29 einen Fakelzug auszugeben. So vereinigte sich gesiern Vieles, was wieder einen Tag in unserer Geschichte brachte, den wir gerne aus ihr verwischen möchten. Gegend Abend war allge¬ mein die Ruhe hergestellt, die Thore blieben zu, deren drei die akademische Legion, so wie das Zollhaus besetzte. Die Nacht war ebenfalls eine völlig ruhige.“ Einzelnes vom 21. August. Ich beeile mich Ihnen in Eile nachstehende Fakta von ge¬ stern mitzutheilen: Eine Deputation von sämmlichen Arbeitern der Glogg¬ nitzer Bahn und allen übrigen Fabriksarbeitern erschien beim Ausschuße der Studenten mit der Versicherung ihrer ungetheil¬ ten Sympathien für bie Studenten und daß sie jeden Augen¬ blick bereit sind, mit ihrem Leben für die akademische Legion, der man alles zu verdanken hat, einzustehen. Mit Ausnahme der Leopoldstadt waren Ordonanzen von den Nationalgarden aller übrigen Vorstädte und der ganzen Um¬ gebung Wiens in der Stadt mit dem Auftrage, unverzüglich zu rapportiren, wenn die akademische Legion in irgend eine Gefahr kommen sollte. Im Verlaufe des gestrigen Nachmittags erhielt der Com¬ mandant der akademischen Legion, Hauptmann Koller, folgende Zuschrift von dem Ministerium des Innern: „Wie ich höre, verbreitet sich das Gerücht, daß die akademische Legion aufgelöst werden solle. Das Ministerium beeilt sich dieses böswillige Gerücht für gänzlich Doblhoff. grundlos zu erklären. Der Minister des Innern und die Studenten in Wien. Die Ankunft des berüchtigten Doktors Schütte in Wien und die rastlosen Wühlereien sowohl der bewußt¬ reaktionären als der unbewußt= reaktionären d. i. der Ultraparthei in Wien, haben schon wieder in gewissen, nur allzuleicht zu leitenden Kreisen eine Aufre¬ gung hervorgebracht, die dem Fortschritte der Constitui¬ rung unseres Vaterlandes nur hinderlich sein kann. Frei¬ lich darf man sich über die Schwindeleien einer politisch ungebildeten Menge nicht wundern, wenn man die crassen Tollheiten vernimmt, die ein Bittner u. dgl. im Reichs¬ tagsaale zum Besten geben. Eine Folge dieses neuerlich bedrohlichen Zustandes ist nachstehende Correspondenz des Minister des Innern mit dem Studentenausschusse, die zur Ehre beider Theile und zur Beschämung der Verläum¬ der des Ministeriums und der Wiener=Studenten in den Provinzen hier ihren Platz findet: Zuschrift des Minisieriums des Innern an den Ausschuß der Siudenten in Wien. Aus den Tagesblättern habe ich ersehen, daß auf der Aula Versammlungen stattfinden und in derselben Beschlüsse ge¬ faßt werden, welche ernste Fragen der Zeit und politische De¬ monsirationen zum Gegenstande haben. Mein schwieriger Beruf und insbesondere mein näheres Verhältniß zur Universität macht es mir zur Pflicht, die Ue¬ berzeugung zu erlangen, ob diese Beschlüsse der Ausdruck des ganzen akademischen Körpers sind; und da ich gewohut bin, je¬ derzeit den geraden Weg einzuschlagen, so erlaube ich mir, den Ausschuß unmittelbar um die diesfällige Erklärung und zugleich um die Beantwortung der Frage aufzufordern, in welcher Be¬ ziehung über haupt die letztgehaltenen Aulaversammlungen zur eigentlichen Studentenschaft von Wien stehen? Eine freimuthige Aeußerung gewärtigend verharre ich Doblhoff m. p. achtungsvoll Wien am 19. August 1848. Erwiederung des Ausschusses der Studenten. Hohes Ministerium des Innern! Indem der gefertigte Ausschuß den Empfang der mini¬ steriellen Zuschrift von heutigem Tage bestätigt, beehrt er sich auf die an ihn gerichteten Fragen folgende Auskunft zu ertheilen: Die Versammlungen, die in den letzten Tagen in der Aula abgehalten wurden, tragen