Zwanglose Blätter, Nr. 65, vom 28. Oktober 1848

Zwanglose Blätter aus Oberösterreich. Nro. Steyr am 28. Oktober 1848. 65. Durch die verworrnen Klänge Stürmt' fort manch' wilde Brust, Da schallten noch Gesänge Von Freiheit und von Lust. Freiherr von Eichendorff. Adresse des Gemeinderathes von Steyr an den Kaiser. Euere Majestät! 130 Die militärischen Zwangsmaßregeln, welche E. M. mit unerwarteter und außerordentlicher Strenge gegen die uralte Hauptstadt der Gesammtmonarchie, gegen die Vor¬ mauer des Christenthums und der Freiheit, das einst so reiche und lebensfrohe Wien noch vor der Bildung des uns unmittelbar nach den Ereignissen des 6. Oktobers ver¬ sprochenen volksthümlichen Ministeriums anzuordnen sich bewogen fanden, haben die E. M. sowie Dero erlauchten Vorfahren immer getreue Stadt Steyr in die tiefste Be¬ stürzung versetzt. Die jetzt, zum äußersten Bedauern aller wahren Freunde des Friedens und des Thrones, vollen¬ dete Cernirung Wiens durch die unter dessen Mauern herangerückte Nordarmee, die damit nothwendig im Zu¬ sammenhange stehende gänzliche Absperrung der Donau und aller von hier aus nach Wien und das als Absatzort der bedeutenden Eisenmanufakturen unserer Stadt höchst wichtige Pesth führenden Land= und Wasserstraßen, schnei¬ det der gewerbreichen Stadt Steyr mit einem Male und höchst unverschuldet die Möglichkeit des bürgerlichen Ver kehres und Verdienstes in einem Augenblicke ab, wo durch traurige Geschäftsstockungen die Hülfsmittel der getreuen Bürgerschaft fast aufgerieben sind, eine merkbarere Belebung des Geschäftes aber eben alle Herzen mit freudigeren Hoff¬ nungen erfüllte. Zwischen unserem Fleiße und seinem ge¬ rechten Lohne starrt ein Wald von Bajonneten. In dieser unglückseligen Lage, in der der Staat und alle Gewalten, alle Stände desselben und zumeist der gewerbtreibende Bür¬ gerstand sich befinden, nahen wir uns voll Ehrfurcht dem angestammten Throne Eurer Majestät und bitten um Frie¬ den und Versöhnung. Sowie das gesammte Volk, das nie seine Stimme erhob gegen seinen Kaiser, bitten auch wir unsern gütigen Monarchen, er möge sich durch den Einfluß keiner Parthei zur Fortsetzung von Gewaltma߬ regeln bestimmen lassen, die doch nicht leicht als Bürg¬ schaften für unsere konstitutionelle Freiheit und für die selbständige Entwickelung unserer deutschen Nationalität angesehen werden können. An beiden sind wir gesonnen unter unverbrüchlicher Achtung des Gesetzes festzuhalten. Wir bitten E. Majestät wolle zur friedlichen Bewah¬ rung dieser beiden Güter, und im wohlverstandenen In¬ teresse des Thrones und des Volkes, die Vermittlerhand der deutschen Reichsgewalt ergreifen, dem gesegneten Ein¬ flusse des erleuchteten und volksfreundlichen Erzherzogs Jo¬ hann von Oesterreich ein geneigtes Ohr leihen und so, durch Aufstellung einer Pacificirungs=Kommission, auf un¬ blutigem Wege dem Volke geben, wornach es dürstet: Recht, Freiheit und dauernden Frieden. Es bedarf durchaus nicht der Anwendung von Ge¬ walt, ein gewerbtreibendes Volk zum Frieden zu zwingen, und nur Gewalt zwingt es zum Kriege. Wir bitten, E. M. wolle keinen Augenblick an unserer Liebe und Anhänglichkeit zweifeln und gnädigst bedenken, daß nicht der Bauernstand allein, daß auch der Bürger¬ stand seit Jahrhunderten eine feste