Die oberösterreichische Messerindustrie

3 B. Historischer Rückblick. Wenn sich Steyr zu den größten Industriestädten unseres Landes rechnen kenn, so verdankt es dies seiner Eisenindustrie. Diese ist Stolz und Schicksal der Stadt. Trotz einer bewegten Vergangenheit, trotz schwerer Kämpfe und Rückschläge Im Ringen um die Existenz werden nach wie vor Eisen und Stahl der "ehernen Mark" in Erzeugnisse umgeformt, die der Stadt als "Eisenstadt" Ehre zu machen vermögen. Urkunden im Stadtarchiv sprechen eine beredte Sprache, wie mühselig und steil der Weg war, der die alten Handwerksmeister durch eine Welt der Kriege, der Hungersnöte, der Pest führte in das Zeitalter der Maschine. Wenn heute die moderne Technik das Klingen der Hämmer abgelöst hat und den stillen Beschauer an den Kanälen und Bächen der Stadt manche verlassene Werkstätte und manch verfalle- nes Wasserrad an vergangene Zeiten erinnert, so ist das auch ein Beweis für die Lebenskraft, die in dem uralten Industriezweig ungebrochen pulst. Dieser hat das alte Kleid, das sich nicht länger brauch- bar erwies, abgestreift und ist verjüngt den Weg in die moderne Wirtschaft gegangen. Das Auf und Ab der Wirtschaft spiegelt sich in der Geschichte der Stadt getreulich wieder. Die stattlichen Bauten, die vom Geschmack und einer reichen Kunstgesinnung der Vergangenheit be- richten, zeugen von dem Wohlstand, den das Eisen vermittelt hat. Mit der Eisenverarbeitung ist und bleibt das Wohl und Wehe der Stadt Steyr und ihres Hinterlandes verbunden. Das Eisen ist das Fun- dament, es ist das Wirtschaftsbarometer, das heute im Fabriksbetrieb schärfer reagiert als es früher bei den kleinen Werkstätten der Fall war, die versuchten, immer in Gang zu bleiben, wenn dies oft auch hur mühselig gelang. Seit ältester Zeit nahmen der Eisenhandel und die Eisenverarbeitung im gewerblichen Lehen der Stadt den ersten Platz ein. Geographische und politische Vorteile kamen dem Werdegang der Stadt zu Hilfe. Am Zusammenfluss der Enns und Steyr gelegen, an der natürlichen Wasserstraße, die dem Trans- port des innerbergischen Eisens diente, verbunden mit den Freiheiten, die die verschiedenen Landes- fürsten der Stadt verliehen, konnte die alte Eisenstadt wahrhaft eine Perle der österreichischen Heimat werden. Eine Fülle herrlicher Baudenkmäler ließ der "Steyrer Eisenadel" zurück, alles Zeugen einer stolzen Vergangenheit — derer sich würdig zu erweisen, Aufgabe unserer Zeit ist.

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