Ergänzungsblätter Nr. 1 bis Nr. 15, Steyr 1848

#ero 2. Ergänzungsblatt der zwanglosen Blätter. Steyr den 13. April 1848. Trost und Aufruf. An die Bewohner von Steyr. Wir lesen in den Zeitungen traurige Nachrichten aus Italien; — es scheint für Osterreich verloren. Man spricht von einem Stoß, welchen dadurch Osterreichs Handel und Industrie erhält, — nicht mit Unrecht, — und daß wir dabei auch für un¬ sere Eisenmanufakturen fürchten, ist ebenfalls nicht ohne Grund; — aber so ganz trostlos ist die Zeit doch nicht, namentlich nicht für uns; — es wird Stockung im Handel eintreten, gewiß, doch sicher nicht für zu lange Zeit. — Wir glauben es zwar nicht, daß die Anstrengungen der Regierung, wel¬ che die Wichtigkeit Italiens sehr wohl fühlt, im Stande sind, es zu erhalten oder wieder zu ge¬ winnen. — Italien wird sich die freie selbständige Entwicklung der Nationalität nicht mehr nehmen lassen, — aber die Lombardie wird einwilligen, im Falle eines auswärtigen Krieges an Osterreich ei¬ nen Truppenkontingent zu stellen, einen Theil der Staatsschulden zu übernehmen, und die Han¬ delsverbindung mit Osterreich ohne Zollschranken beizubehalten, — und das ist, was wir wünschen; es ist uns nützlicher als ein durch stete Kämpfe und geldkostende Opfer mühsam erhaltenes Land, welches denn doch nie ein deutsches Osterreich würde, — und das ist auch was wir zu hoffen und zu erwarten haben. Sehr thätig für einen solchen friedlichen Vergleich ver¬ wendet sich eine Versammlung der reichsten Ban¬ quirs, Rothschild, Sina, Stametz=Mayr an der Spitze, nun wir wissen was es zählt, wenn sich solche Herrn für etwas verwenden, — und wenn dann die Handelsverbindung zwischen der Lombardie und Osterreich ohne Zollschranken bei¬ behalten ist, dann sind es gewiß vor allen unsere in Qualität erprobten Stahl= und Eisenwaaren, welche dorthin wieder ergiebige Ausfuhr finden, — und daß unsere Arbeiter denn auch mit dem Zeit¬ geiste fortschreiten, um durch gute und auch zier¬ liche Arbeit sich mit den Eisenarbeitern in Eng¬ land, Frankreich und übrigen Deutschland ins Gleich¬ gewicht zu stellen, erwarten wir eben von dem ra¬ schen Fortschreiten der Zeit, — Steyr kann und darf nicht zurückbleiben. Aber auch für die nächste Zeit der unausbleib¬ lichen wenn auch noch so kurzen Störung des Han¬ dels, wo jedenfalls viele unserer Arbeiter erwerb¬ los werden, muß gesorgt werden. Es bildet sich so eben ein Comité für diesen Zweck, und bereits sind Beträge eingelaufen, wohin namentlich 500 fl. C. M. von Hrn. Magistratsrath Buberl, als Pa¬ cher'scher Testamentsexecutor, aus dessen Verlassen¬ schaft angewiesen, zu zählen sind; und mit diesem wird die Mildthätigkeit aller Bewohner von Steyr aufgerufen, dem Unternehmen, welches zum Zwecke hat die erwerblosen Arbeiter zu unterstützen, durch wenn auch noch so kleine Beiträge beizutreten. Es bringt gute Früchte. Es wird aber hierüber, wie auch über das Unternehmen, durch Uebernahme der Nationalgarde¬ Bewaffnung in Oberösterreich und wo sonst her Bestellungen kommen, einen Großtheil unserer Feuer¬ arbeiter in Beschäftigung und Erwerb zu bringen, in diesen Blättern von Zeit zu Zeit Bericht er¬ stattet werden. F. W. A.

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