Werkruf - Jahrgang 1 - Folge 1/2 - 1942

„Ach, das ist wohl nichts!“ Von 7-Obersturmführer Günther O bitte — einen Moment, weshalb ist denn das nichts, die 125 er? Kaum einer kann einem etwas Dositives entgen¬ halten, warum es nichts ist. Die meisten derartigen Dor¬ urteile kommen vom blanken Tisch. Es gibt eben wahnsinnig viele Leute, denen ein Motorrad oder über¬ haupt ein Kraftfahrzeug nur ein Begriff ist, wenn es ungeheuerlich und nach 160 Schnitt aussieht. Ja, da haben Sie recht! Leicht sieht so eine 125 ccm schon aus. Sicher haben Sie schon einmal was davon gehört, daß das günstigste Verhältnis für die Leistung so ist, wenn wenig Gewicht auf ein pS kommt. Woher weißt du? werden Sie wohl fragen. Lassen Sie mich bitte etwas über meine Erfahrung über „Ach, das ist wohl nichts“ erzählen: Mai Wir lagen noch im Südken Frankreichs Spannung über den kommenden Einsatz beherrschte uns, wo geht's hin? Großes Rätselraten. Unser Kommandeur wollte immer einen Elefanten schießen, andere meinten eine andere Richtung. In diesem Moment, für mein Anlieger der denkbar schlechteste Augenblick, ich sah mich im Geiste schon zur Tür hinausfliegen, stand ich vor meinem Kommandeur und bat ihn, mir zu gestatten, eine „Kleine zu holen und ihr so Gelegenheit zu geben, den großen Gedanken der Wehrwirtschaftlichkeit und ihre große Leistung zu beweisen. Es sollte eine 125ccm Duch sein mit dem bekannten Doppelkolben=Motor. Ich schilderte die große Geländefreudigkeit so einer Maschine. Große Bodenfreiheit und günstige Übersetzung im Getriebe. Leichtes Gewicht, was dem Fahrer ermög¬ licht, Hindernisse wie Gräben, Baumstämme usw. einfach durch Darüberheben zu bewältigen. Dazu hohe Leistung, geringer Brennstoffverbrauch von nur 2½ Liter und zum Schluß der geringe Anschaffungs¬ preis von 400 RIl Also, mein Kommandeur sagte „Ja“, und einer haute ab, vor Freude ganz närrisch, zu der Geburts¬ stätte der „Kleinen“ nach Graz. Übernehmen und Rechts oben: Kradschützen eines /-Tofenkopf-Regiments auf Erkundungs¬ fahrt passieren ein Sowjet-Dorf Links oben: Diese Aufnahme vermittelt einen Eindruck vom Gelände, das unsere kleine „Puch“ zu bewältigen hat Er kann lachen, fährt ja eine „Puch 125“ Sämtliche Fotos Günther ab zur Truppe war eins. Dort gab es ein Hallo, als ich angerollt kam. Ich stellte sie meinen /=Kameraden im Führerkorps vor. Nun hörte ich die ersten „Ach, das ist wohl nichts“ Ich kam in Glut und erzählte ihnen, daß hier Köpfe, ja Köpfe sagte ich, den großen wehr¬ wirtschaftlichen Gedanken, der in dieser Klasse der 125iger sitzt, erkannt und ihren ganzen Genius daran¬ gesetzt haben. haben konstruiert, probiert und etwas auf den Boden gestellt, was ruhig mit dem Drädikat „100prozentig“ bezeichnet werden kann. Na, man hörte mir ruhig zu, verhielt sich aber äußerst negativ. Erst, als ich mit einigen von ihnen, die ein respektables Gewicht ihr eigen nannten, beacht¬ liche Steigungen auf der Straße und im Gelände nahm, hörte ich, es klang wie Musik, die ersten guten An¬ erkennungen für die vorzügliche Leistung der Maschine. Nur die Lebensdauer zweifelte man an. Und der große Einsatz kam. Von Frankreich ging es per Eisenbahn nach West¬ preußen, dann rollten wir ab, dem Osten, den Bolsche¬ wiken entgegen, Über Litauen, Lettland ging es bei immer schlechter werdenden Straßen, großer hitze, Staub und Dreck hinter den Bolschewiken her. Bei Zielupe überschritten wir die altrussische Grenze. Jetzt nahm uns das eigentliche Paradies der Proletarier auf. 0 Gott, was war das für ein trostloser Anblick überall. Dazu diese vertierten Horden, die uns als Feinde gegen¬ überstanden. Wie unvergleichlich wurde auf unserer

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