Die oberösterreichische Messerindustrie

2 Griffe einem Kulminationspunkte zu, sie wurden aus Silber, Kupfer, Messing und Zinn bereitet, auch übergoldet oder mit dünngeschlagenem Silber überlegt, auch wohl von Achat, Bern- oder Agtstein, ingleichen auch von Horn, Hirschgeweihen und Elfenbein, Rosen-, Eben- und Brasilienholz gemacht, welche die besserer auf mancherlei Art sehr zierlich und künstlich einzulegen wissen". 1 Elfenbein und Buchsholz waren in der Spätrenaissance und im Barock das bevorzugte Material. Auch Bernstein fand Verwendung. Die Messerer von Steyr standen im 17. Jhdt. unter dem Einflusse der nunmehr blühenden Klein- plastik, gegen Ende des Jhdt. nähern sich ihre Arbeiten mehr der französischen Emailkunst . 2 Bis tief ins 19. Jhdt. hinein können wir von besonderer künstlerischer Ausschmückung der Griffe sprechen, später allerdings legte man das Hauptaugenmerk auf die Qualität des Stahls und sah auf eine tadellose Klingenpolitur. Neben einer gefälligen Form waren diese beiden Eigenschaften entscheidend für den Absatz. — Und so ist es bis zum heutigen Tag geblieben. Einer besonderen Sitte sei noch kurz gedacht, die im 16. Jhdt. vorherrschte, das am Gürtel tragbare Essgerät. In erster Zeit waren es nur Messer, die man als Gast zu den Mahlzeiten mitnahm. Die Frauen trugen im Mittelalter ein Messer, eine Nadelbüchse und eine Schere am Bande. 3 Bis zu Ende des 16. Jhdt. blieb es in Deutschland usuell, eigene Messer zum Zerlegen der Speisen mitzubringen — im Ge- gensatz zu Italien — dort kamen so viele Messer auf den Tisch, als Gäste erwartet wurden, erst im ausgehenden 16. Jhdt. und im 17. Jhdt. wurde es bei uns üblich, zu jedem Gedeck ein Messer zu geben. Auch der Gebrauch der Klapp- oder Einschlagmesser setzte sich durch. Diese konnte man in der Tasche tragen, am Gürtel oder auch an der Halskette (die Vorläufer der Taschenmesser). 4 Diese Zeilen hatten den Zweck, einen kurzen Abriss des kulturgeschichtlichenWerdegangs des Mes- sers zu geben. Die detaillierte Darstellung des Werdens eines Messers — wie es einst war und wie es jetzt im Lande ob, der Enns geschieht — sei den folgenden Ausführungen vorbehalten. 1 a.a.O., Walcher S. 19. 2 a.a.O., Walcher S. 11. 3 a.a.O., Beck II, Band, S. 408. 4 a.a.O., Walcher S. 3.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2