Steyrer Werksarbeiter, 17. Jg., April 1964, Nr. 3

Viele junge Soldaten kritisieren den Leerlauf, der praktisch 3 Monate dauert. (hierhergehört das bekannte Graszupfen ). Die effektive militärische Grundausbildung dauert dagegen 2 - 3 Monate. Die nächsten Monate sind zum Teil einer Spezialausbildung gewidmet ( Pioniere, Nachrichtentruppe, Luftwaffe usw.). Die letzten Monate wird der junge Soldat sinnlos seinem Beruf ferngehalten und verliert unnütz Zeit, die dem Staat Geld kostet. Jedes Jahr verschlingt das Bundesheer Milliarden Schilling, die den sozialen Einrichtungen fehlen.Wäre die Dienstzeit kürzer, könnten Geldmittel eingespart werden.Da die Begeisterung der österreichischen Jugend für das Bundesheer gering ist, fehlt es an Längerdienenden ( Chargen, Unteroffiziere ). Daher gibt es nicht genug Ausbildungspersonal und die fachliche Ausbildung unserer Soldaten ist oft . ungenügend. Diese Tatsachen werden auch vom Staatssekretär Rösch bestätigt.Rösch will aber gleichzeitig den 14-tägigen Urlaub abschaffen, sodaß die eigentliche Verkürzung nur 2 Monate beträgt.Ausserdem beinhaltet sein Vorschlag die Einführung von Pflichtwaffenübungen.Der Soldat, der bereits abgerüstet hat, soll noch zweimal zu Waffenübungen, jeweils 2 - 4 Wochen, einrücken.Dies bedeutet, daß die wirk- .ehe vienstzeit nicht reduziert wird und ausserdem würden die Jungen zu einem d tpunkt, der sie wahrscheinlich schon als Familienvater sieht, ein zwei te·s td ein drittes Mal aus ihrem Beruf herausgerissen werden. Die Waffenübung lehnen wir daher ab. Sechs Monate Militärdienstzeit sind genug. rv I c 1-1 T s GUTES "GUT, DASS WIR SCHON SO ALT SIND"- das war die resignierende Reaktion der Steyrer Betriebsräte, als sie nach dem Besuch der Merzedes-Werke in Westdeutschland zu - rüGrkkamen. Die Arbeitsbedingungen in dem westlichen "Wirtschaftsmmdcrlnnd"s:;.;;c-t ten jeder Beschreibung. Der Arbeiter im "Freien Westen" ist ein Sklave der Ma - schine, er wird gejagt und gehetzt. Für die Firma ist nur die Produktion wichtig. Es zählen nur die Wagen, die täglich das Fließband verlassen, wie die Menschen arbeiten, ob das Tempo ihrer Gesundheit zuträglich ist, das interessiert niemanden. Das sngen heute die SPÖ-Betriebsräte ganz offen heraus und ihnen graut davor, daß solche Arbeitsbedingungen bei einem EWG Anschluß Österreichs auch bei uns eingeführt werden. Für die Arbeiterschaft bringt also die EWG nichts Gutes. Führende "SOZIALISTEN" allerdings haben sich schnell eingelebt, Gemcraldirektor Hitzinger, der MerzedesBoss, wEJX doch früher einmal Mitglied der SPÖ und Generaldirektor der VÖEST. Von ihm erzählen sich die Betriebsräte der Merzedes-Werke: Früher, unter dem alten Chef, wa:r es noch möglich, innerbetpiebliche Regelungen durchzusetzen. Nachdem Merzedes eine große Firma ist, wirkten diese kleinen Verbesseru.'l'lgen befruchteond auf die gesrunte westdeutsche Metallarbeiterschaft. Seit aber HITZINGER General - direkter ist, gibt es keine Erleichterungen, beim GD ist Endstation!

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