Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

auf Bitte König Ferdinands hin beauftragt, eine Kollegsgründung vorzube– reiten und theologische Vorlesungen an der Universität zu übernehmen . Am 31. Mai folgte ihnen der belgische Jesuit P. Nikolaus De I an o y mit elf jungen Jesuiten verschiedenster Nationen. Seit zwanzig Jahren war in Wien kein einziger Priester geweiht worden. Um den Ansprüchen gerecht zu werden, wurden im März 1552 zwei weitere Patres von Ingolstadt nach Wien abgeordnet : Petrus Ca n i s i u s und Nikolaus Go d am u s. Der Heilige und Kir– chenlehrer Petrus Canisius in Wien (bis 1556): Professor an der Hochschule, Hofprediger und Reformberater des Königs, Aush ilfsseelsorger in verschie– denen Ortschaften der Umgebung Wiens. Er lehnte es ab, Bischof von Wien zu werden, weil er darin eine Gefahr für den Geist und die Wirksamkeit des Ordens sah. Im Frühjahr 1555 erschien sein Katechismus unter dem Titel „Summa doctrinae christianae " . Die Bedeutung dieses Lehrbuches ,ist schon daraus ersichtlich , daß es bis zum Tode des Heiligen (am 21 . 12.1597) zweihundert Auflagen erlebte und in zwölf Sprachen übersetzt wurde. Als Leiter der oberdeutschen Provinz des Ordens blieb Canisius noch weiter mit Wien in Verbindung, bis 1563 eine eigene österreichische Provinz abge– trennt und P. Delanoy unterstellt wurde. - Am 30. April 1554 übersiedelten die Jesuiten in das Karmeliterkloster am Hof ; sie errichteten ein Knaben– konvikt und das erste Noviziat in Deutschland . Der bekannteste Zögling aus der ersten Zeit der Wiener Jesuitenschule ist der heilige Stanislaus Kost k a. Kaiser Maximilian (1564-1576) ein schwächlicher Charakter, in seiner religiösen Haltung immer schwankend, zeigte sich gegen die Jesui– ten „nicht so ganz unfreundlich, wie man anfangs gefürchtet hatte"13 ) . Er bestätigte sogar mit Lobsprüchen auf Leben und Sterben der Gesellschaft am 20. September 1568 die Fundation des Wiener Kollegs. Dem Wunsche Kaiser Ferdinands gemäß kam es auch in I n n s b r u c k zur Gründung einer Niederlassung der Jesuiten : Am 25. Juni 1562 erfolgte die feierliche Eröffnung der Schule, die im Franziskanerkloster untergebracht worden war. Der kaiserliche Hof und Provinzial Canisius nahmen daran teil. Den Töchtern Kaiser Ferdinands, den Prinzessinnen Magdalena, Marga– reta und Helena verdankt das Jesuitenkolleg in H a 11 in Tirol seine Stif– tung (1573). - Durch Erzherzog Kar I von lnnerösterreich kam es 1573 in G r a z zur Errichtung eines Kollegs. Dieses erreichte neben dem Wiener Kolleg die größte Bedeutung für Österreich. 1585 gründete der Erzherzog eine Universität und übertrug sie der Gesellschaft Jesu, die dort Theolo– gie, Philosophie und Artes liberales vortragen sollte. - Für die Ausbildung der Ordensmitglieder wurde die Niederlassung der S'J in Leoben von großer Bedeutung. Erzherzog Ferdinand hatte den Patres der Gesellschaft Jesu im Jahre 1613 seine in der Nähe der Murbrücke gelegene Burg ge– schenkt. Dort wurde am 8. September 1615 das Noviziat eröffnet. 1624 wurde der Grundstein für das neue Kolleg gelegt. - Jesuitenkollegien entstanden ferner in Linz (1602), Klagenfurt (1605) , Krems (1615), Judenburg (1620); daneben die Residenzen in Pulgarn (1609), Sankt Bernhard bei Horn (1621) und Traunkirchen (1623). 40

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