Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

Auf der Durchreise zum Reichstage nach Regensburg besuchte der Kaiser am 9. Juni 1630 die Stadt Steyr. Der Färbermeister Jakob Zetl erzählt in seiner Chronik: ,,Den Anderten Tag darauff alss am Grossen Vmgang seindt vmb 7 Vhr Fruehe lhro Mayestätten der Kaysser, die Kaysserin, auch der König sambt denen 2en Kaysserlichen Princessinnen vnd der Ganze Hoff in die Dominicaner Kirchen gangen, aldorten Waren 5 Tapezierte Bett Stüel, hat Herr Antonius Spindler, Abbt Zu Gärsten dass Ambt gesungen, nach vollendtem Ambt gienge die Procession durch die Statt hinab, ... Es waren an Allen Orthen Griene Baumb aufgemacht vnd alles auf dass Schönste zugerichtet worden, es ware überauss schön vnd Warmb ..."i). (Aus diesem Augenzeugenbericht über die Corporis Christi Feier in Steyr ist nichtsmehr zu bemerken von der einstigen Hochburg des Protestantismus. Noch zum Jahr 1621 schreibt derselbe Chronist: ,, Den 18. November ist widrumb ein Fähnl Soldaten auf Steyr kommen, seindt 4 Monate alhier gelegen, vnsser Catholischen Burger seindt nur 16 gewesen"8 ).) Die liturgische Vormittags– feier des Fronleichnamstages endete mit der Ansprache des kaiserlichen Hofpredigers, eines Jesuiten, in der Dominikanerkirche. Nach der Mittags– tafel im Kloster Garsten nahm der Kaiser an der Vesper teil, dann fuhr er mit seinem Gefolge zu den Kapuzinern, um ihr neues Kloster zu besichti– gen. ,, Hierauf begaben sich die kaiserlichen Majestäten in die Pfarrkirche, welche damals gerade im Bau war und kehrten schließlich wieder ins Schloß zur Tafel zurück." Wenn auch die Steyrer Chronik sonst nichts berichtet über diese Stadtbesichtigung durch den Kaiser, war sie dennoch für die Errichtung des Jesuitenkollegs in Steyr von Bedeutung . Die Jesuiten verzeichnen in ihrem Gründungsbericht! ,,Steyr, eine Stadt in Oberöster– reich , an der Enns gelegen, bis jetzt bekannt durch ein Gymnasium der Häretiker: Daß in ihr unsere Gesellschaft einen Sitz errichte, ist der Wunsch vieler; dies wurde auch durch das Urteil Sr. Majestät, des Kaisers Ferdi– nand II., als er von da nach Regensburg reiste gebilligt (comprobatum) , der auch den Ort des künftigen Kollegs bezeichnete. "9 ) 38

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