Stütze des Thrones war und gesonnen ist, unter Garantie aller seiner Er¬ rungenschaften und deren Inbegriffes: des konstitui¬ renden Reichstages in Wien, mit Gut und Blut auch in Zukunft es zu bleiben. Die Aufhebung der bewaffneten Einschließung Wiens, die friedliche Eröffnung unserer Handelsstraßen und unserer Absatzquellen ist nicht nur unser Wunsch, sie ist unser Be¬ dürfniß — eine Lebensfrage für unsere hartgeprüfte und immer treu befundene Stadt. Sie glaubt dem gütigen Herzen E. M. nicht ferner zu stehen, als erbitterte Rath¬ geber, deren Namen das Volk nicht einmal kennt, sie ist überzeugt, in diesen Zeilen den Ausdruck gefunden zu haben

272 für die Stimmung und Gesinnung des deutschen Landes, in dem sie ihre Thürme und Dächer erhebt. Friede, Versöhnung und Vertrauen rufen wir an den Stufen des Thrones; — dann wird wieder der Wohlstand sein goldenes Netz ausbreiten über die Gefilde unseres ge¬ liebten deutschen Vaterlandes, und des Volkes Liebe und des Himmels Segen werden dauernd haften an dem Scepter unseres mächtigen Kaisers. Steyr am 24. Oktober 1848. Der Gemeinderath der Stadt Steyr in Ober¬ österreich. (Die Unterschriften.) Die stehenden Heere und die neue Zeit. Eine Interpellation von Dr. Reyer. (Schluß.) Was die Mannschaft betrifft, so finden wir sie unbedingt von den Offizieren geleitet. Aus ihrem früheren Leben haben sie wenig politisches Bewußtsein mitgebracht. Die große Mehrzahl waren meist Arbeiter des Landes und der Stadt. Die Reichen und Gebildeten haben ja stets Mittel gefunden, sich dem lästigen Dienste zu entziehen. Als Soldaten haben militärische Uebungen und der Wacht¬ dienst den größten Theil ihrer Zeit in Anspruch genommen der Rest wurde durch Wein und Liebe erträglich gemacht Für Weckung des Selbstbewußtseins wurde weniger ge¬ leistet, da es ganz außerhalb ihrer Bestimmung lag, sie selbstbewußt zu machen. Herr Latour fand es beleidigend, die Offiziere über ihre konstitutionellen Rechte und Pflichten zu belehren. Wir enthalten uns jedes Urtheiles über diese Aeußerung. Gewiß aber glauben wir, daß die Mann¬ schaft, durch eine Belehrung nicht beleidigt werden würde, die ihr zu neuen Pflichten neue Rechte bringt. Die Mannschaft in Unwissenheit zu lassen, erscheint uns ungerecht gegen sie und das Volk. Eine zeitgemäße Be¬ lehrung durch die vorgesetzten Organe fordert die Disciplin nicht. Jedenfalls ist die Gefahr dieser Lockerung größer, wenn die Belehrung von anderswo kömmt, wofür Pots¬ dam Beweise liefert. In Oesterreich scheint übrigens die Mannschaft die neue Zeit noch nicht zu würdigen. Sie ist vielmehr gereizt durch den ärgerlichen Anblick bewaff¬ neter Civilisten und durch die mannigfachen Beleidigungen von Seite eines unbesonnenen Proletariates. Aus dem Gesagten geht hervor daß die Regierungen Grund haben, anzunehmen, die stehenden Heere würden sich nicht weigern, sobald man sie ruft. Wären die ge¬ mäßigten Freunde des Fortschrittes gewiß, daß die Re¬ gierungen ihre stehenden Heere nur gegen gewaltthätige Bestrebungen einer äußersten, kleinen Partbei verwenden wollen so würden sie die Schlachtopfer übersehen der er¬ möglichten ruhigen Entwicklung halber. Aber die Geschichte lehrt, daß die Siege der stehenden Heere das Grab der Freiheit gewesen sind, und daß die Regierungen