Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

94 und Reparaturen gepachtet hat. Dieses Gebäude gewährte außerdem noch Raum für die zwei Direktorenwohnungen und den Gesellenverein und nimmt die Gemeinde für diese und die Hauptschul-Lokalitäten ein jährlich 525 fl. Die neue Realschule hatte schon gleich anfangs einen guten Ruf, denn es traten in dieselbe sogleich 83 Schüler ein, wovon die Hälfte von auswärts kamen. Am 15. Oktober trat endlich Dr. Pierer nach vielen vergeblichen Gesuchen und Machinationen, in der hies. Fronfeste seine vierwöchentliche Arrest- strafe an, und das wäre auch der Zeitpunkt gewesen, wo der Bürgermeister A. Haller mit allen Ehren seine Stelle hätte niederlegen können, welchen er aber nicht benützt hat. Da, wie bereits erwähnt wurde, unsere Eisenindustrie nun schon seit länger als einem Jahre ganz darniederliegt, weil selbe bei dem gegenwärtig niederen Sil- beragio, den hohen Eisen- und Stahlpreisen, und demnoch überdies sehr schlech- ten hauptgewerkschaftlichen Material mit dem Ausland unmöglich konkurrieren kann, so ging, diesfalls eine Deputation hiesiger Stahlwarenerzeuger zu Sr. Majes- tät dem Kaiser, und schon nach wenigen Tagen kamauch eineMinisterialkommi- sion aus Wien zur Untersuchung, welche sich selbst ganz unangemeldet in ver- schiedene Werkstätten begab und sich vorschmieden ließ. Eine Preisherabsetzung des Materiales um ein paar Gulden und scharfe Aufträge an die Eisenwerksdirektion, die schon lange Zeit hier über 30.000 Zentner, größtenteils nicht gesuchtes und wenig verwendbares Material am Lager liegen hat, war die vorläufige Folge. Im Oktober fanden auch zwischen der Gemeindevorstehung und einer englischen Gasgesellschaft in Wien wegen Errichtung der Gasbeleuchtung hier, anstatt der bisherigen, ganz ungenügenden Ölbeleuchtung, welche letz- tere bei 140 öffentlichen, zum Teil argantischen Lampen jetzt jährlich bei 2300 fl. kostet, Verhandlungen statt, welche aber vorderhand zu keinem Er- gebnis führten. Die Opposition des gegenwärtigen Gemeinderates und eines großen Tei- les der Bevölkerung gegen den Bürgermeister, Anton Haller dauert auch im November fort und hemmt bereits dessen ganze Amtswirksamkeit. Im Dezember stachelt der hiesige Advokat Dr. Jakob Kompaß, dessen be- reits jahrelange Bemühungen wegen Zustandebringung einer Eisenbahnver- bindung zwischen der Süd- und Westbahn hier bei der Gemeindevorstehung bisher keinen rechten Anklang gefunden hatten, nun auch unseren Gemein- derat zu einer energischen diesfälligen Einflussnahme auf.

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