Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-27- Innerberger Stahl nach Sachsen und Leipzig, nach Meißen, Brandenburg, Pommern, Stettin, Preußen, Danzig , 1 Braunschweig, nach den Seestädten Hamburg, Lübeck , 2 Bremen, Köln , 3 nahm von dort den Weg nach den niederländischen Märkten und Frankreich. Von den Hansestädten und Antwerpen, der Welthandelsmonopole, gelangten Innerberger Erzeugnisse nach England, Spanien, Persien, ja sogar bis nach Indien soll der Ruhm des steyrischen Stahls gedrungen sein . 4 Die Menge des ausgeführten Stahles aus Steyr betrug 1568 11.615 q Scharsachstahl, 4.068,25 q Weicheisen. 1569 44.000 q Scharsachstahl und 4.000 q Weicheisen. 1595 belief sich die Höhe des ver- handelten Scharsachstahles auf 19.480,5 q; 1596: 17.355,5 q; 1597: 17.377.75 q; 1598: 11.666.75 q; 1599: 13.008 q; 1600: 14.021,5 q; 1601: 15.751 q; 1602: 17.952 q; 1603: 16.447 q; 1604: 17.575 q. Bei einer jährlichen Gesamterzeugung von Scharsachstahl, die 30.000 bis 40,000 q betrug, beliefen sich diese Mengen auf mehr als die Hälfte der Jahresproduktion . 5 Ein weiteres großes Absatzgebiet neben Deutschland war der Nordosten. Durch Vermittlung von Freistadt und Krems ging das Eisen nach Böhmen, Mähren, Schlesien nach der Lausitz, Polen und Russ- land. 6 Nach der Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft in Jahre 1625 erfolgte der Handel in diese Gebiete auch weiterhin durch die Legorte Freistadt und Krems. Den Export ins Deutsche Reich besorgte die Gewerkschaft selbst. Die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse um die Mitte des 17. Jh. schufen auch für den Stahlex- port ungünstige Voraussetzungen. Die Hauptgewerkschaft wandte größte Fürsorge an das ihr zuge- wiesene Absatzgebiet zu erhalten und versuchte neue zu erschließen. Die Eroberung Ofens und das siegreiche Vordringen der Kaiserlichen Heere erweckten große Hoffnungen in der Handelswelt Öster- reichs. Die Gewerkschaft ersuchte in einer Bittschrift an den Kaiser um seine Zustimmung zur Eisen- ausfuhr donauabwärts nach Konstantinopel. Das Gesuch wurde jedoch abgewiesen; man dürfte den Erbfeind nicht die Mittel zur Bewaffnung liefern, ein ähnlicher Versuch 10 Jahre später wurde ebenfalls abgelehnt. Trotzdem sich der Verschleiß der Hauptgewerkschaft in den Jahren 1674-78 etwas gehoben hatte - jährlich wurden ca. 50.300 q Stahl und Eisen verkauft - bestand der Vorrat der Hauptgewerk- schaft 1678 noch aus 176.944 q Stahl und Eisen und 275 ½ Fass Sensen im Gesamtwert von 738.865 fl . 7 Von Bedeutung für den Export war das Abkommen der niederösterreichischen Regierung mit den drei Städten Wien, Krems und Freistadt, das auf Grund eines neuen Eisensatzes zustande kam. Es hatte die einschneidende Reform von Jahre 1678 an Ende des Jahrhunderts die erhofften Besse- rungen erzielt: um die Wende des 17. Jh. war die Eisenindustrie entschieden im Aufschwung begriffen und ein schwungvoller Eisenhandel konnte geführt werden; nach wie vor bildete das Reich den wich- tigsten Abnehmer für die Erzeugnisse aus Innerberg. 1 Beck II, 593. 2 1352 Niederlage v. Innerberger Stahl, Schuster, Manuskript. 3 1603 März 3, älteste Nachricht über direkte Handelsverbindung Steyrs mit Köln, IV/15/85, St.A. 4 Kaser 177; vgl. Bittner 587/88. 5 Bittner 583, Anm. 6. 6 vgl. S. 24/25. 7 Pantz, Gewerkschaft, 161.

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