der äußer¬ sten Linken stets die ganze Linke zu Boden geschlagen haben. Die Gewalt in der Hand eines Siegers hat mit wenigen Ausnahmen zum Mißbrauch derselben geführt. Diese Gefahr haben die Volksvertreter der Linken ge¬ würdigt. Sie haben es nicht übersehen, daß den stehenden Heeren derzeit wohl Rechte der Könige und Pflichten gegen das Volk, keineswegs aber Rechte des Volkes und Pflichten für das Volk geläufig sind, daß die stehenden Heere sich höchstens mit einer Verfassung, die beiläufig alles beim Alten läßt, wie z. B. mit der österreichischen vom April, einverstanden erklären, daß sie aber alle folgenden Kämpfe um eine volksthümliche Verfassung höchlich mißbil¬ ligen; daß ihnen die für demokratisch eingerichtete Staaten nothwendige Veränderungen im Heerwesen durchaus nicht behagen, und daß sie in den für Alle gemeinsamen Staats¬ bürgerrechten keinen Ersatz für ihre erclusive Stellung auf¬ zufinden vermögen. Die Abgeordneten der Linken haben es ferner nicht übersehen, daß von den Regierungen die freiwillige Berichtigung irriger Ansichten im Heere, sobald solche Ansichten Nutzen versprechen, billigerweise nicht ver¬ langt werden kann; daß den Regierungen ohne Anmaßung nicht zugemuthet werden darf, aus eigenem Antriebe ge¬ reizte Stimmungen im Heere zu besänftigen, wenn solche Stimmungen ihren Zwecken dienlich erscheinen; daß endlich die Regierungen ohne Gefahr für den Antragsteller, lächer¬ lich zu erscheinen, nicht angegangen werden können, zur Verschmelzung des Bürgerthums mit der Heeresmacht, aus freien Stücken mitzuwirken, sobald diese Verschmelzung ihrer Hoheit Eintrag thun könnte. Abgeordnete der Linken haben es sich daher in Berlin und Wien zur Aufgabe gemacht, Reichstagsbeschlüsse zu erwirken, welche die Regierungen in die Nothwendig¬ keit versetzen, den volksfeindlichen Geist in den stehenden Heeren zu brechen. Anträge, wie z. B. der Stein'sche, erreichen ihren Zweck nicht. Sie reizen durch Schroffheit, erwecken keine bessere Ueberzeugung und stählen den Wider¬ stand. Auch die verbrauchte Redensart: Soldaten! ihr seid vom Volke und müßt für das Volk sein! führt nicht zum erwünschten Ziele, so lange die Hinweisung auf das Volk dem Wehrstande als Beleidigung klingt. Ebenso ist das beständige Drängen nach Beeidigung des Heeres auf eine Konstitution, die nicht da ist, unfruchtbar, weil abweisliche Antworten begründet werden können. Praktischer ist die Interpellation Rigers, der das Associations=, Petitions¬ und Preßfreiheitsrecht für das Militär in Anspruch nimmt. Meine Ansicht geht dahin, daß der Reichstag etwas thun müsse, was die Mehrzahl der Wehrmänner von der Nützlichkeit der Bewegung handgreiflich überzeugen und die stehenden Heere durch die Pflichten der Dankbarkeit an de Reichstag fesseln müßte. Der Reichstag möge aber be¬ denken, daß die Regierungen klug genug sein könnten, ihm

