Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

33 einstweilen im Rathaus. Es war ein Winter, wie schon seit vielen Jahren keiner. Vom 24. November angefangen dauerte die Schlittenbahn, mit Ausnahme nur weniger Tage in jedem Monate, fast bis Ende März. Am 1. Mai wurden endlich die politischen Akten (nämlich bloß die kurren- ten Konskriptions-Militär- dann Gewerbeakten) der k. k. Bezirkshauptmann- schaft zur Amtierung übergeben. Am 4. wurde von einer, aus dem Herrn Bezirkshauptmann, Bezirkskom- missär, Kreisingenieur, Gemeinderate, dem angelangten und hier stationiert bleibenden k. k. Gendarmerierittmeister v. Brandenstein und dem magistrat- lichen Distrikts-Aktuar das städtische Neutorgebäude an der oberen Ennsbrü- cke zur Gendarmerie-Kaserne auserwählt, welche auf Kosten der Landeskon- kurrenz im Innern umgebaut wird. Am 24. haben die hiesigen betreffenden Professionisten den Umbau des Klosters Garsten zu einem Provinzial-Strafhause im Akkordwege übernom- men. Die ganze Bausumme beträgt vorderhand 83.000 fl. C.-M.; am 27. kam die Landesbaukommission dahin, und an den nächsten Tagen wurde auch schon der Bau begonnen. Am 28. war beim Magistrate die Übergabe der Justizakten an das neue k. k. Bezirksgericht. — Im Juni amtiert das Bezirksgericht bereits und das höhere Justiz- und Kriminalfach führt noch der Magistrat, dem 2 Landesgerichtsräte und 2 Assessoren als Supplenten beigegeben sind. Die Kriminalinquisiten sind bereits vom ganzen Landesgerichtsbezirke hier. Am 1. Juli war die feierliche Einführung des k. k. Landesgerichtes durch Gottesdienst unter Paradierung der Bürgerwache und Kanonendonner, dann der Einzug in das Exjesuitengebäude, wo von dem Präsidenten und dem Staatsanwalte passende Einführungsreden gehalten wurden. Die Kosten der Adaptierung des Exjesuitengebäudes für das k. k. Landes- gericht, die k. k. Staatsanwaltschaft und das k. k. Bezirksgericht wurden von der Stadt freiwillig getragen und betrugen über 8600 fl. C.-M. Überdies soll die Stadt noch die erforderlichen Arreste bauen. Der hiesige Gemeinderat der mit dem alten Justiz-Bürgermeister Sebas- tian Haidinger an der Spitze im Oktober 1848 bloß auf ein Jahr gewählt wor- den ist, wird nun von der radikalen Partei seit dem Oktober 1849 als unge- setzlich angesehen, und es sind auch seitdem die radikalen Mitglieder und auch andere nach und nach von demselben ausgeblieben, so dass nur mehr

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