Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

34 etwa die Hälfte der Mitglieder, 12 bis 16, regelmäßig an den Sitzungen teil- nehmen. Von Seite der radikalen Partei erfolgen nun in den öffentlichen Wiener und Linzer Blättern immer heftigere und mitunter wahrhaft schändliche An- griffe auf den Gemeinderat, wo er offen der Kriecherei gegen die Behörden, der unterlassenen Rechnungslegung u. dgl. beschuldigt und als ganz unge- setzlich bestehend und daher ungültig erklärt wird. Doch wird natürlich von den Behörden der Gemeinderat als die gesetzli- che Stadtbehörde angesehen und verteidigt. Als dessen Hauptfaktoren zu nennen: Anton Haller, Lebzelter, der Referent in Polizei-, Markt-, Konskrip- tion- und Militärangelegenheiten; Anton Gaffl, Privat, Chef des städt. Kanzlei-, Kassa- und Rechnungswesens; Johann Nutzinger, Handelsmann, Re- ferent des Bauwesens; Matthias Lechner, Feilenschmiedmeister, Referent des Vogtei- und Stiftungswesens; Josef PIersch, Ehrendomherr und Stadtpfar- rer, als Referent des Armenwesens; Franz Wickhoff, Handelsmann, Referent der Gewerbssachen. Im September waren die Herren Gemeinderäte Anton Haller und Anton Gaffl als zur Vereinbarung der neuen Gemeindeordnung zumMinister des In- nern einberufen, nach Wien abgereist, wo sie 10 Tage lang verweilten. Die Gemeindeverwaltung hat den privilegierten Herbstviehmarkt, da er seit langer Zeit ganz in Vergessenheit geraten war, mit Regierungsbewilligung auf den 24. Oktober verlegt und an den benachbarten Viehmärkten gehörig kundgemacht. Der neue Markt wurde am Donnerstag den 24. Oktober abge- halten im Wieserfeld, auf dem Platz, wo früher die große Feuerlacke war. Es war ein guter Anfang, denn es waren über 200 Stück Rindvieh da, die auch meist verkauft wurden. Das Neutorgebäude ist bereits auf Kosten der Landeskonkurrenz zur Gen- darmeriekaserne restauriert und adaptiert. Das ganze Innere des oberen Sto- ckes wurde herausgerissen, es hat 5000 fl. C.-M. gekostet. Die Stadt überlässt das Gebäude laut Vertrages 15 Jahre lang der Landeskonkurrenz zur Unter- bringung der k. k. Gendarmerie gegen einen jährlichen Zins von 300 fl. C.-M., also zu sehr günstigen Bedingungen. Die Vermietung beginnt am 1. November 1850. Die zu ebener Erde befindlich gewesene Schrankenzieherswohnung wurde in ein, im Hause Nr. 239 in der Schönau gemietetes Lokale verlegt, und die oberhalb des Reichenschwallertores bestandene Heuwaage provisorisch auf den städtischen Zimmerplatz in der Schönau versetzt.

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