273 zuvorzukommen und den Dank für sich in Empfang zu nehmen. Wir haben den Staatsstreich des Herrn Stadion in guter Erinnerung, der in dem Augenblicke, als die pol¬ nischen Edelleute ihren Bauern Robot und Zehent zu schen¬ ken im Begriffe standen, letzteren urplötzlich und unbefugter Weise dieses Geschenk von Seite der Regierung machte und daher die Versöhnung zwischen Bauer und Edelmann vereitelte. — Möchte doch der Reichstag rasch einige vor¬ läufige Neuerungen in dem stehenden Heere beschließen. In Vorschlag wären zu bringen: 1) Provisorische Einfüh¬ rung des in Tirol in Ausübung stehenden Rekrutirungs¬ Gesetzes welches auf Loosung beruht, für den ganzen Kaiserstaat und auf so lange, bis nach erlassenem Grundgesetze ein mit letzterem im Einklange stehendes Wehrgesetz gegeben ist. 2) Verkürzung der Dienstzeit auf 3—4 Jahre. 3) Erhöhung der Löhnung. 4) Freistellung des Austrittes an jene Soldaten, die bereits 8 oder über 8 Jahre dienen. 5) Ungültigkeit jener Disciplinar=Vor¬ schriften, die den Soldaten seiner Rechte als Staatsbürger berauben. 6) Aufhebung der Militärjurisdiktion; in der Gesetzgebung müssen die militärischen Vergehungen der Landflüchtigkeit, der Desertion, der Insubordination beson¬ ders berücksichtigt werden. 7) Aufhebung der Inhabers¬ rechte; kein Individuum darf zum Offizier befördert wer¬ den, das nicht wenigstens Ein Jahr im Regimente diente; kein Offizier darf in ein anderes Regiment übersetzt, kein Offizier darf übergangen werden, ohne daß jeder Fall spe¬ ziell dem Kriegsminister mit allen Gründen zur Entschei¬ dung vorgelegt worden ist. 8) Erhöhung der Offiziers¬ Gagen und Pensionen, sowie Aufhebung der Gagen=Carenzen Wenigstens sollte dieß in sichere Aussicht gestellt werden, sobald der Friede wieder gewonnen und der Haushalt ge¬ regelt ist. 9) Tragen der Civilkleider außer Dienst von Seite der Offiziere auch in den Provinzen. Wir zweifeln keineswegs, daß solche Vorschläge den entschiedensten Widerstand einer Parthei hervorrufen wür¬ den. Der Geldmangel würde in erster Reihe erscheinen. Besser aber der Reichstag votirt Geld als Blut. Einem großen Theile der Abgeordneten müssen die ihnen im Nacken sitzenden Bajonnete nachgerade unerträglich werden. Es muß etwas geschehen, um eine Entscheidung herbeizuführen. Salz. Zeit. Die landesväterliche Politik. Unter diesem loyalen Titel bringt Frankl's Abendzei¬ tung, ein vortreffliches Organ der Intelligenz Wiens, nach¬ stehenden Aufsatz. Wir bringen ihn hier ohne Commentar, bevor Held Windischgrätz auch die Provinzen der freien Presse beraubt. — Uebrigens schadet es nichts, wenn uns auch die freie Presse, das Recht der Volksbewaffnung, ja selbst die Unverletzbarkeit des Reichstages genommen sind¬ es bleibt uns ja des Kaisers Wort, de dato Olmütz am 19. Oktober 1848! „Wien soll geschmerlingt werden. So war es nach dem 6. Oktober im Rathe der Götter, nicht doch, der kai¬ serlichen Umgebung beschlossen, man werde das aufrühre¬ rische Pack, das sich „Volk“ zu nennen erdreistet, zu Paa¬ ren zu treiben die hochverrätherische Aula zu züchtigen wissen. Das süße Wort: Standrecht! soll der Hauptstadt etwas aufzurathen geben. Nur war man über die Wahl der Mittel und des rechten Mannes in Verlegenheit. Der „liebe Ban,“ der uns sehr unbesonnen das Geständniß machte, seine Marschroute sei der Donner der Kanonen, hatte sich durch sein unfreiwilliges Verlassen der „aufstän¬ dischen Nachbarprovinz“ ein wenig discretirt, obschon er uns erklärte diese Flucht sei begründet durch seinen tief versteckten Operationsplan gegen Ungarn. Graf Auers¬ berg, ein sonst „treuer Diener,“ hat mit dem Rebellen sympathisirende Elemente in seiner Truppe. Da — eine göttliche