Adressbuch Wiener Neustadt 1930

45 Neunkirchnerstraße und Burgplatz. Die Burg. Mehrere altertümliche Häuser mit schönen Höfen, die Hauszeichen meist nicht Neunkirchnerstraße, Nr. 17 einstiges Jesuitenkolleg, jetzt Sparkasse erhalten, in der großer Festsaal in der einstigen Kirche), Eckhaus zur Bahngasse bürgerliches Barock, zenstochauer Muttergottes von 1734. Blick gegen den Wasserturm. Links durch Burg¬ gasse auf den Burgplatz. Die alte Babenbergerburg, spätere Maria Theresianische Militärakademie, jetzige Bundeserziehungsanstalt (Schule am Turm), verdankt ihr heutiges Aussehen der Erneuerung durch Maria Theresia, die Erdbeben¬ Links der Rakoczyturm, Mitte die von Fried¬ schäden Rechnung tragen mußte. rich III. für den von ihm gestifteten St. Georgsritterorden geschaffene Kirche. Durchfahrt in den inneren Hof, vorgelegt Portalbau Unter dieser wuchtige gotische Innenhofes vom Hofarchitekten Pacassi für die Josef II. (Inschrift). Ostseite des junge Akademie geschaffen; zwei Inschriften Maria Theresias, Uhrturm, von Mars und Athene flankierter Doppeladler. Gegenüber Rückwand der Georgskirche zwischen Strebe¬ pfeilern über malerischer Galerie, Wappenwand Friedrichs III. (genealogische Spielerei), den Kaiser in vollem ritterlichen Schmucke mit Szepter und Krone zeigend, oben Maria mit den Heiligen Barbara und Katharina, das größte Kunstwerk, das Fried¬ rich III. in seiner Residenzstadt schuf Ueber die Freitreppe rechts gelangt man zur Sakristei der St. Georgskirche. Diese ist ein Spätwerk des Hofbaumeisters Peter von Pusica von durch die Lage bedingten sehr merkwürdigen Maßverhältnissen, die neue Baugedanken anklingen lassen Halle, Rundpfeiler, wappen¬ (Breite 18.3 Meter, Höhe 15 Meter); chorlose dreischiffige beiden Längsseiten, hier in geschmücktes Gewölbe, Galerie an der Westwand und Oratorien endigend (besonders das für die kaiserliche Familie bestimmte reich verziert). Prachtstücke niederländischer Glasmalerei bieten die Fenster, besonders das mittlere unten die Familie Maximilians I., darüber Taufe Christi mit Heiligen.) Rotmar¬ morner Taufstein, am Hauptaltar Bronzefigur des Hl. Georg. Zu Füßen des Altares liegt über eigenen Wunsch Maximilian I. begraben. An den Wänden mehrere sehr wirkungsvolle Grabtafeln und Tonrelief Maximilians (III.), des Deutschmeisters, Son¬ stige Einrichtung meist neugotisch (Orgel und Orgeleinbau von Franz Josef I.). Die Haupt= und Nebengebäude der alten Burg dienen der Bundeserziehungsanstalt, im Rakoczyturm städtische Sammlungen (siehe „Museen usw.), am Schrottgang der Uraniasaal Durch den östlichen Durchgang, über dem sich an Stelle der mittelalterlichen Gottesleichnamkapelle (nur Vorhalle mit Schlußstein und Porträtköpfen des Baumeisters Pusica und seiner Familie als Konsolen erhalten) die sogenannte Generals¬ stiege Maria Theresias befindet, in den weiträumigen Akademiepark mit weiten Wiesen und Feldern (eigener Wirtschaftshof herrlichen alten Allen, Wäldchen und ole 1. 1912), links Graf Kinsky Baumgruppen. Denkmäler, rechts Franz Theresia (von Gasser, 1862). Im Parke einstiger Akademiedirektor, Mitte Maria Besuche von Herrschern und andere. Flieger¬ mehrere Erinnerungsmale an für verunglückte Feldpiloten (1913). Rechts von der sogenannten Haupt denkmal alle das Gefallenendenkmal (errichtet 1878, erweitert 1928), das die Namen aller seit Gründung der Akademie bis zu den Kärntner Abwehrkämpfen des Jahres 1919 gefallenen Zöglinge verzeichnet, ein ergreifendes Denkmal der alten Armee. Im Süd¬ Parkes Akademiefriedhof. Auf dem Wege dahin Sporthall¬ westteil des und plätze des Arbeiterturnvereines. Am Burgplatze das Akademie bad. Verläßt man die alte Burg, erblickt man gegenüber das zinnengeschmückte einstige kaiserliche verzierten Renaissanctor Ferdinands I. (großes Habs¬ Zeughaus mit dem reich burgerwappen und Inschrift). Bahngasse und Herzog Leopold=Straße. Die Burggasse wird durch die Bahngasse fortgesetzt. Links letzte Niederlassung des Deutschen Ritterordens (Nr. 3), vor Nr. 17 (Café Bank, mit Türkenkugeln von 1683) neue Straße, die durch Torbogen in den Stadtpark führt. Rechts an Stelle des einstigen bürgerlichen Zeughauses Gastwirtschaft der Liesinger Brauerei (Gedenktafel an die Hinrichtung von 1671). An der Bahngasse selbst Kapuzinerkloster und kirche (ehedem Minoritenanlage). Diese besteht aus dem 1389 vollendeten Chor (mit schönen Maßwerkfenstern), der infolge Erdbebensschäden und vielleicht auch aus anderen Gründen nur notdürftig abgeschlossen wurde. Das Innere der Kirche wie das anstoßende Kloster sind ganz schlicht gehalten.

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