durchaus nicht den Charakter von Versammlungen der Studentenschaft, noch können die Be¬ schlusse, welche etwa in diesen Versammlungen gefaßt wurden, für Beschlüsse der Studentenschaft gelten. Da diese Versamm¬ lungen weder auf Veranlassung noch mit Einwilligung des Aus¬ schusses der Studenten siattfanden, da ferner nur der geringste Theil der Anwesenden aus Studenten bestand, und die bei wei¬ tem größere Anzahl einem gemischten Publikum angehörte, so können diese Versammlungen fur durchaus nichts anderes als Volksversammlungen angesehen werden, die nur durch den zu¬ fälligen Ort, an welchem sie stattfanden, die Meinung erregen konnten, als wäre die Studentenschaft dabei betheiligt. Indem der gefertigte Ausschuß daher im Namen der Stu¬ dentenschaft jede Verantwortlichkeit für die Vorgänge und Be¬ schlusse in jenen Versammlungen mit Recht zurück weist, hat er zugleich die Rothwendigkeit erkannt, fur die Zukunft Maßre¬ geln zu treffen, um jeder Verdächtigung, jedem voreiligen und ungerechten Aburtheilen über die Bestrebungen der Studentenschaft, so viel es in seinen Kräften sieht, vorzubengen. Der Ausschuß hat daher in seiner heutigen Sitzung beschlossen, daß von jetzt an die Aula in der Regel gesperrt bleibe, und in denjenigen außerordentlichen Fällen, wo wegen einer nothwendigen Plena¬ berathung der Studentenschaft eine Aulaversammlung stattfin¬ den müsse, diese nur unter der Leitung des Ausschusses abge¬ halten werde; daß endlich Volksversammlungen in der Aula unter keiner Bedingung gestattet werden können. Indem der gefertigte Ausschuß das hohe Minisierium von diesen Beschlussen in Kenntniß zu setzen die Ehre hat, kann er nicht umhin, seinen herzlichsten Dank fur das offene und freund¬ liche Entgegenkommen des Herrn Minisiers, so wie die Ueber¬ zeugung auszusprechen, daß das hohe Ministerium, wie die bie¬ dern Bewohner Wiens, sich von den zahlreichen Verdächtigun¬ gen und Verläumdungen, die von einer gewissen Seite her sich unablässig gegen die Studenten erheben, und die diese vergebens durch die offene Darlegung ihres Glaubensbekenntnisses in einem Plakate vom 4. August zu entwaffnen hoffte nicht irre machen lassen werden, in ihrem Urtheile über eine Körperschaft, der es die heiligste Pflicht ist, für unsere glorreichen Errungenschaften für den auf Volksfreiheit gegrundeten constitutionellen Thron, und die ungehemmte Entwickelung unserer staatlichen Zustände durch die Reichsversammlung mit aller ihr zu Gebote stehenden Kraft einzusiehen. Wien am 19. Augusi 1848. Der Ausschuß der Studenten in Wien. Zur Geschichte des Tages. Ein Erlaß des Handelsministerium vom 16. d. M. spricht von den Forstbehörden in Oberösterreich. Wo sind denn diese? Es gab einmal Kreisforstämter die sind aber aufgehoben, aber jetzt sind weder bei der Regierung noch bei den Kreisämtern, noch bei den Distriktskommissa¬ riaten Forstmänner angestellt. Das ist für ein so wald¬ reiches Land traurig, aber es ist wahr. Oder sollen viel¬ leicht die Salinar= oder Staats= oder Privat=Dominikal¬ Forstämter als Behörden gelten? Das sind sie nicht und können sie nicht sein. Forstbehörden sind allerdings die politischen Behörden — die verstehen aber nichts vom Forstwesen und sie können demnach dem Ministerium in der Forstfrage gar keine Dienste leisten. Wir wollen hier¬ mit das hohe Ministerium auf unsere tüchtigen Privat¬ forstbeamten — freilich sind der tüchtigen nur wenige aufmerksam gemacht haben. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandböck und Haas in Steyr.
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