Inspiration! — warf man den Blick nach Böh¬ men. Herr Windischgrätz, der Erfahrung in solchen Din¬ gen hat (wir bitten um Erküse daß wir durch Auslassung des Prädikates den Fürsten unter jene Geschöpfe rangirten, bei denen die Menschheit noch nicht anfängt), erhielt den Oberbefehl über das gesammte Armeekorps, und das pas¬ sende Werkzeug war gefunden, um die väterliche Liebe zu den Völkern in ihrem strahlendsten Lichte zu offenbaren. Natürlich. — Böhmen, das in diesem Augenblicke vortreff¬ liche antideutsche Gesinnungen an den Tag legt, scheint einer größeren Armee zur Erdrückung seiner auffallenden patriotischen Gefühle nicht zu benöthigen, obschon Fürst Windischgrätz, vorsichtig, wie es einem echten Diplomaten zukommt, in seinen drohenden Abschiedsworten diesen Fall bereits anticipirt hat. Polen hat zum Garanten seiner Ruhe den ci- devant Busenfreund und lieben Schwager in der Nähe. Ungarn, nun man kann eben nicht Alles auf einmal thun, die Pacificirung dieser Provinz hat Zeit, vor Allem muß man mit den Wienern fertig werden. Wir sehen, die Berechnung ist nicht übel, und scheint uns so treffend, als ob wir sie in dem geheimen Conseil zu Ol¬ mütz selbst vernommen hätten, dem ein, Gott sei Dank! nicht verwundeter Erzherzog präsidirt. Es galt nun, zu überlegen, ob man die allezeit getreue Stadt Wien be¬ schießen und mit Sturm nehmen oder cerniren solle. Das Erste, obschon den Ansichten und persönlichen Neigungen des Fürsten am meisten zusagend (auch der beste Mensch hat seine Schwächen!) scheint nicht placidirt zu sein, weil am Ende doch etwas übrig bleiben müsse. Das Zweite ist bedenklich, weil nicht sicher, indem die Wiener sich ihrer Haut ein wenig zu wehren gesonnen sind. Es blieb also nichts übrig, als der Belagerungszustand, sammt Stand¬ recht, und derlei nöthigen Accedenzien. — Da hätten wir ein Pröbchen der landesväterlichen Politik. Man will uns aushungern, man spekulirt auf den Magen der Wiener Bürger. Ist das nicht perfide? Man spricht dabei fort¬ während von der Nothwendigkeit, der Anarchie zu begeg¬ nen, die schon da ist, oder zu kommen droht, und die Bemühungen des Reichstages, dem Hofe das Gegentheil

274 zu beweisen, scheinen etwas hors de saison zu sein. Ob einige tausend Familien durch diese Politik zu Grunde gehen, was hat das zu sagen? So lange das Volk seine Steuern zahlt, und der Soldat zu leben hat, ist nichts zu fürchten. Wo der Fürst beleidigt ist, hört jede Rücksicht auf. Die Stadt Wien hat sich übernommen, sie muß ge¬ züchtiget werden. Die Konstitution ist nur ein Wort, der „Staat“ ist auch nur eines, und die Ansicht des vierzehnten Ludwig hat viel für sich. Die von Gott dem Monarchen anvertrauten Völker sind auf Irrwegen, sie müssen mit Gewalt auf die Bahn des Rechtes und der Loyalität zu¬ rückgeführt werden. Das Heer ist da zum Schutze der Dynastie — ob aus dem Säckel des Bürgers bezahlt, ob nicht, das sind vorlaute Betrachtungen, die nicht zur Sache gehören. Die hinterlassene Liebe des verstorbenen Kaisers ist auch auf dessen Descendenten übergegangen, und Ka¬ nonen sind jedenfalls ein besseres Vereinigungsmittel, als die Redekünste des Herrn Bach, den man in den verbor¬ gensten Winkeln des Reiches aufsucht, um ihn wieder zum Minister zu machen.