Steyrer Werksarbeiter, 17. Jg., Februar 1964, Nr. 1

Das Schicksal der verstaatlichten Industrie steht auf dem Spiel. Das betrifft nicht nur die 130.000 Beschäftigten der verstaatlichten Betriebe, sondern die gesamte Arbeiterschaft, das ganze Volk. Ist ~och die verstaatlichte Industrie das Rückgrat der Wirtschaft, der Unabhängigkeit und Neutralität unseres Landes, •• Die Pläne der OVP Die ÖVP-Führung verfolgt seit Jahren ein klares Ziel: die Beseitigung der Verstaatlichung. Die von der Arbeiterschaft unter . größten Opfern nach dem Krieg wiederaufgebauten Großbetriebe, die heute leistungsfähiger als je zuvor sind, will man dem in- und ausländischen Großkapital ausliefern . · Die wichtigsten Punkte des ÖVP-Planes: • 49 Prozent der Aktien der Betrieb.e der verstaatlichten Schwerindustrie sind an das Privatkapital zu vergeben. · e Bei den verarbeitenden Betrieben, zum Beispiel der Elektroindustrie, kann das Privatkapital auch die Aktienmehrheit bekommen. • Betriebe, die von der ÖVP für „unrentabel" angesehen werden, sollen einfach liquidiert werden; • Der Staat, das heißt das Parlament, soll keinen Einfluß mehr auf die Geschäftsführung, die Personalund Sozialpolitik der verstaatlichten Betriebe haben. In den Leitungen der einzelnen Betriebe hätte die ÖVP das entscheidende Wort zu reden. · · • Ein „Treuhänderkollegium", in der Mehrheit Vertreter der ÖVP und der FPÖ, soll die noch verbleibenden Aktien der verstaatlichten Betriebe verwalten. Dieses Treuhänderkollegh1m soll auf sechs Jahre bestimmt werden. Nach di!=ser Zeit gäbe es dann kaum mehr etwas zu ver.walten, Keine Grundlage für Verhandlungen Die Arbeiterschaft hat nicht vergessen, daß die heute verstaatlichten Betriebe in der Ersten Republik unter der Konti;olle des deutschen Großkapitals standen und zuerst Brutstätten des HeimV?ehrterrors und später die entscheidenden Stützpunkte des Hitler-Regimes beim Angriff auf die Unabhängigkeit unseres Landes waren. Das deutsche Großkapital strebt b~ute .wi~der den beherrschenden Einfluß in der österreichischen Wirtschaft an. Daruri1 sind "die gegenwärtig lau'fenden Verhandlungen über die Auslieferung der verstaatlichten Siemens-Betriebe an die westdeutschen „Stammhäuser" ein Alarmzeichen. Es gibt keinen Grund, den erpresserischen Angriffen des westdeuts eben Kapitals nachzugeben. Die Vorschläge der ÖVP, die die Zerschlagung der verstaatlichten Industrie zum Ziel ha_ben, sind keine Grundlage für Verhandlungen. Sie müssen klipp und klar abgelehnt werden.

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