Adressbuch Wiener Neustadt 1930

4 In den Gassen, die hinter den Häusern der Bahngasse gegen die Herzog=Leopold¬ Straße zu liegen, befand sich das einstige Ghetto. Die Bahngasse durchbricht die beider¬ seits erhaltene Stadtmauer (links und rechts Wehrtürme, links unweit der Bahn¬ gasse an der Mauer-Außenseite uralte jüdische Grabsteine) und führt über den Ring zwischen Schubertweg und diesem der 1860 erbaute Hobelhof, rechts Blick auf evangelische Kirche), zum Bahnhofplatze, den der Bahnhof abschließt (etwas weiter weg liegt der Schneebergbahnhof nur für diese Linie). Nächst dem kleinen Parke Auto¬ busstandplatz. Durch die Kollonitschgasse gelangt man wieder an den Ring, der sich am Rande der Altstadt platzartig erweitert. Links der Baukompler der Bun¬ desreal= und Maschinenbauschule, rückwärtiger Trakt Bundeslehrer¬ Lehrwerk¬ und Privat=Lehrerinnenbildungsanstalt (erbaut 1870/73, stätten 1926). Vom Ring stadtwärts heißt die Straße nach dem Stadtgründer Herzog Leopold. Rechts Zugang zum Stadtpark (Beethovengasse), dann einstiges Karmelite¬ innenkloster, jetzt Knabenhauptschule, städt. Handelsschule und mehrere Volksschulen beherbergend, im Hofe Wappenbilder der einstigen Stadttore. In der vormaligen Kirche ist das Stadttheater notdürftig untergebracht; die Fassade ist im Empiresti gestaltet. Weiter rechts Allerheiligengasse und Allerheiligenplatz, dann mündet die Straße in den Hauptplatz. Wienerstraße und Pfarrplatz. Die Liebfrauenkirche. Gegen Norden verläßt den Hauptplatz die Wienerstraße. Rechts liegen an der Pognergasse sehr altertümliche Häuser, so ein Auge=Gottes=Haus. Links führt die Her¬ rengasse zur städtischen Turnhalle. An Stelle mehrerer alter Häuser entstand an der Wienerstraße 1908 der Neubau der Bezirkshauptmannschaft und Post moderne Schalterhalle), (am gegenüberliegenden Hause der Pfarrgasse Fresko, optische Spielerei, wieviele Würfel kann man sehen?). Weiter in der Wienerstraße links einstige Domschule mit gotischem Erker (Darstellung des Sündenfalles), dann rechts Blick auf die vormalige Karmeliterkirche, links Augustingasse (Zugang zum Pfarrplatz mit der städtischen Volksbücherei und Lesehalle, dann erreicht die Wienerstraße die Stelle des einstigen inneren Tores, vor dem sie sich platzartig erweitert. Links, dem erhaltenen Fußgeher=Tordurchgang gegenüber, der stark verfallene Bau des einstigen Klosters St. Veterander Sperr mit gotischer Kirche. Das Kloster beherbergte verschiedene Orden, bis es JoseII. gleich vielen anderen aufhob. An der Kirche malerisches Portal in der Petersgasse. Im einstigen Klostergebäude mit teilweise freigelegtem Kreuzgang (Drei-Spitzbogen=Gewölbe) ist der städtische Peterskeller untergebracht (Weinausschank der städt. Rebanlagen und nied.-österr. Landesmusterkeller) Durch die Pfarrgasse oder Augustingasse oder durch kleine Durchlässe aus der Petersgasse gelangt man auf den weitläufigen Pfarrplatz, den behäbige Bürger¬ häuser umgeben (Nr. 15.einstiges Bürgerspital mit Laubenhof) sowie der alte Bischofs, jetziger Propsthof, mit Katharinenkapelle, die ehedem freistand, prunk¬ man denkt an Salzburger Kunstwerke vollem Barocktor und sehr malerischer Renaissance=Freitreppe im Hofe rechts. Inmitten des Platzes erhebt sich, nicht genau von West nach Ost orientiert, die Pfarrkirche „Zu Unserer Lieben Frau, Sie ist so alt wie die Stadt selbst, deren Geschicke sie durch die Jahrhunderte teilte. Ihre ältesten Bauteile gehen auf die letzten Babenberger zurück, während der Zeit Przemys Ottokars wurde der Bau mächtig gefördert, kleinere Bauteile (so das gotische Treppen¬ türmchen am Südturm entstanden unter den ersten Habsburgern, Friedrich III. er= richtete an Stelle des einfachen romanischen Ostabschlusses ein gotisches Querschiff und Chor mit sehr malerisch wirkenden weiteren Anbauten (Kapellen, Sakristeien, Türmchen), Nicht minder verschiedenen Alters ist die Einrichtung der Kirche: man stößt auf Zeugnisse der Ritterorden, der Reformation und Gegenreformation, kaiserlichen Glanzes bürgerlichen Ueberlieferungsstolzesbischöflicher Macht. Das romanische Land¬ haus ist eine dreisschiffige Pfeilerbasilika. Fassade zwischen den 1899 infolge Erd¬ bebenschäden in historischer Treue erneuten Türmen, Hauptportal mit Nachbildung des Sympanons von etwa 1870 (Maria von Engeln verehrt, die kleine Gestalt stellt den Stifter des Gemäldes dar, darüber Radfenster, im friesgezierten Giebel Fabeltiere. Die Türme gleichen sich der verschiedenen Zeit wegen, in der sie seinerzeit vollendet wurden nicht völlig an ihnen und ihren reichen Friesen wird der Uebergang zur Gotik offen¬ bar. Die Seitenfronten des Langhauses zeigen die Gliederung des Inneren in Lissenen an; die Fenster sind zum Teil barockisiert. Die Seiten eingänge sind reich verziert, der südliche, von einer Vorhalle beschirmte, ist ein Glanzstück spätromanischer Schmuck¬ freude. In der Vorhalle und beim Missionskreuz Grabsteine, darunter der für Zriny

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