu, 11 Messerer durften an Feuern kleine Messer und Gabeln herstellen, durften härten und löten und "befriste" Messergattungen und chirurgische Instrumente erzeugen, anno 1765 ordnete die Hofkammer an, dass Messerer und Klingenschmiede in eine Zunft und Profession vereinigt werden sollten, alle Meister könnten die gleiche Arbeit verrichten und ihre Fabrikate verkaufsfertig in den Handel bringen . 1 Es war das Bestreben der zuständigen Regierungsbehörden der damaligen Zeit, veredelte Waren gegen guten Gewinn auszuführen, dagegen notwendige Rohstoffe einzuführen. In unserem Fäll besten englischen Stahl, der nach den neuesten Herstellungsprinzipien produziert wurde. Ohne Rücksicht auf bestehende "Widmungen" wurden nun den eisenverarbeitenden Hand- werken die nötigen Einfuhrpässe hiezu erteilt. Wenngleich wir keine Nachrichten darüber besitzen, dass in Steyr englischer Stahl verarbeitet wurde, so ist dies jedoch für die Wiener Messerschmiede erwiesen. Eine entsprechende Äußerung der NÖ Landesregierung informiert uns, dass man in Öster- reich zu dieser Zeit noch nicht in der Lage sei, diese Stahlqualität nach englischer Art zu erzielen, da das Raffinieren zu hohe Kosten bereitet. So wurden laufend Importlizenzen für englischen Edelstahl gewährt. Die letzte Entscheidung für Steyr im Zusammenhang mit der Vereinigung der beiden ehrsamen Handwerke fiel anfangs des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1600 versuchten die Steyrer Klingenschmiede abermals vomMagistrat Meisterzeichen be- stätigt zu erhalten. Dies hätte die letzte behördliche Genehmigung zum freien Verkauf der Erzeugnisse bedeutet. Diesmal noch ohne Erfolg. Anders war es ein Jahr später. Jetzt war der Magistrat auf Grund einer vorherigen Abmachung zwischen Klingenschmieden und Messerern eher geneigt, die noch aus dem Mittelalter stammende starre Scheidung aufzuheben. Die Erledigung vom 28. Dezember 1802 brachte die ersehnte Bewilligung und im Jahre 1803 erteilte der Magistrat den Auftrag zur Vereinigung der Messerer und Klingenschmiede zum "MESSERSCHMIED- HANDWERK" der Stadt Steyr. Damit waren diese beiden uralten Handwerke, die das Schicksal durch mehr als ein halbes Jahrtausend aneinander gekettet hatte verschmolzen, zumindest amtlich und ge- setzmäßig. Gewohnheitsmäßig bestand aber die Trennung größtenteils weiter und auch die alten Be- zeichnungen der Handwerke finden wir in den Urkunden jener Zeit. Es scheint um 1815 das Schmieden bei den Messerern noch nicht üblich gewesen zu sein. Die Messerer jedoch klagten darüber, dass die Schmiede es vorziehen, die geschmiedeten Klingen selbst fertig zu stellen und somit fertiges Kaufmannsgut absetzen, als sich auf die Erzeugung der Roh- klingen zu beschränken . 2 Interessant scheint übrigens, dass sich die Klingenschmiede einen Vorteil gegenüber denMesserern sichern konnten. Sie durften sich der alterprobten billigen Holzkohle bedienen, während die Messerer mit Steinkohle arbeiten mussten, die sehr teuer aus NÖ zu beziehen war. Wenige geschickte Handwerker nützten allerdings die neuen Möglichkeiten, wie etwa Ignaz Fröh- lich, der sogar um die Verleihung der Kunstmesserwerksgerechtigkeit zu Steyr bei der Landesregierung ansuchte. Er befasste sich nicht mit der Herstellung der gewöhnlichen, zum gemeinen täglichen Ge- brauch bestimmtenMesser, sondern nur mit solchen, die "zierlich zusammengesetzt" waren und mehr als Luxusartikel denn als notwendige Bedarfsgegenstände zu werten waren. Ignaz Fröhlich erzeugte 1 St. A. Steyr, Klingenschmiede A. 2 St. A. Steyr, Messerakten.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2