Adressbuch Wiener Neustadt 1930

44 Niederlassung trat. In der dahinführenden Schlöglgasse befindet sich die 1919 errichtete Tuberkulosenfürsorgestelle. Rechts an der Ungargasse liegt das Neukloster mit der Neuklosterkirche und dem anstoßenden Klostergarten. Dieses Kloster war ursprünglich eine Dominikanerniederlassung und schon als solche ein Hauptverteidigungswerk an der Ostseite der Stadt. Friedrich III, übergab es 1444 dem Zisterzienserorden, der sonst in Städten selten zu finden ist. Heute ist das Kloster mit dem zu Heiligenkreuz unter einem Abte vereinigt. Die Kirche weist über älterer Anlage zwei gotische Baustufen auf die breite Hallenkirche wurde 1444 begonnen, der Chor ist wenig älter, reiches Maßwerk in dessen Fenstern. Barocker Sakristeianbau. Der alte Wehrgang in am Chore noch erkennbar. Die schlichte Fassade springt in zwei Kapellen vorbauten westwärts vor, die nördliche Kapelle stiftete Herzog Albrecht v. alte Inschrift), Nächst der Kirchentüre Denkmal für den spanischen Dichter und Ge¬ heimsekretär Ferdinands Cristobal de Castillejo (1556), der in der Kirche vor ist. dem Hochaltar beigesetzt Inneres der Kirche: Durch barocke Umgestaltung ist der gotische Grund¬ charakter etwas verfärbt (Fenstervermauerung, besonders rechts, wo dieAbtragung der Strebepfeiler bei dem Stockwerksaufbaue des Klosters Verspreizungen nötig machte. Im gotischen Gewölbe Wappen und Monogramm Friedrichs III. Der Chor schließ unmittelbar an das Langhaus und ist viel heller als dieses beabsichtigte Lichtwirkung der Barockzeit). Der Hochaltar von 1699 nimmt die ganze Chorbreite und höhe ein Gemälde „Maria Himmelfahrt des Niederländers Schoonsans, schwere, breitausladende Hildnerei von Andreas Schellauf 2). An der Altarückwand Inschrift und Wappen des Abtes Alexander Standhartner (1683—1707), Uebrige Kircheneinrichtung: 18. Jahr¬ hundert. Unter den Seitenaltären ragen besonders hervor links vom Choransage der Speisealtar (Gemälde von Waßhuber d. J., 1742, „Bision des Hl. Bernhard, recht¬ der Benedicti Altar (Gemälde von Martin Altomonte Hohenberal, 1737, „Der Hl. Be¬ nedikt überreicht durch einen Engel dem Hl. Robert die Ordensregel, darunter Czen¬ stochauer Muttergottes mit legendären türkischen Säbelieben aus dem aufgehobener Paulanerkloster, das Friedrich III. unweit des Neuklosters gestiftet hatte), dann im rechten Seitenschiff der Schutzengel= oder Annenaltar mit prachtvollem Gemälde von Martin Altomonte „Der Sieg des Christentums über das Heidentum, Hier wie an anderen Altären großangelegter bildnerischer Schmuck in mächtigen Statuen und seinen vergoldeten Reliefs, Kanzel vielleicht von Johannes Wagner, um 1700. Schwere früh¬ barocke Chorstühle, Breit ausladender in Schnitzwerk und Stuck reichverzierter Orgel¬ chor. Sehr sehenswert die südliche Anbaukapelle; diese ist zu einem kleinen Zentralbau umgestaltet. Kreuzigungsaltar von 1745 (restauriert), Deckenfresko barocken Christi Himmelfahrt mit Blumenstücken in den Zwickeln von Joh. Ludwig Grebe, herrliche Kirchenstühle mit aufgesetzten geschnitzten Medaillons (Monogramm J. M. 1740 In der Kapelle des Herzogs Albrecht VI. spätgotisches Netzgewölbe, Grabmal des Erb¬ schenken Sigismund Spar von Tirol (1452), Grabdenkmäler in der Kirche: Castille (s. o.), hinter dem Hochaltar (Zugang durch die barock eingerichtete Sakristei) Grab¬ mal der Kaiserin Eleonore, der Gemahlin Friedrichs III., von der Meisterhant des Niklas Lerch, nächst dem Schutzengelaltar das ihrer Hofdame Beatrix Lov (manirierte Gewandfalten), weiters mehrere figürlich und heraldisch gezierte Grabsteine an den Seitenschiffwänden. Das Kloster: Jetzige Gestalt seit dem Erneuerungsbau des Abtes Alexander Standhartner (Chronogramm über dem festungsmäßigen Tore), Pietätvoll erhielt Wappen Fried¬ dieser die gotische „Krönung Mariens mit Spruchband und richs III. von 1440 und fügte das barocke Fresko der Ordensheiligen Benedikt und Robert hinzu. Durch das Tor in den ersten Hof mit schmiedeisernem Brunnenhäus¬ chen (16. Jahrhundert), Gegenüber der Einfahrt Prälaturtrakt, links in den inneren Hof (über der Türe Büste des Hl. Bernhard mit religiöser Inschrift, 1760). Rings um den inneren Hof schmuckloser Kreuzgang. An der Ostseite Refektorium, ganz aus¬ gemalt (Abendmahlbild, das den Beschauer zur Teilnahme einzuladen scheint, Medaillons aus dem Leben des Hl. Bernhard, äußerst realistische Darstellung an der Decke; diese Malereien werden Meister Bergl (Peral) zugeschrieben, 1765168.) Daneben Kapitel. saal, jetzt Taufkapelle. Im ersten Stocke Bibliothekssaal in vornehmem Barock, Stiftsmuseum. Altertümliche Häuser in der zur Neunkirchnerstraße führenden Schulgass benannt nach der jetzigen Mädchenhauptschule, der ersten auf Grund des Reichsvolks¬ schulgesetzes errichteten „Kommunalhauptschule", 1868) und in der diese kreuzenden erga Eckhaus mit Erker und gemaltem Sattlerzeichen, an Nr. 18 Gedenk¬ tafel am Hause des Kanzlers Max Treitzsauerwein von Ehrentreitz (1527).

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