Anzeiger Nr. 1 bis Nr. 39, Steyr 1848

Hiernach stellt sich der Vorrath an Barschaft des Vereines auf 546 fl. 14. kr. C. M., und an Korn auf 250 Metzen, Aus dem hiermit nachgewiesenen Getreidevorrathe werden zunächst am 1 Juli l. J. gleichzeitig mit der Verabfol¬ gung des oberwahnten Fleisches an 489 Arme eben so viele Laib Brot a 2 ( vertheilt werden. Künftige Betheilungen mit Brod oder etwa zur Verfügung des Vereines stehenden Naturalien, Effekten, u. d. gl. werden, je nach dem Stande der Vereinsmittel, mit Unterscheidung von drei Armenklassen, in welche die auf Grund¬ lage direkter Erhebungen betheilungswürdig erkannten Armen je nach dem Grade ihrer Armuth und ihres Anspruches auf dießstädtische Unterstützung mittelst Comité=Verathung gesetzt worden sind, vorgenommen werden. Geldbetheilungen werden nur ausnahmsweise in außerordentlichen einzelnen Nothfallen, oder solchen Hausarmen zugesprochen, für deren Verhältniße eine derartige Beihilfe eben besonders zweckdienlich erscheint Vorkommende Arbeitsbestellungen und Anerbiethen werden unter Beobachtung der angemessenen Vorsichten den Vorstehern des betreffenden Hand werks oder dahin einschlägigen Unternehmens überwiesen. Abgesehen von dem wenigstens jedes Vierteljahr einmal kundzugebenden Verzeichnisse eingegangener Beitrage und überhaupt dem Berichte über die Wirksamkeit des Vereines wird am Schluße des Jahres eine vollständige tabel¬ larische Uebersicht der Vereinsgebahrung veröffentlicht werden . Rechnungsbelege, Quittungen u. s. w. liegen jederzeit bei dem Herrn Vereinskassier Franz Klement senior zur Einsicht vor. Den Comit =Berathungen, welche in der Regel an jedem Sonntage 3 Uhr Nachmittags beginnen, und welche mit Zustimmung des löblichen Ausschußes der Kleinkinderbewahranstalt im Sprechsaale des vormaligen Jesuitenkollegiums halten werden, darf Jedermann beiwohnen. Und nun zum Schluße noch ein Wort an alle Einwohner, nahe und entfernte Freunde von Steyr, an alle Freun¬ de der Unglücklichen, wo sie immer seien! Ein neuer verzehrender Brand ists, der unser Steyr heimgesucht, der Brand des Hungers und des Elends! Gebt uns das Wasser, das da lischt! sei's in Eimern oder Tropfen; jeder Tropfen wird zum Strome durch die Macht des Beispiels und der Einigung! Unter den Hunderten von Armen dieser Stadt, wie viele brave rührige Männer gibt es, die lieber vor der sprü¬ henden Eße stünden, als vor der Thüre des Mitleids! Wir haben es übernommen, alle die kummervoll gerungenen Hände der Darbenden zu einer Bitte zu falten; es ist eine große, ernste Bitte! Die Mitglieder unseres Comit haben bei der persönlichen Vornahme ihrer Erhebungen manche erschütternde Seene der tiefsten Noth erlebt; sie haben so manche dumpfe Kammer betreten, und hungrige Kinder auf faulem Stroh und eine weinende Mutter vor dem hölzernen Kruzifixe knien gesehen, dem Letzten und Einzigen, was sie noch nicht ver¬ kauft hatte Gebt uns Brod, um diese Kinder und ihre Mutter zu sättigen! solche Kinder, solche Mütter giebt es hier so viele! und die Kinder wollen täglich essen, täglich bittet die Mutter um das tägliche Brod, und ihr Gebet wird oft kaum zweimal die Woche erhört! Jede, auch die kleinste Spende, in Kreuzern oder Groschen, in Viktualien, Holz, Kleidern u. s. w. wird dankbar empfangen; Herr Vereinskassier Franz Klement sentor übernimmt und quittirt jeden wie immer gearte¬ ten Bitrag. Etwas Jixes, Gewißes, ware dem Vereine das Liebste, sei es nun wöchentlich, monatlich, oder wie immer zugesichert. Subskriptionslisten liegen hiezu bereit. Wer arm ist in dieser Stadt, komme zu uns; wir werden vor der bittersten Noth ihn zu bewahren suchen; wer aber nicht arm ist, sei er Herr oder Diener, Meister oder Geselle, — der bringe uns sein Schärflein als Opfergabe für die Tage des Unglücks! Das Comité des Armenhilf=Vereines. Erklärung. Nachdem wir erst heute durch die Hochwürdige Geisi¬ lichkeit in Erfahrung gebracht, daß die Bewohner von Steyr auf ihren kirchlichen Aufruf außerordentlich viel an Wäsche, Verbandstücke 2c. 2c. für unsere Armee in Italien verabreicht und hiedurch neuerlich ihren Wohlthätigkeitssinn wieder so schön bewährt haben, so wird der Ausdruck in unserem Aufrufe vom 27. d. M. wo es heißt, „daß unsere Stadt bis zur Stunde zu diesem Zwecke soviel als nichts gethan habe,“ mit großen Vergnügen zurückgenommen. Weil wir jedoch nicht für die Armee, sondern nur für die Verwundeten um Geldbeiträge gebethen haben, die Verabreichung von Verbandstücken, Wäsche u. d. gl. mehr als eine Unterstützung für die Staatsverwaltung und den gesammten Truppenkörper erscheint, folglich mit unserer Ab¬ sicht in keiner Beziehung steht, so legen wir wiederholt un¬ sere Bitte um Beisteuer für die verwundeten Söhne des Vaterlandes, den Bewohnern von Steyr und Umgebung recht dringend aus Herz, und bitten insbeson¬ ders die edlen Frauen und Mädchen, sich dieser Sa¬ che bestens anzunehmen, denn wo sich das Edle um das Gute annimmt, in der Erfolg im Voraus gekrönt. Im Namen der im Aufrufe Unterzeichneten. Steyr den 30. Juni 1848. A. Th. Schweikofer Zweites Verzeichniß der zur Uniformirung unbemittelter Nationalgarden Schützen¬ Legion bei dem Cassier derselben eingeflossenen Geschenke: Von der Frau Witwe Barbara v. Schönthan den ganzen auf selbe entfallenen Betrag der Contributionsgelder mit 70 fl. 2 kr. C.M. Vom Herrn Magister Arming gleichfalls jenen 4 fl. 14 kr. ganzen Betrag mit 15 fl. 39 kr. do. Johann Nutzinger 10 fl. — do. M. C. Reschauer Steyr am 30. Juni 1848. Fr. Pfaffenberger, Kassa=Kontrollor. Nutzinger, Cassier. Diuck und Berag von Fr. Sanbsk und Haas in Sier.

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