Zwanglose Blätter, Nr. 65, vom 28. Oktober 1848

274 zu beweisen, scheinen etwas hors de saison zu sein. Ob einige tausend Familien durch diese Politik zu Grunde gehen, was hat das zu sagen? So lange das Volk seine Steuern zahlt, und der Soldat zu leben hat, ist nichts zu fürchten. Wo der Fürst beleidigt ist, hört jede Rücksicht auf. Die Stadt Wien hat sich übernommen, sie muß ge¬ züchtiget werden. Die Konstitution ist nur ein Wort, der „Staat“ ist auch nur eines, und die Ansicht des vierzehnten Ludwig hat viel für sich. Die von Gott dem Monarchen anvertrauten Völker sind auf Irrwegen, sie müssen mit Gewalt auf die Bahn des Rechtes und der Loyalität zu¬ rückgeführt werden. Das Heer ist da zum Schutze der Dynastie — ob aus dem Säckel des Bürgers bezahlt, ob nicht, das sind vorlaute Betrachtungen, die nicht zur Sache gehören. Die hinterlassene Liebe des verstorbenen Kaisers ist auch auf dessen Descendenten übergegangen, und Ka¬ nonen sind jedenfalls ein besseres Vereinigungsmittel, als die Redekünste des Herrn Bach, den man in den verbor¬ gensten Winkeln des Reiches aufsucht, um ihn wieder zum Minister zu machen.“ Eingese (Unter Verantwortung Ob es nicht in Linz taugliche und folgsame Mitglieder der Kamarilla gibt! Nachdem ich Geschäfts halber mich einige Tage in Linz aufgehalten, speiste ich gestern Abend beim schwarzen Bock in der Altstadt. Meine nächste Umgebung bei der Wirthstafel bestand aus zwei dortigen Kaufleuten, einem Wiener Convikts=Studenten aus Budweis und zwei dor¬ tigen Schullehrern, als um 9 Uhr ein anderer dortiger Bürger sammt einem Wiener Studenten eintraf. Indem wir uns Alle insbesonders an den Erzählungen eines da¬ hin geflüchteten Wiener Bürgers über die Vorgänge vom 6. Oktober mit verschiedentlichen Meinungen unterhielten, nahm der hart an meiner Linken sitzende zuletzt eingetretene Bürger das Wort mit Aufstellung der Meinung, daß wohl Herr Serbensky nicht mehr lange in Linz zu verbleiben Pfeffer Herr von Zalesky, Gouverneur zu Krakau, hat den Einwohnern, die ihn um endliche Organisirung der Na¬ tionalgarde baten, geantwortet, dieselbe sei gar nicht mehr nothwendig, da, sobald Ruhe und Ordnung in der Stadt gestört würden, ohnehin auf ein Signal vom Schlosse gleich die Russen einrückten. Das ist sehr konstitutionell. Eine Garantie mehr für unsere Freiheiten. 60,000 Russen stehen schon in Radziwilow an der Grenze. Das ist ja köstlich. Auch 100,000 Mann Chinesen werden erwartet, doch getraut man sie nicht ganz nahe heranrücken zu lassen, weil man fürchtet, sie würden zu viel Sympathie für die Sache des Volkes empfinden. Noch mehr fürchtet man, daß deutsche Regimenter ihrem Beispiele nachsol¬ gen könnten. In Windischgrätzs Lager hofft man die in Olmütz versprochene Anarchie zu Wien dieser Tage endlich zu Stande zu bringen. ndetes. des Herrn Einsenders.) haben werde, denn, erzählte er, als von uns 120 Mann Garden Willens waren, den Wienern beizustehen, wurde früher der Herr Präsident gefragt, ob es gerathen sein dürfte, dahin zu reisen? Und auf seine Aeußerung, daß er kaum glaube, daß man denselben etwas anhaben, oder in den Weg legen würde, reisten solche getrost ab. Und wie wir wissen sind sie auch glücklich der Gefahr entkommen, die ihnen drohte sie gänzlich zu vernichten; denn der Erzähler betheuerte zum Schlusse öffentlich, er wisse von einem Briefe des Herrn Präsidenten, worin derselbe die zu Stein aufgestellte Militärmannschaft nicht nur aufforderte, die Nationalgarden zurückzuweisen, son¬ dern mit Kugeln das Schiff in Grund zu bohren. Welche gute Gesinnung kann demselben für die Zurückge¬ bliebenen sowohl, als die übrigen Gardekörper zugetraut werden? körner. Herr Oberkommandant Grammont zu Linz! Glauben Sie, daß unseren Errungenschaften noch immer keine Ge¬ fahr droht? — Eine unschuldige Interpellation. Das Olmützer Kabinet will den konstituirenden Reichs¬ tag nach Kremsier in Mähren verlegen, und die Freiheit der deutschen Provinzen in's Böhmische übersetzen lassen. Dem Wahlbezirk Mährisch Trübau, der seinen Depu¬ tirten desavouirte, weil dieser der Sache des Volkes un¬ treu, seinen Sitz im Reichstage verließ, wird hiemit Herr Präsident Serbensky als Kandidat vorgeschlagen. G. Mit einem Anzeiger Nr. 34 und einer politischen Wochenschau Nr. 4. Vermnwerlicher Redatenr Aler. Jul. Schindler; Mirdakter F. 35. Arming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.

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