“ Eingese (Unter Verantwortung Ob es nicht in Linz taugliche und folgsame Mitglieder der Kamarilla gibt! Nachdem ich Geschäfts halber mich einige Tage in Linz aufgehalten, speiste ich gestern Abend beim schwarzen Bock in der Altstadt. Meine nächste Umgebung bei der Wirthstafel bestand aus zwei dortigen Kaufleuten, einem Wiener Convikts=Studenten aus Budweis und zwei dor¬ tigen Schullehrern, als um 9 Uhr ein anderer dortiger Bürger sammt einem Wiener Studenten eintraf. Indem wir uns Alle insbesonders an den Erzählungen eines da¬ hin geflüchteten Wiener Bürgers über die Vorgänge vom 6. Oktober mit verschiedentlichen Meinungen unterhielten, nahm der hart an meiner Linken sitzende zuletzt eingetretene Bürger das Wort mit Aufstellung der Meinung, daß wohl Herr Serbensky nicht mehr lange in Linz zu verbleiben Pfeffer Herr von Zalesky, Gouverneur zu Krakau, hat den Einwohnern, die ihn um endliche Organisirung der Na¬ tionalgarde baten, geantwortet, dieselbe sei gar nicht mehr nothwendig, da, sobald Ruhe und Ordnung in der Stadt gestört würden, ohnehin auf ein Signal vom Schlosse gleich die Russen einrückten. Das ist sehr konstitutionell. Eine Garantie mehr für unsere Freiheiten. 60,000 Russen stehen schon in Radziwilow an der Grenze. Das ist ja köstlich. Auch 100,000 Mann Chinesen werden erwartet, doch getraut man sie nicht ganz nahe heranrücken zu lassen, weil man fürchtet, sie würden zu viel Sympathie für die Sache des Volkes empfinden. Noch mehr fürchtet man, daß deutsche Regimenter ihrem Beispiele nachsol¬ gen könnten. In Windischgrätzs Lager hofft man die in Olmütz versprochene Anarchie zu Wien dieser Tage endlich zu Stande zu bringen. ndetes. des Herrn Einsenders.) haben werde, denn, erzählte er, als von uns 120 Mann Garden Willens waren, den Wienern beizustehen, wurde früher der Herr Präsident gefragt, ob es gerathen sein dürfte, dahin zu reisen? Und auf seine Aeußerung, daß er kaum glaube, daß man denselben etwas anhaben, oder in den Weg legen würde, reisten solche getrost ab. Und wie wir wissen sind sie auch glücklich der Gefahr entkommen, die ihnen drohte sie gänzlich zu vernichten; denn der Erzähler betheuerte zum Schlusse öffentlich, er wisse von einem Briefe des Herrn Präsidenten, worin derselbe die zu Stein aufgestellte Militärmannschaft nicht nur aufforderte, die Nationalgarden zurückzuweisen, son¬ dern mit Kugeln das Schiff in Grund zu bohren. Welche gute Gesinnung kann demselben für die Zurückge¬ bliebenen sowohl, als die übrigen Gardekörper zugetraut werden? körner. Herr Oberkommandant Grammont zu Linz! Glauben Sie, daß unseren Errungenschaften noch immer keine Ge¬ fahr droht? — Eine unschuldige Interpellation. Das Olmützer Kabinet will den konstituirenden Reichs¬ tag nach Kremsier in Mähren verlegen, und die Freiheit der deutschen Provinzen in's Böhmische übersetzen lassen. Dem Wahlbezirk Mährisch Trübau, der seinen Depu¬ tirten desavouirte, weil dieser der Sache des Volkes un¬ treu, seinen Sitz im Reichstage verließ, wird hiemit Herr Präsident Serbensky als Kandidat vorgeschlagen. G. Mit einem Anzeiger Nr. 34 und einer politischen Wochenschau Nr. 4. Vermnwerlicher Redatenr Aler. Jul. Schindler; Mirdakter F. 35. Arming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.

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