Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

Am 27. September ·1540 hatte Papst Paul III. in seiner Bulle „Regimini militantis ecclesiae " diesen gottgeweihten , für die Kirche einsatzfähigen Männerbund des Basken lgnatius von Loyola als neue Ordensgemeinschaft ,, Societas Jesu " bestätigt. Die Gesamtauffassung des Heiligen von seiner Stiftung betrachtete den Papst als deren eigentlichen und höchsten Oberen . Ihm habe der General des Ordens und durch ihn die ganze Gesellschaft Jesu zu dienen sowohl durch die äußere Tat als auch durch die innere Haltung des Verstandes, Willens und Herzens. In den Konstitutionen heißt es : ,,Weil die Mitglieder dieser Genossenschaft jeden Augenblick bereit sein müssen, nach beliebi– gen Teilen der Welt hin und her zu reisen , wohin immer sie vom Papst oder ihren Oberen geschickt werden, so sollen sie keinen regelmäßigen Seelsorgedienst (cura an imarum) übernehmen, ... 10 ). Auf Grund der in der Verfassung betonten Zielstrebigkeit und alles beherr– schenden Unterordnung unter den einmal gewählten Zweck, beschränkte sich der Orden bald hauptsächlich auf zweierlei, nämlich auf die günstige Beein– flußung der Jugend durch Christenlehre und Unterricht, sowie auf die Bekämpfung der „ Ketzer " , das heißt, der Lutheraner und Calvinisten. - Ein Gedanke kehrt in den päpstlichen Schreiben dieser Zeit öfters wieder, den Pius V. in einem Breve vom 21. Mai 1568 in die Worte kleidet: Die Gesell– schaft Jesu widmet sich mit solch rastlosem Eifer dem Seelenheil des Nächsten, daß er, der Papst, dieselbe in diesen stürmischen Zeiten der Kirche für ein Werk der besonderen Providenz Gottes halte11 ). Für die Habsburger war der Kampf gegen den Protestantismus in ihren eigenen Erblanden eine Existenzfrage: denn Protestantismus war gleich– bedeutend mit Ständemacht, die im Falle ihres Obsiegens den österreichi– schen Gesamtstaat in eine Reihe von Adelsrepubliken aufgelöst hätte12 ). Der Weiterbestand des S'taates hing von der Lösung der Glaubensfrage ab, der Bestand und das Weiterleben der Kirche Österreichs vom helfen– den Eingreifen des Herrscherhauses in den Religionskampf. Eine der ent– scheidenden Taten Ferdinand 1. war die Berufung der Gesellschaft Jesu nach Österreich. Der erste Jesuit, der in Wien wirkte, war P. Nikolaus Bob ad i 11 a. Er war im Juni 1542 im Gefolge König Ferdinands in die Kaiserstadt gekommen . Während seines kurzen Aufenthaltes in diesem Jahr und den Wintermonaten 1544/45 hatte der König die Tätigkeit der neuen Gesellschaft umso mehr kennen und schätzen gelernt. Am 25. April 1551 trafen P. Claudius Ja j u s {Lejay) und Magister Peter Schor ich in Wien ein, erhielten Wohnung im Dominikanerkloster, wurden von lgnatius 39

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