Steyrer Wochenblatt, Juni 1945, Blatt 3

Steyrer Seite 2 gestellt werden. Diese Kartothek ist für Oesterreich deshalb so wichtig, weil sie nicht nur in lückenloser — Folge die Namen nennt, sondern auch vermerkt zumeist auf Grund der eigenen Angaben der Pg. welche Tätigkeit sie innerhalb der Partei vor 1938 innehatten. Weiters sind in den Kartothekblättert alle Funktionen aufgezählt und schließlich alle Dienste, die sie der Partei geleistet haben. Die Kartothek wird in Kürze nach Wien gebracht werden und hier bei der Feststellung der Nazi wertvolle Dienste leisten. Soweit die Meldung des Wiener Blattes. Eine höchst er¬ reuliche Nachricht, denn wir haben es oft erlebt in Aus der Jugenöbewegung. Die neue Jugend! Es wird bestimmt für die Leser ein kleiner Lichtblick sein, wenn sie jetzt schon, nach dieser kurzen Zeit der grausamen Vergangenheit, etwas von einer neuen Jugend hören. Neue Jugend, es sind nur zwei Worte, abe diese zwei Worte verkörpern eine große Idee zu deren Verwirklichung die ganze Kraft und der ganze Idealismus aufgebracht werden muß. Wenn wir einen kurzen Rückblick auf die Jugend von gestern werfen, so sind wir außer Zweifel, daß man diese Jugend nur zu blindgehorchenden Soldaten erzog, die zu Tausenden auf den Schlachtfeldern zu Krüppeln ge chossen wurden, oder ihr junges Leben lassen mußten. Unser Sinn der Jugenderziehung ist ein anderer Die Burschen und Mädel, die zu uns kommen, wer¬ den zu freien Oesterreichern erzogen, die durch Wan¬ dern und Spiel ihr einzig schönes Heimatland kennen lernen sollen und gänzlich ohne irgendwelche politische Einflüsse geistig geschult werden In unserer Stadt, rechts der Enns, wurde in diesen Tagen die Jugendorganisation „Freie Jugend Oesterreichs“ gegründet, zu der jeder Jugendliche, ol Mädel oder Junge im Alter von 8 bis 18 Jahrer beitreten kann. Wir weisen darauf hin, daß diese Jugend nicht mit einer früheren HJ. verglichen wer den kann. Unser Bestreben ist es, die Jugend zu Von der Polizei erfahren wir, daß es gelungen ist, einiger Verbrecher chlimmster Sorte habhaft zu werden. Das Straf¬ verfahren ist abgeschlossen und diese Schädlinge, die unsere Bevölkerung, besonders unsere Bauern be unruhigen und bedrohen, werden dem Gericht zu chwerster Bestrafung überstellt. Bei einigen dieser Verbrechen und ganz besonders bei den gemeinsten, möchten wir mit allem Nachdruck die schwerste Be strafung, die unser Gesetz kennt, in Anwendung bringen. Vergewaltigungen und Plünderungen, das sind die Verbrechen, die unser österreichisches Volk mit der größten Verachtung und nur mit der For¬ ist derung der Todesstrafe beantworten wird. Es besonders traurig, daß es Oesterreicher gibt, die in der Stunde der schwersten Not, in welche die Nazi¬ Kriegsverbrecher uns hineingetrieben haben, noch mehr Leid und Sorgen über unser Land bringen Diese sittlich verkommenen und unsozialen Menschen die durch Plünderungen sich Sachen und Lebens¬ mittel aneignen, die zur Ernährung der gesamten sterreichischen Bevölkerung gehören und heute schon so wenig sind, daß es zum Verhungern zu viel und zum Leben zu wenig ist, müssen ihrer Bestrafung zugeführt werden. Denn in dieser schweren Zeit heißt Wochenblatt den letzten Wochen, daß Nazis, die zur Arbeit für die Wiedergutmachung eingesetzt wurden, entrüstet erklärten, sie seien nie Pg. gewesen, ja wie man über haupt auf den Gedanken käme, daß sie diesen Landes verrätern und Kriegsverbrechern nachgelaufen wären und damit auch Oesterreichs Unglück mitverschuldet hätten. Nun heißt es Farbe bekennen Bei den erfolgten und noch durchzuführenden Registrierungen wird uns die Kartei „Gau Ober¬ donau“ natürlich ein guter Helfer sein und wird uns Klarheit verschaffen über die Tätigkeit und Schuld unserer „Pg.“ freien, ehrlichen, idealdenkenden Menschen, zu —zu erziehen. Oesterreichern, Jugend wandert Die Tageswanderung der Jugend in das Damberggebiet am Sonntag, den 24. Juni 1945. Treffpunkt für Ennsleite: Autobautor (Hauptwerk) ½7 Uhr Treffpunkt für Münichholz: Kraus u. Schober, 6 Uhr Unsere Jugend rührt sich! Vergangenen Sonntag, 17. 6. und am Dienstag den 19. 6. unternahm die freie Jugend Münichholz Führung des ehemaligen roten Falken=Führers unter Gen. Wratny und der Geschwister Polinsky, sehr gelungene Wanderungen auf den Damberg zwei Wenn sich am Sonntag nur 28 Buben und Mädel daran beteiligten, so waren es am Dienstac chon 52 Buben und Mädel. Gen. Wratny verstand es, bei Sport und Spiel und wenig Worken für die schöne und große Aufgabe der Freien Jugend Oester¬ reichs die Buben und Mädel zu gewinnen, so daß ich am Mittwoch durchwegs alle zur Freien Jugend Oesterreichs einschreiben ließen Gen. Wratny teilt uns mit: Es wird in Kürze auch eine Kinderschuhplattler= und Tanzgruppe ins Leben gerufen, die uns bei öffentlichen Veranstal tungen durch ihre Darbietungen erfreuen wird. Auck eine Mandolinengruppe ist bereits im entstehen. Mö¬ gen sich noch recht Viele daran beteiligen, zu ihrer und unserer Freude. es ganz besonders energisch durchgreifen. Bevölkerung von Steyr, hilf mit, beim Unschädlichmachen aller, auch der politischen Verbrecher, die aus Wahnsinn oder mit Absicht heute noch unsere schöne österreichi¬ che Heimat in den tiefen Abgrund schleudern wollen Es wurde in einzelnen Fällen festgestellt, daß die Verbrecher sich eine rote Armbinde, zu derer Tragen sie nicht berechtigt waren, zur Tarnung ihres Verbrechens aufsteckten. Leider ist auch im Bezirk Steyr ein solcher Sittlichkeitsverbrecher aufgetaucht, der Vergewalti gungen unter Mißbrauch einer roten Armschleife be gangen hat. fragt bei Amts¬ Unterstützt unsere Polizei, handlungen nach Ausweispapieren Ihr helft damit uns und dem österreichischen Volk. Die Volkssolidarität. In allen Fürsorgeangelegenheiten ist die Volks¬ solidarität (Jägergasse, Holzbaracke) zuständig, welch auch gleichzeitig alle Fürsorgeangelegenheiten der Ge meinde erledigt. Zur Aufklärung geben wir bekannt Alle bisher von der Fürsorge Steyr=Stadt Betreuten, alle Rentenbezieher, können von dieser

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